Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben die " Woche für das Leben" eröffnet. Die Aktion setzt sich 2017 mit den Wünschen nach einer sorgenfreien Schwangerschaft, einer glücklichen Geburt, einem gesunden Kind und einem guten Heranwachsen des Kindes auseinander. Die Initiative findet bundesweit vom 29. April bis 6. Mai unter dem Thema: "Kinderwunsch - Wunschkind - Designerbaby" statt.
Der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm warnte in seiner Predigt bei der Eröffnung in Kassel vor einer Verbindung von Biotechnologie und moderner Konsumkultur. Auch wenn man die neuen Möglichkeiten der Fortpflanzungstechnik nicht vorschnell dämonisiere, müsse man sich fragen, ob bei einem solchen Umgang mit menschlichem Leben als Ware noch die Würde des Menschen im Zentrum steht.
Der Kern des Würdebegriffs schließe jede Instrumentalisierung und Ökonomisierung aus, sagte Bedford-Strohm mit Hinweis auf Internetseiten internationaler Fortpflanzungskliniken, auf denen anhand der Persönlichkeitsprofile der Spenderinnen die gewünschten Eizellen für eine künstliche Befruchtung ausgewählt und erworben werden können. "Es hat seine guten Gründe, dass das deutsche Embryonenschutzgesetz gegenüber der Verzweckung menschlichen Lebens eine klare Sperre einbaut", fügte Bedford-Strohm hinzu.
Kinderwunsch kann auch belastend sein
Kardinal Marx wies darauf hin, dass die heutige Medizin zahlreiche Handlungs- und Behandlungsmöglichkeiten anbiete. Dies werfe aber auch viele Fragen auf. Marx: "Sei es, weil sie eine erhebliche Belastung für die Behandelten mit sich bringen, sei es, weil sie unter ethischer Perspektive Grenzen überschreiten, oder sei es, weil sie für die Betroffenen und nicht zuletzt für die weitere Entwicklung der Kinder unabsehbare Konsequenzen nach sich ziehen."
Letztlich sei immer daran zu erinnern, "dass Kinder ein Geschenk" sind, sagte Marx. Kinder seien "kleine Wunder" und deshalb für viele Menschen aus einer gelungenen Lebensplanung kaum wegzudenken. Wenn der Kindersegen jedoch ausbleibe oder die Sorge um das ungeborene Kind übermächtig werde, dann "hat niemand das Recht, über die Paare in solchen Zerreißproben selbstgerecht zu urteilen", so Marx.
Zeugung, Schwangerschaft, Geburt müssen ehtisch diskutiert werden
Die diesjährige "Woche für das Leben" befasst sich mit Themen wie Zeugung, Schwangerschaft und Geburt sowie die damit zusammenhängenden Fragen der reproduktionsmedizinischen Techniken und der diagnostischen Verfahren zum Erkennen genetischer Defekte und Krankheiten vor Implantation oder vor der Geburt. Außerdem werden aktuelle Diskussionen unter anderem zur Veränderung der DNA eines Menschen und zum Einfrieren von Eizellen behandelt.
Link-Tipp
Die "Woche für das Leben" ist seit mehr als 20 Jahren die ökumenische Aktion der evangelischen und katholischen Kirche für den Schutz und die Würde des Menschen vom Lebensanfang bis zum Lebensende.