Das Grundwasser ist nach Ansicht des Geologen Johannes Barth eine der wichtigsten Wasserressourcen für die Gesellschaft. Gleichzeitig sei das Grundwasser "die am meisten vernachlässigte Flüssigkeit der Welt". Das hängt damit zusammen, dass man es einerseits oft nicht sieht und es andererseits als selbstverständlich wahrgenommen wird, dass Wasser aus dem Wasserhahn kommt, sagte Barth, Leiter des Lehrstuhls für Angewandte Geologie an der Universität Erlangen-Nürnberg dem Sonntagsblatt.
"Erst wenn es knapp wird, ist man auf einmal alarmiert."
Vortrag zum Welttag des Wassers am 22. März
Zum Welttag des Wassers am 22. März hält der Forscher einen Online-Vortrag über das Grundwasser, das in Deutschland 62 Prozent der Wasserversorgung ausmacht. Diese wichtige Ressource sei jedoch gefährdet.
"Wir haben in den letzten Jahren eine deutlich verminderte Grundwasserneubildung. Das liegt auch am Klimawandel."
Vor allem Hitzesommer wie in den Jahren 2015, 2018 und 2019 ließen die Grundwasserstände fallen. Der Klima-Report Bayern 2021 des Bayerischen Umweltministeriums weist darauf hin, dass in diesen Jahren bis zu 21 Prozent weniger Regen fiel als im langjährigen Mittel. Auch Starkregenereignisse hätten keinen positiven Effekt. "Wenn Wasser weniger wird, das sieht man auch in Flüssen, wird oft die Qualität schlechter", stellte der Geologe fest, der auch Präsident der Deutschen Sektion der "International Association of Hydrogeologists" ist.
Weltweit sei Grundwasser die mit Abstand am meisten geförderte Ressource, weit vor Öl oder Kohle. Die Tendenz nehme zu, da immer mehr Wasser für die Bewässerung gebraucht werde. In Verbindung mit der geringeren Grundwasserneubildung gehe die Schere so kontinuierlich weiter auseinander.
Lösungsansätze für Grundwasserneubildung
Wichtig sind Strategien zur Grundwasserneubildung, sagte Barth. Dies sei durch eine geringere Flächenversiegelung möglich, aber auch eine künstliche Grundwasseranreicherung sei eine Option. "Man gibt Wasser über Infiltrationsbrunnen oder -becken wieder in den Grundwasserkörper ein." In die vergleichsweise trockenere Region Nordbayern wird außerdem Trinkwasser aus dem Donaugebiet gebracht. "Es besteht kein akuter Wassermangel, aber im Sommer wird es in Zukunft möglicherweise nicht mehr möglich sein, im Sommer den Garten zu bewässern."
Seit 1992 rufen die Vereinten Nationen am 22. März zum Weltwassertag auf. Das Jahr 2022 steht unter dem Motto "Groundwater: Making the Invisible Visible". Die Entwicklung des Grundwasserspiegels in Deutschland wird von Forschungseinrichtungen wie dem Geozentrum der Universität Erlangen-Nürnberg, den öffentlichen Wasserversorgern, den Umweltministerien sowie dem Umweltbundesamt ständig beobachtet.