Würzburg (epd). Er steht seit der Antike für Keuschheit und soll den "Drang zum Beischlaf" mäßigen: Der Mönchspfeffer ist zur Arzneipflanze des Jahres 2022 gewählt worden. Aufgrund der großen Bedeutung in der Kultur- und Medizingeschichte und dem Potenzial für die medizinische Nutzung sei der Mönchspfeffer auserkoren worden, teilte der interdisziplinäre Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde am Donnerstag in Würzburg mit.

Die moderne Forschung habe in den vergangenen Jahrzehnten ergeben, dass Mönchspfeffer tatsächlich die Sexualhormone beeinflusse, heißt es weiter. Er senke das Prolaktin im Körper, wodurch eine dämpfende Wirkung auf das sexuelle Verlangen bei Frauen und Männern durchaus erklärt werden könne. Außerdem wirkt Mönchspfeffer positiv bei Frauen mit Zyklusstörungen: Denn zu viel Prolaktin störe den weiblichen Zyklus, sei ursächlich für das prämenstruelle Syndrom und könne auch den Eisprung verhindern.

Bereits den alten Griechen sei der Mönchspfeffer ein Symbol der Keuschheit gewesen, teilte der Studienkreis weiter mit. Im Mittelalter sei dann in christlicher Tradition die Übersetzung "agnus castus" (keusches Lamm) im Sinne vom Lamm Gottes als Symbol der Unschuld und der Reinheit dazugekommen. Mönchspfeffer ist vom Mittelmeerraum über Südwestasien bis hin zur Krim und Pakistan verbreitet. Die Samen sehen aus wie Pfeffer und wurden bereits von den Mönchen als Gewürz genutzt.

Mönchspfeffer ist im Volksmund auch bekannt unter Pfefferstrauch, Keuschbaum, Keuschlamm, Liebfrauenbettstroh, Abrahamstrauch, Athenbaum oder Tanis. Die Arzneipflanze des Jahres wird seit 1999 vom Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde an der Universität Würzburg gekürt. Ziel ist, an die lange und gut dokumentierte Geschichte von Pflanzen in der europäischen Medizin und an ihren Nutzen auch in der Gegenwart zu erinnern.