Berlin, München (epd). Deutlich weniger Menschen als angekündigt erhalten einer Studie zufolge die staatliche Grundrente. Bei der Einführung 2021 waren 1,4 Millionen Bezugsberechtigte angegeben worden. Ende 2022 seien nur 950.000 Altersrentner auf einen Bruttozuschuss von etwa 90 Euro als Grundrente gekommen, teilte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) am Dienstag in Berlin mit. Das sei zwar beim Bezug geringer Einkommen "ein relevanter Zuschuss", doch lasse sich drohende Altersarmut ohne eine Ausweitung der Grundrente nicht bekämpfen, erklärten die Forscher. Zuerst hatte die "Süddeutsche Zeitung" (Dienstag) über die Studie berichtet.

Rechnet man die Zuschläge, die auch Beziehern von Hinterbliebenenrenten und Erwerbsminderungsrenten zustehen, dazu (zusammen 150.000), dann ergibt sich aus der Studie, dass der Grundrentenzuschlag bei 4,3 Prozent der etwa 21 Millionen Bestandsrenten ausgezahlt wird.

Die Grundrente ist ein Zuschlag auf die Altersrente und keine Mindestrente. Sie wird bezahlt, falls der Grundrentenbeziehende ohne den Zuschlag gleich viel oder weniger Geld als in der Grundsicherung erhalten würde. Aufgrund des aktuellen Rentenwerts (Stand Juli 2023) kann der monatliche Zuschlag derzeit maximal 460,60 Euro betragen.

"Die Grundrente hilft, aber sie unterstützt zu wenige Leute. Sie reicht nicht aus, um Armut im Alter ausreichend zu bekämpfen", sagte Peter Haan, Leiter der Abteilung Staat am DIW und Mitautor der Erhebung, der "Süddeutschen Zeitung".

Von der Regelung profitieren den Angaben nach vor allem Frauen und Ostdeutsche. Etwa 72 Prozent der Bezieher waren Frauen, denn sie können öfter als Männer Kindererziehungszeiten und niedrigere Löhne geltend machen. Im Osten erhielten 4,1 Prozent der Männer und 7,8 Prozent der Frauen die Grundrente, im Westen waren es 1,8 Prozent (Männer) und 6,2 Prozent (Frauen). Im Schnitt bekamen sie eine Aufbesserung der monatlichen Rente von 86 Euro.

Die Autoren der Studie betonen mit Blick auf die Zukunft, dass die Einkommenssicherungsfunktion der Renten gestärkt werden müsse. Im Kampf gegen Altersarmut reiche der heutige Grundrentenzuschlag nicht aus. Die Ausweitung der Grundsicherung auf Personen mit niedrigen Beitragszeiten oder die Einführung einer Mindestrente wie in den Niederlanden oder Österreich "wäre eine sinnvolle Ergänzung" der Alterssicherung, hieß es.

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