München, Düsseldorf (epd). Die Münchener Wirtschaftswissenschaftlerin Monika Schnitzer spricht sich angesichts deutlich steigender Gaspreise für ein Pro-Kopf-Energiegeld von 500 Euro aus. "Da wir in Deutschland kein System haben, mit dem wir zielgenau die Menschen mit geringen Einkommen und geringen Ersparnissen entlasten können, halte ich ein staatliches Pro-Kopf-Energiegeld für alle Erwerbstätigen von 500 Euro in diesem Herbst für die zweitbeste Lösung", sagte Schnitzer der "Rheinischen Post" (Freitag) in Düsseldorf. "Dieses Mal sollten aber auch Rentnerinnen und Rentner, Studierende und Transfer-Empfänger das Energiegeld bekommen", betonte die Ökonomin, die Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und Lehrstuhlinhaberin an der Ludwig-Maximilians-Universität ist.

"Da es sich um eine temporäre Hilfe für einen temporären Schock handelt, spricht einiges für eine Schuldenfinanzierung, um die Belastung durch den Schock besser über die Zeit zu verteilen", betonte Schnitzer. Das könne es erforderlich machen, die Schuldenbremse auch 2023 wieder auszusetzen. "Der Bund könnte überlegen, ähnlich wie beim Bundeswehr-Sondervermögen, einen kreditfinanzierten Fonds für das Energiegeld einzurichten."

Zudem plädierte die Wirtschaftswissenschaftlerin für die Einführung eines neuen "Energie-Soli". Dabei gehe es nicht darum, den alten Soli wieder für alle einzuführen, den derzeit nur noch die obersten zehn Prozent der Einkommensbezieher bezahlen müssen, sondern um einen neuen "Energie-Soli", der als Prozentsatz auf die Einkommensteuer erhoben wird, sagte Schnitzer.