München, Fürth (epd). Der Direktor des Jüdischen Museums München (JMM) Bernhard Purin ist tot. Wie das Museum auf seiner Website am Dienstag mitteilte, ist er bereits in der vergangenen Woche im Alter von 60 Jahren gestorben. Der österreichische Kulturwissenschaftler leitete zuvor das Jüdische Museum Franken in Fürth. Purin engagierte sich im Vorstand des Association of European Jewish Museums und war in vielen wissenschaftlichen Beiräten.

Der gebürtige Bregenzer studierte empirische Kulturwissenschaften und Neue Geschichte in Tübingen und arbeitete 1990 und 1991 als Projektleiter am Aufbau des Jüdischen Museums Hohenems. Zwischen 1992 und 1995 war Bernhard Purin Kurator am neu gegründeten Jüdischen Museum Wien. Hier initiierte er das Wiener Jahrbuch für jüdische Geschichte, Kultur und Museumswesen, heißt es in dem Nachruf des JMM, der unter anderem von Anton Biebl, dem Kulturreferenten der Stadt München, unterzeichnet ist.

Bei einem Forschungsaufenthalt an den Central Archives for the History of the Jewish People in Jerusalem fand Purin das Inventarbuch des weltweit ersten Jüdischen Museums.

1995 wurde Bernhard Purin zum Leiter des Jüdischen Museums Franken in Fürth ernannt. Mit ironischen Zugängen zur Jüdischen Geschichte und Gegenwart löste er dort Kontroversen aus, etwa mit der satirischen Ausstellung "Feinkost Adam" der jüdischen Künstlerin Anna Adam. 2002 wurde er zum Gründungsdirektor des Jüdischen Museums München berufen, das 2007 öffnete.

In München war Purin auch an der Entwicklung des 2017 eröffneten Erinnerungsorts für die Opfer des Olympia-Attentats beteiligt. 2022 koordinierte er mit seinem Team ein zwölfmonatiges Erinnerungsprojekt Zwölf Monate - Zwölf Namen, das jeden Monat einem der 1972 Ermordeten gedachte.

Purin sei "ein streitbarer Kopf" gewesen, der dem "oft naiven Umgang mit Objekten der materiellen jüdischen Überlieferung" kritisch begegnete und auf genauer Objektrecherche bestand, heißt es in dem Nachruf.

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