München, Köln (epd). Der bayerische Antisemitismusbeauftragte Ludwig Spaenle (CSU) hat die für den 5. September geplante Gedenkfeier zum 50. Jahrestag des Münchner Olympia-Attentats infrage gestellt. Angesichts der Absage der Angehörigen der Opfer müsse ernsthaft geprüft werden, ob eine solche Gedenkfeier möglich ist, sagte Spaenle am Mittwoch im Deutschlandfunk. Die Verantwortung für das Zerwürfnis mit den Angehörigen sieht er bei der Bundesregierung.

Die Bundesregierung habe es versäumt, auf Augenhöhe über eine entsprechende Entschädigung zu verhandeln. "Dies ist bisher nie geschehen", sagte Spaenle. Die Absage der israelischen Delegation sei ein "schwerer Schlag".

Das Attentat palästinensischer Terroristen auf die israelische Olympia-Mannschaft in München jährt sich in knapp zwei Wochen zum 50. Mal. Bei den Olympischen Sommerspielen hatten palästinensische Terroristen in der bayerischen Landeshauptstadt die israelischen Sportler überfallen, zwei Menschen getötet und neun Israelis als Geiseln genommen. Sie verlangten von Israel die Freilassung von palästinensischen Terroristen und von Deutschland die Freilassung der RAF-Terroristen Andreas Baader und Ulrike Meinhof. Ein Befreiungsversuch der Geiseln durch deutsche Sicherheitsbehörden scheiterte. Am Ende starben alle Geiseln, ein Polizist und fünf Terroristen.

Spaenle sprach von einem "Staatsversagen erster Ordnung", für das die Bundesrepublik Deutschland Verantwortung übernehmen müsse. Die Frage der Höhe der Entschädigung für die Angehörigen sei dabei sekundär. "Vielleicht gibt es noch eine Lösung, ich kann sie mir allerdings nur schwer vorstellen", sagte der CSU-Politiker.

Nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung (Mittwoch) ist die Bundesregierung weiterhin bemüht, den Streit um Entschädigungen beizulegen. "Die Bundesregierung bedauert, dass es bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht gelungen ist, mit den Hinterbliebenen einen Konsens zu erzielen. Daher werden die vertrauensvollen Gespräche fortgesetzt", zitiert die Zeitung eine Mitteilung des Ministeriums.

Ron Prosor, Israels Botschafter in Deutschland, sagte der "Bild" zu einer möglichen Verständigung: "Wir haben zwei Wochen Zeit, um daran zu arbeiten. Ich hoffe, dass eine Lösung gefunden werden kann. Die Familien verdienen einen Abschluss."