Wenn vom 28. August bis 8. September die Paralympischen Spiele in Paris stattfinden, geht es um Leistung, Teamgeist und Medaillen. Besonders wichtig ist die Schwesterveranstaltung der Olympischen Spiele aber auch für die Botschaft: Auch Menschen mit Behinderungen machen Sport. Damit das nicht nur im Spitzensport gilt, sondern für alle, braucht es Vereine, die Inklusion umsetzen.

Neue Herausforderung annehmen 

"Ich habe mir am Anfang viele Gedanken gemacht, weil ich damit nie groß in Berührung kam", erzählt Andreas Distler aus dem Präsidium des TSV Altenfurt in Nürnberg. In der Trainer-Ausbildung sei das Thema Behinderung nur oberflächlich vorgekommen, man bekomme kaum Werkzeuge für die Praxis vermittelt. "Deshalb habe ich mich selbst eingelesen, viel mit Menschen gesprochen, die täglich mit unterschiedlichen Formen von Behinderungen und Beeinträchtigungen zu tun haben, und Fortbildungen besucht." Der Auslöser für Distlers Engagement war eine Veranstaltung der Stadt Nürnberg vor acht Jahren, bei der die Lebenshilfe über Inklusion im Sport informierte.

Schnell wurde die Schwimmsparte zum Vorreiter im Verein - und ist es bis heute. Der erste Kontakt laufe bei allen Menschen gleich ab, sagt Distler: "Wir schauen uns an, was die Person für Vorkenntnisse hat und wo sie mitschwimmen kann." Die Inklusionsschwimmgruppe ist vor allem für die Wassergewöhnung da und um erste Schwimmtechniken zu erlernen. Hier treffen sich wöchentlich Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen unterschiedlichen Alters. Wer das Seepferdchen hat und mithalten kann, wechselt in andere Angebote des Breitensports.

Kraulen macht großen Spaß 

So wie Andree John, der seit ein paar Jahren in der Jugendgruppe schwimmt. "Seit ich mit dem Schwimmen angefangen habe, geht es mir gut", erzählt der junge Mann mit Downsyndrom begeistert. "Ich kraule gerne. Es macht mir großen Spaß und wir passen im Team gut aufeinander auf." Andrees Mutter, Doris Dimbat, freut sich, wie gut ihr Sohn und seine Kindheitsfreundin Fenea von den Jugendlichen aufgenommen wurden.

"Da gab es wenig Berührungsängste. Nach ein paar Trainingseinheiten wurde sogar gefragt, wo die beiden sind, wenn sie mal nicht da waren."

Dimbat, die selbst aus dem Schwimmsport kommt, ließ sich außerdem zur Trainerin ausbilden und begleitet seitdem die Gruppe.

Ausgerüstet mit ihrer Pfeife steht Dimbat am Beckenrand und zeigt mit großen Armbewegungen, wie die Jugendlichen ihre Beine beim Schwimmen einsetzen sollen. Kraulen, Tauchen und Brustschwimmen stehen auf dem Trainingsplan. Das Tempo ist hoch, aber das ist für Andree und Fenea kein Problem. Routiniert ziehen sie ihre Bahnen im Wasser oder reden und scherzen, während sie Pause haben. Aktuell bereiten sich die beiden auf eine große sportliche Herausforderung vor: die Special Olympics Landesspiele in Erlangen 2025.

Inklusive Sportangebote 

Anders als die Paralympischen Spiele, die sich in erster Linie an Sportlerinnen und Sportler mit körperlichen Behinderungen richten, sind die Special Olympics eine Sportbewegung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung und ebenso vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) offiziell anerkannt.

Der Verein Special Olympics Deutschland (SOD) und seine Landesverbände setzen sich dafür ein, dass es mehr inklusive Sportangebote im Alltag gibt. Alle zwei Jahre finden in Bayern im Wechsel Landes- und Winterspiele statt. Bei den Landesspielen gehen bis zu 1.500 Athletinnen und Athleten in 20 Disziplinen an den Start. "Die anderen müssen sich warm anziehen, wenn wir dabei sind", gibt sich Andree selbstbewusst.

Beim TSV Altenfurt ist die Inklusion auch in den anderen Sparten angekommen, sei es beim Fußball, im Judo oder Tennis. Auch in der Verwaltung gibt es Menschen mit Behinderungen. Andree John selbst unterstützt als Trainerhelfer mittlerweile das Inklusionsschwimmen. Für sein Engagement wurde der Verein von der Stadt Nürnberg im vergangenen Jahr mit der "Tat des Jahres" ausgezeichnet.

"Man hat am Anfang das Gefühl, es gibt viel zu beachten und einzurichten, aber in der Praxis ist es dann viel einfacher", stellt Andreas Distler fest und will auch andere Vereine motivieren, sich für Inklusion zu öffnen.

"Bedenken und Berührungsängste bauen sich teilweise innerhalb von Minuten ab."

Distler gibt selbst Fortbildungen und vermittelt dort einen wichtigen Grundgedanken: "Es ist wichtig, eine Gemeinschaft zu bilden, in der sich alle aufgehoben fühlen."

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