Düsseldorf (epd). Ein großer Teil der sogenannten Challenges auf der Onlineplattform TikTok ist einer Studie zufolge potenziell schädlich. Bei einem Drittel der untersuchten Herausforderungen handele es sich um riskante Aktionen, die etwa zu körperlichen Schäden führen könnten, ergibt eine am Dienstag in Düsseldorf veröffentlichte Studie der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen. Ein Prozent der Videos habe sogar potenziell tödliche Challenges beinhaltet. Mit rund 65 Prozent gehe es beim überwiegenden Teil der rund 2.500 untersuchten Challenge-Videos um harmlose Aktionen, wie etwa Singen und Tanzen, hieß es. Die Studie wurde von Wissenschaftlerinnen der Uni München um Auftrag der Medienanstalt NRW umgesetzt.

Sogenannte Challenges umfassen eine festgelegte Aktivität, deren Durchführung in Form von Videos festgehalten und dann auf Social-Media-Plattformen geteilt werden. Dabei kann es um harmlose Aktionen gehen, aber auch um gesundheitsschädliche Herausforderungen oder Mutproben mit gefährlichen Substanzen, extrem scharfen Lebensmitteln oder übergriffigen bis kriminellen Aktionen.

Über 60 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen gaben laut Studie an, auf TikTok bereits auf Inhalte gestoßen zu sein, die bei ihnen Unwohlsein ausgelöst haben. Rund ein Viertel der Befragten berichtete, mehrmals pro Woche auf solche Inhalte zu stoßen. Etwa 40 Prozent würden eine unabhängige Meldestelle begrüßen, bei der sie entsprechende negative Challenges und problematische Videos melden können.

Besonders beunruhigend seien Inhalte, die einerseits Gewalt, andererseits extremistisches Gedankengut verbreiten, schreiben die Studienautorinnen. Solche Inhalte würden allerdings eher selten aus dem Bereich der Challenges stammen, sondern eher aus anderen Kontexten, die psychisch belastend seien. Eine Ausnahme seien Darstellungen von Schmerz, die in 15 Prozent der untersuchten Challenge-Videos auf TikTok gefunden worden seien.

TikTok reguliere zwar schädliche Inhalte, indem die Challenges und damit zusammenhängende Suchbegriffe blockiert würden, hieß es. Wenn ein schädliches Video von TikTok allerdings nicht früh genug oder ausreichend reguliert werde, könnten sich Challenges innerhalb weniger Wochen stark verbreiten. "Nach welchen Kriterien TikTok Challenges reguliert, mit Warnhinweisen versieht oder gar löscht, bleibt jedoch vollkommen unklar", kritisierte die Medienaufsichtsbehörde. Hier fehle es an Transparenz.

Der Direktor der NRW-Medienanstalt, Tobias Schmid, forderte: "TikTok muss neben den offensichtlichen Nachlässigkeiten beim Schutz der Menschenwürde auch im Bereich des Jugendschutzes anfangen, seine Verantwortung ernst zu nehmen." Gleichzeitig müssten Eltern und pädagogische Fachkräfte sich immer wieder bewusst machen, dass Kinder heute auch in einer digitalen Welt aufwachsen. Wichtig sei deshalb ein aufrichtiges Interesse an der Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen. Sie sollten zudem darin bestärkt werden, Videos wegzuklicken oder zu melden, wenn sie sich mit Inhalten nicht wohlfühlen.

Die Studie basiert auf den Ergebnissen einer Online-Befragung zur Wahrnehmung von Challenges unter 755 in Deutschland lebende Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 16 Jahren. Zudem wurde eine quantitative Inhaltsanalyse von 2.533 Videos zu Tiktok-Challenges durchgeführt.

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