Wie lassen sich das Engagement von Jugendlichen und das Ehrenamt für Verbände und Vereine besser vereinen: Dieser Frage geht ein neues Projekt des Bayerischen Jugendrings (BJR) nach. Das auf ein Jahr angelegte Projekt "Jung und engagiert" werde von seinem Institut wissenschaftlich begleitet, sagte Georg Materna vom Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis (JFF) in Berlin am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Wandel im Ehrenamt: Neue Formen des Engagements
Der Kommunikations- und Medienwissenschaftler findet es spannend, dass bei dem Projekt junge Menschen neue, innovative Ideen für die Zukunft des Ehrenamts entwickeln können. Alle Statistiken und Untersuchungen würden zeigen, dass sich freiwilliges Engagement im Laufe der Jahre nicht verringert habe, sagte Materna. Aber warum und wie sich junge Menschen engagierten, passe oft nicht mehr zum Ehrenamt, wie es bisher organisiert sei.
Als Beispiel nennt der Wissenschaftler die Bewegung "Fridays for Future". Hunderte Ortsgruppen seien entstanden, die aber nicht über einen Dachverband oder eine repräsentative Struktur zusammengefasst seien. "Da gibt es keine allgemeingültigen formalen Ehrenämter und auch keine umfassend formalisierten Jugendleitungsausbildungen." Aktuelle Themen wie soziale Gerechtigkeit, Armut, Gender und Anti-Rassismus seien für junge Menschen zentrale gesellschaftliche Fragen, mit denen sich Ehrenamt auseinandersetzen müsse, um attraktiv zu bleiben.
Engagement im Alltag sichtbarer machen
Viele junge Menschen engagierten sich bereits in ihrem direkten Umfeld, etwa in der Nachbarschaft, in sozialen Initiativen oder digitalen Projekten, ohne dies als Ehrenamt wahrzunehmen, teilt der BJR mit. Mit der neuen Kampagne wolle man diese Formen des Engagements sichtbarer machen und verdeutlichen, welchen wichtigen Beitrag junge Menschen damit für die Gesellschaft leisteten. Ein zentrales Anliegen sei auch, Jugendlichen mit Migrationshintergrund aufzuzeigen, welche Möglichkeiten des Engagements es gibt.
In den kommenden Monaten werden drei Regionalkonferenzen in Bayern stattfinden. Dort würden direkte Einstiegsmöglichkeiten im Mittelpunkt stehen, teilte der BJR mit. Die Teilnehmenden würden erarbeiten, was sie benötigen, damit ihr Wunsch, sich zu engagieren, nicht ausgebremst werde.
Es sei entscheidend, Jugendlichen zu vermitteln, dass sie gebraucht werden, sagte BJR-Präsident Philipp Seitz:
"'Jung und engagiert' setzt gezielt darauf, Selbstwirksamkeit erlebbar zu machen: Junge Menschen sollen nicht nur erfahren, welche Möglichkeiten es gibt, sondern auch spüren, dass ihr Engagement eine sichtbare Wirkung auf unsere Gesellschaft hat und wertgeschätzt wird."
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