Bad Kissingen (epd). Überraschende Wende im Konflikt um einen Tarifvertrag für das Bad Kissinger Kurorchester "Staatsbad Philharmonie": Nach einem wochenlangen teils öffentlich ausgetragenen Hin und Her zwischen der Stadtspitze und der Staatsbad GmbH auf der einen sowie der Deutschen Orchestervereinigung (DOV) und dem Orchesterleiter auf der anderen Seite, gibt es nun offenbar eine Einigung zwischen Arbeitgeber und Musikern - ganz ohne Mitwirkung der Musikergewerkschaft DOV und vor allem mit einer deutlichen Distanzierung vom bisherigen Orchesterleiter Burghard Tölke.

Acht Musikerinnen und Musiker des zehnköpfigen Ensembles haben am Freitag einen Brief an die Staatsbad-Geschäftsführerin Sylvie Thormann sowie eine kurze Mitteilung zum "Ende der Streiks" veröffentlicht. Im Schreiben an Thormann entschuldigen sich die acht Unterzeichner ausdrücklich "für die Unannehmlichkeiten des Arbeitskampfs": "Besonders schämen wir uns für die Missachtung der Etikette von Orchesterleiter Herrn Burkhard Tölke bei der Unesco-Welterbe-Verleihung." Die Musiker hätten nur auf Anweisung gehandelt, als sie während des Auftritts Streikwesten angezogen hatten.

Die DOV, die in den vergangenen Wochen massiv die Arbeitgeberseite für ihre Weigerung kritisiert hatte, keine Gespräche mit der Gewerkschaft führen zu wollen und stattdessen auf Einzelgespräche mit Musikerinnen und Musikern zu setzen, gab sich am Freitag ungewohnt zugeknöpft: "Wir nehmen mit Bedauern zur Kenntnis, dass vor Ort Kräfte gewirkt haben, die die gemeinsame Strategie und Zielsetzung nicht zur Verwirklichung gebracht haben." Für weitergehende Stellungnahmen waren weder die Gewerkschaft noch der kritisierte Orchesterleiter am Freitagnachmittag erreichbar.

In der Stellungnahme der acht Musikerinnen und Musiker hieß es, der Oberbürgermeister von Bad Kissingen, Dirk Vogel (SPD), und Staatsbad-Geschäftsführerin Thormann hätten "kompetent und anschaulich" ein Angebotspaket gemacht, mit dem "die Staatsbad Philharmonie Kissingen wunderbar arbeiten und leben kann". Man sei froh, dass auch die beiden zwischenzeitlich entlassenen Künstler "nach Klärung aller Umstände" bald wieder eingestellt werden sollen. "Wir freuen uns riesig, dass dieses Dilemma endlich ein gutes Ende gefunden hat", schreiben die acht Orchestermusiker.

Die Staatsbad GmbH, ein Gemeinschaftsbetrieb von Stadt und Freistaat, ist Träger des Bad Kissinger Kurorchesters. Das Ensemble spielt weltweit als einziges professionelles Orchester in der großen Berliner Salonorchester-Besetzung, die zwischen 1880 und 1950 in den bürgerlichen Salons und Ballräumen zu finden war.