Tagesmutter Sabrina Bertsch steht mit ihrem Hund Amy vor ihrem Hochbeet. Manchmal sucht sie dort mit ihren Schützlingen nach Würmern, zu anderen Zeiten pflanzen sie Karotten oder Kürbisse. Die 32-jährige Pforzheimerin ist seit fast einem Jahr Tagesmutter. Bis zu fünf Kinder zwischen einem und sechs Jahren betreut sie zeitgleich.

Die Öffnungszeiten ihrer Kindertagespflege "Pusteblümchen" sind von 7 Uhr bis 16 Uhr. In dieser Zeit tröstet sie, wickelt, macht Pfannkuchen, füllt Planschbecken, bastelt Weihnachtssterne, geht auf den Spielplatz, klebt Pflaster auf und hält Ordnung im Haus. "Richtige Pause hat man eigentlich keine", sagt sie.

Arbeit in der Kita machte keine Freude mehr

Zuvor war Bertsch Leiterin einer Kita. Aber wegen Personalmangel, Bürokratie und zahlreicher Überstunden machte ihr die Arbeit keine Freude mehr. Teils betreute sie zusammen mit einer Praktikantin 20 Kinder. "Ich hatte das Gefühl, Kinder nur noch aufzubewahren", sagt sie. Aber sie will lieber gestalten und fördern. Die Arbeit als Tagesmutter bezeichnet Bertsch als ihren "Traumberuf".

"Ohne die Kinder würde ich an vielen kleinen Dingen - etwa ungewöhnlichen Schnecken - vorbeilaufen",

sagt sie. Sie genieße es auch, die Entwicklung der Kinder zu beobachten.

Bundesweit sind rund 41.000 Menschen in der Kindertagespflege tätig. Problematisch sei, dass die Kinder öfter wechselten, sagt Bertsch. Etwa, weil die Eltern einen Kitaplatz bekommen haben. "Das bedeutet für mich finanzielle Unsicherheit." Zudem können durch häufige Wechsel auch keine eingeschworenen Gemeinschaften zwischen den Kindern entstehen.

Urlaub ist spannungsgeladen

Auch das Thema Urlaub ist spannungsgeladen, denn wie viele Tageseltern hat Bertsch keine Vertretung. Manche berufstätige Alleinerziehende ist aber abhängig von ihrer Tagesmutter. So benötigte etwa eine Mutter zwischen Weihnachten und Silvester eine Kinderbetreuung, berichtet Bertsch. Sie setzt daher darauf, Urlaube und freie Tage möglichst früh mitzuteilen und mit den Eltern im Gespräch zu sein.

"Die müssen ja auch schauen, wie sie freibekommen."

Krank sein hat Bertsch praktisch abgeschafft. "Zum Glück hatte ich schon sehr lange nichts mehr", sagt sie. Vermutlich hätte ihre frühere Arbeit in der Kita sie abgehärtet. Aus dieser Zeit kenne sie aber das Gefühl, "nicht krank werden zu dürfen". Sollte sie einmal längerfristig ausfallen, würde sie den Eltern empfehlen, eine Vertretung über den Deutschen Kinderschutzbund ausfindig zu machen.

Heiko Krause, Geschäftsführer des Bundesverbands für Kindertagespflege, sagt dazu: "Noch immer wird nicht überall die gesicherte Vertretung im Krankheitsfall verwirklicht." Die Aufgabe, eine Ersatzbetreuung im Krankheitsfall zu organisieren, könne nicht allein den Kindertagespflegepersonen überlassen werden. Nach Krauses Auffassung müssten die kommunalen Jugendämter sicherstellen, dass bei Krankheit und Urlaub der Kindertagespflegeperson eine Vertretung zur Verfügung steht.

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