Stuttgart (epd). Winterzeit ist Fieberzeit. Doch Patienten, die an Herzinsuffizienz oder Bluthochdruck leiden, sollten bestimmte Schmerzmittel, sogenannte nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), nicht unbedacht konsumieren, weil laut Barmer gefährliche Wechsel- und Nebenwirkungen auftreten könnten. "Menschen mit Herzschwäche sollten diese Medikamente nicht einnehmen, da sie die Leistung des Herzens verschlechtern können", sagte Winfried Plötze, Landesgeschäftsführer der Barmer in Baden-Württemberg, im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Trotzdem seien sie in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr rund 77.800 Erwachsenen mit Herzinsuffizienz verordnet worden. Zudem würden NSAR die Wirkung von blutdrucksenkenden Medikamenten schwächen. Das gelte auch für die frei verkäuflichen Varianten. Deshalb sollten sich Menschen mit Bluthochdruck auch über die Wechselwirkungen von rezeptfreien Medikamenten in der Apotheke beraten lassen. Insgesamt wurde im Südwesten innerhalb eines Jahres laut aktuellem Barmer-Arzneimittelreport rund 2,4 Millionen Erwachsenen ohne Tumorerkrankung ein Schmerzmittel verschrieben.

Plötze warb für die elektronische Patientenakte. Bislang hätten vielfach weder Apotheker noch Ärzte einen umfassenden Überblick. "Wir Deutsche sind Weltmeister, was die Anzahl der Arztbesuche angeht", so Plötze. Der Patient im Südwesten habe innerhalb von zehn Jahren durchschnittlich 20 behandelnde Ärzte, die oft nicht ausreichend voneinander wüssten. Jedes Jahr würden tausende Menschen in Deutschland wegen unerwünschter medikamentöser Wechselwirkungen sterben, so Plötze.

Für den Barmer-Arzneimittelreport wurde auch die Verschreibung von Opioiden analysiert. Das sind sehr starke Schmerzmittel, die ein hohes Suchtpotenzial haben. Laut Plötze gibt es in den USA seit einigen Jahren eine regelrechte Opioid-Krise, die bereits tausende Menschen das Leben gekostet habe. In Baden-Württemberg hätten im vergangenen Jahr fast 351.000 Personen ohne Tumorerkrankung ein Opiat verschrieben bekommen; bundesweit seien es rund drei Millionen Erwachsene gewesen. "Opioide sind weder Allheilmittel noch Teufelszeug", so Plötze. Für einige Patienten seien sie die einzige Möglichkeit, um sehr starke Schmerzen zu lindern. Aber vor jeder Verordnung müssten Nutzen und Schaden sorgfältig abgewogen werden. Es müsse gelten: So viel wie nötig, so wenig wie möglich.

Für den aktuellen Barmer-Arzneimittelreport wurden die Barmer-Daten der Jahre 2017 bis 2022 ausgewertet.

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