"Ihr habt den Planeten an die Wand gefahren und lebt in Saus und Braus…", "Wir zahlen für die Alten und kriegen selbst nichts raus" - das sind beliebte Mythen über die alte Generation. Zugleich gebe es auch negative Jugendbilder, sagt Altersmediziner Johannes Pantel dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Über junge Menschen werde gehässig geredet, sie würden nicht ernst genommen und belächelt. Vor solchen zunehmenden Spannungen zwischen junger und alter Generation, die von populistischen Aussagen und Schuldzuweisungen geprägt seien, warnt der Wissenschaftler.

Gründe für Konflikt: Wirtschaft und Klimawandel

Die Entwicklung hinge mit dem demografischen Wandel, einer unter Druck stehenden Wirtschaft, Klimawandel und steigenden Energiekosten zusammen, so Johannes Pantel, der am Donnerstag, 10. November, online einen Vortrag über sein Buch "Der kalte Krieg der Generationen" bei der Evangelischen Stadtakademie in München hält.

Besonders beim Thema Rente und Klimawandel werde die Polarisierung in Jung und Alt deutlich. Doch statt des Alters spiele die wirtschaftliche Überzeugung des Einzelnen eine Rolle. Klimawandel ist schon seit den 1970-er Jahren ein großes Thema. Die Rettung des Klimas sei nicht nur für Jüngere ein Anliegen, sondern auch im Interesse der Älteren, die sich für ihre Kinder und Enkelkinder eine lebenswerte Zukunft wünschten, sagt der Gerontologe.

Betrachte man die Gesamtlebensbilanz einer älteren Person, so könne diese umweltfreundlicher als die einer jüngeren ausfallen. Einige Alte hätten erst mit über 50 Jahren ihre erste Flugreise gemacht, während es heutzutage für viele junge Menschen normal sei, häufig mit dem Flugzeug zu verreisen oder sie auch nicht auf neue Klamotten verzichten wollten. Gleichwohl seien wirtschaftlich sowohl Junge als auch Alte von prekären Jobs oder Altersarmut betroffen.

Ältere stärker von Konflikt um Sozialleistungen bedroht

Dennoch sieht Pantel die Älteren stärker vom Konflikt um Ressourcen wie Sozialleistungen bedroht. So kümmern sich die Boomer um die Pflege der über 80-Jährigen, nicht die Jungen. Die Älteren seien außerdem eher von den Folgen des Klimawandels, wie dem Hitzetod, betroffen.

Zudem beobachtet Pantel ein Bröckeln ethischer Standards beim Thema Sterbehilfe. Hier sieht er in der Kirche ein Bollwerk, die dem Aufweichen der Standards entgegensteht. Oft unter dem Deckmantel der Selbstbestimmung, berge der assistierte Suizid nämlich ein hohes Gefährdungspotenzial für arme, demente, chronisch kranke Alte. Diese könnten unter einem Druck von außen stehen, Sterbehilfe anzunehmen, um nicht mehr zur Last zu fallen. 

Nicht in Feindbilder rutschen

Um die Solidarität zwischen Jung und Alt zu erhalten, dürfe man "nicht in Feindbilder rutschen, dann wird man kaltherzig", mahnt Pantel. Stattdessen sollten negative Stereotype korrigiert und sich auf gemeinsame Interessen konzentriert werden. Denn das Bedürfnis nach gesellschaftlichem Frieden, Solidarität und Sich-Aufgehoben-Fühlen hätten junge wie alte Menschen gemeinsam.

Für beide Seiten sollte gelten: "Ich bin da wenn's dir mal schlecht geht". Auf die Hilfe von anderen seien manche schon in jungen Jahren angewiesen. Und genauso können Ältere die Jüngeren unterstützen, indem beispielsweise die Großeltern die Enkelbetreuung übernehmen. Das Geben und Nehmen zwischen den Generationen sei ein wechselseitiger Austausch, der letztendlich auf beiden Seiten für Sicherheit und Lebensqualität sorge. Deshalb hält Pantel auch nichts von Sätzen wie "Wir kündigen den Generationenvertrag", denn in so einer Welt wolle keiner leben.

Nur Minderheit sieht Konflikt der Generationen

Der immer wieder beschworene Konflikt Jung gegen Alt spielt laut einer Studie im Auftrage der ARD zum gesellschaftlichen Zusammenhalt übrigens eine vergleichsweise geringe Rolle. Nur 37 Prozent sind der Meinung, es gebe große Konflikte zwischen den Generationen.