Über dem Flughafen von Kinshasa geht die Sonne auf. David Kinuthia bereitet sich im Propellerflugzeug "Bombardier Dash 8 Q400" auf seinen Einsatz vor. Der kenianische Pilot ist in der Hauptstadt der Demokratischen Republik (DR) Kongo stationiert und fliegt heute für das humanitäre Flugprogramm der UN (Unhas) nach Gbadolite im Norden des Landes.

Sein Flug ist der einzige in der Woche, der Passagiere über drei Zwischenstopps in die Stadt an der Grenze zur Zentralafrikanischen Republik bringt. Der alternative Weg von Kinshasa nach Gbadolite führt mit dem Boot über den Fluss Kongo und dann hunderte Kilometer über schlechte Straßen. Etwa einen Monat würde diese Reise in die etwa 1.130 Kilometer entfernte Stadt dauern.

Humanitäres Flugprogramm der UN

Am Flughafen von Kinshasa checkt auch Roger Muhima ein. Der 36-Jährige koordiniert für das UN-Welternährungsprogramm (WFP) die Logistik in dem Ort Kaga-Bandoro in der Zentralafrikanischen Republik. Nach dem Bürgerkrieg sind dort knapp eine halbe Million Vertriebene auf Unterstützung angewiesen.

Innerhalb des Landes gibt es weder sichere Straßen noch kommerzielle Flüge. "Ohne Unhas wäre unsere Arbeit ein Albtraum", sagt Muhima. Seine Frau lebt mit dem kleinen Sohn in Kinshasa. Die Flüge des UN-Flugprogramms sind auch seine Verbindung nach Hause.

Der Flugdienst ist so etwas wie das letzte Rettungsnetz, das von den Vereinten Nationen aufgespannt wird. Weltweit gibt es keine vergleichbare Institution. Seit 20 Jahren fliegen jeden Monat rund 90 Flugzeuge in Krisenländern wie Afghanistan, Somalia oder in der DR Kongo etwa 30.000 humanitäre Helfer an ihre Arbeitsorte. Ohne den Flugdienst könnten viele Projekte kaum am Laufen gehalten werden.

Waren und Gepäck werden eingeladen
Waren und Gepaeck werden in das Propellerflugzeug Bombardier Dash 8 Q400 des Flugprogramms der UN am Flughafen in Bangui eingeladen.

Flugdienst ermöglicht Transport von Helfern und Hilfsgütern

Auch rund 3.000 Tonnen Hilfsgüter gelangen pro Monat mit den UN-Maschinen dahin, wo sie gebraucht werden. Lebensmittel werden jedoch nur in Notfällen geflogen, aktuell etwa im südostafrikanischen Malawi, um die Opfer des Zyklons Freddy zu erreichen. In der Regel werden Nahrungsmittelrationen mit Lkw transportiert. Die Unhas-Flugzeuge versorgen die Projekte vor allem mit Arbeitsmaterial, Computerausstattung, Medikamenten und Impfungen.

Pilot David Kinuthia fliegt seit 13 Jahren für das Programm. Am schlimmsten waren die Flüge, als er während des Krieges im Südsudan stationiert war, erzählt er. "Ich musste in der Region Bentiu landen, da lagen Leichen entlang der Landebahn." Viele Menschen seien mit all ihrem Hab und Gut dort gewesen. "Aber das Flugzeug war schon voll", sagt Kinuthia.

"Du versuchst Menschen zu retten, das sind die Momente, die mich antreiben."

Die Verbindung zwischen Kinshasa und Gbadolite gibt es seit 2013, als Tausende Menschen vor dem Bürgerkrieg aus der Zentralafrikanischen Republik über den Grenzfluss Ubangi in das Nachbarland flohen. Bis heute leben in der Grenzregion etwa 20.000 Flüchtlinge, in der ganzen DR Kongo sind es 200.000.

Bedeutung des Flugprogramms

Die größte Herausforderung in der DR Kongo sei das Wetter, sagt Kinuthia. Tropische Regengüsse sorgen schon mal dafür, dass die Flüge verschoben werden müssen. "Man lernt sein Flugzeug immer besser kennen." In Gbadolite sei es manchmal schwierig, durch die Wolken und die Hügel zu navigieren, sagt der Pilot. Aber der Flughafen ist gut ausgebaut. Denn Gbadolite ist die Heimatstadt des ehemaligen Diktators Mobutu Sese Seko.

Im Flugzeug liegen Infozettel über das Flugprogramm. Darauf steht auch: Aufgrund fehlender Gelder mussten manche Routen in der DR Kongo bereits eingestellt werden. Mamy Tshala koordiniert die Unhas-Flüge in dem Land. Das Flugprogramm sei "quasi das Rückgrat der Humanitären Hilfe in abgelegenen Krisenregionen", sagte sie. "Und ohne Geld können wir es nicht aufrechterhalten."

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