Oh, wie wunderbar! Ralf Schumacher, der Inbegriff von Männlichkeit und Benzingeruch, outet sich auf Instagram als schwul. Die Schlagzeilen explodieren. Warum? Weil hier jemand den Mut hat, das Naheliegende zu tun: so zu sein, wie er ist. Und das als jemand, der in der Öffentlichkeit steht, noch dazu in einem testosterongeladenen Umfeld wie dem Rennsport. In einer Gesellschaft, die so gerne von Diversität und queerem Leben spricht, in der Mut aber noch so selten ist wie ein Elektroauto auf dem Nürburgring, ist das natürlich eine Sensation.
Ich selbst bin seit Jahren glücklich mit meiner Frau und hatte vorher auch Erfahrungen mit Männern. Schockierend? Nein, nur menschlich. Ich liebe Menschen. Aber mal ehrlich: In unserer ach so aufgeklärten Welt ist es immer noch ein Tabubruch, wenn jemand wie Schumacher die gut sitzende Rennfahrermaske ablegt und seine ungefilterte Identität offenbart.
Vielleicht sollten wir alle einmal kurz unsere Synapsen durchpusten und uns fragen, warum wir Mut nur dann feiern, wenn er uns wie ein stinkender Fisch ins Gesicht schlägt? Vielleicht, weil wir insgeheim alle ein bisschen Angst haben, unsere eigene Maske fallen zu lassen.
Was heißt denn bitteschön anders?!
Manchmal bin ich fast geneigt zu sagen: Ich stehe dazu, anders zu sein. Aber was heißt das überhaupt, anders? Ich bin ich. Ich liebe es auch, mich zu schminken, meine Fingernägel zu lackieren, Damenoberteile und Netzkleidung zu tragen. Und ja, ich finde das toll! Warum muss es immer nur einen Weg geben?
Doch diese Offenheit und Freude an der eigenen Vielfalt ist für viele immer noch ein rotes Tuch. Ein Mann mit Nagellack und Eyeliner? Undenkbar! Auch im Jahr 2024 werden viele etwas, sagen wir mal, befremdet gucken. Dabei ist es doch nur Farbe, die wir auftragen – nichts, was die Welt aus den Angeln hebt.
Die Gesellschaft ist seltsam. Sie predigt Akzeptanz und Vielfalt, führt ein drittes Geschlecht im Ausweis ein, baut geschlechtsneutrale Toiletten, aber hofft anscheinend insgeheim, dass sie nie benutzt werden. Es scheint, als wolle sie uns den Stempel aufdrücken:
"Sei du selbst, aber bitte nicht zu sehr".
Herzlichen Glückwunsch, Ralf – nicht nur, dass du dich geoutet hast, sondern auch, dass du uns daran erinnerst, wie weit der Weg noch ist, bis normal endlich wirklich normal ist und nicht anders. Ladies and Gentlemen, start your engines, fasten your seat belts and be careful – es könnte ein holpriger Ritt werden.
Ich freue mich über den Mut von Ralf Schuhmacher, die engen Grenzen gesellschaftlicher Erwartungen zu verlassen. Vielleicht, wenn wir alle unsere mentalen Grenzen fallen lassen, werden Geschichten wie die von Ralf Schumacher eines Tages einfach das sein, was sie wirklich sind: Geschichten von Menschen, die endlich sie selbst sind. Ganz ohne Sensationsgier.
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was am modernen Outen gut…
was am modernen Outen gut ist?? Dass diese Sache heute schon ein "Ablaufdatum" hat...Hetero zu sein scheint schon abnormal zu sein...