Kurze Vorstellung des Buches und seine Dankesrede
Imperialismus und Kolonialismus gebe es leider noch immer, sagte der Autor beim Festakt in der Ludwig-Maximilians-Universität München in seiner Dankesrede laut Manuskript. Die Gewalt, die Menschen sich gegenseitig antun, flackere dann und wann mit einer Wucht und einer Rücksichtslosigkeit auf, die erschüttere. "'Nur Frieden' darf kein frommer Wunsch bleiben", mahnte er.
Van Reybrouck machte in seiner Dankesrede auch auf den Klimawandel aufmerksam, den er als aktuelle Form des Kolonialismus bezeichnete.
"Wir machen einen Fehler, wenn wir nicht wahrnehmen, wie sehr die für die Erderwärmung verantwortlichsten und die meist verletzbaren Länder mit den ehemaligen Kolonialmächten und den kolonisierten Gebieten übereinstimmen."
Begründung der Jury
Die Jury begründete ihre Entscheidung für Van Reybrouck damit, dass der Autor den Lesern in seinem Buch die Befreiung Indonesiens aus der Kolonialherrschaft als eine "packende Globalgeschichte von überraschender Aktualität" nahebringe.
Der leidvolle Weg des Landes in die Unabhängigkeit erweise sich als Schlüssel zum Verständnis von Erfahrungen, Hoffnungen und politischen Visionen in Ländern des Globalen Südens, die ihre Wirkmacht in den geopolitischen Entwicklungen der Gegenwart neu entfalteten.
Der Schweizer Schriftsteller Lukas Bärfuss betonte in seiner Laudatio den beispielhaften Mut, der David Van Reybrouck und seine Bücher auszeichnet:
"Wir müssen uns an den Mut erinnern. Wir müssen ein Wort wagen, wo es billiger wäre, zu schweigen. Wir müssen den Vorhang zerschneiden, den die Lüge und das Vergessen vor die Wahrheit ziehen."
Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sagte, dass Van Reybrouck die historischen Zusammenhänge in Kombination mit der subjektiv erlebten Alltagsgeschichte präsentiere.
"Ein lange verdrängtes oder doch zumindest vernachlässigtes Kapitel der Kolonialforschung wird so zum ersten Mal ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit gerückt."
Geschichte der Preisverleihung
Der mit 10.000 Euro dotierte Geschwister-Scholl-Preis wird seit 1980 vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels - Landesverband Bayern verliehen.
Der Preis will Bücher würdigen, die von geistiger Unabhängigkeit zeugen und bürgerliche Freiheit fördern.
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