Playmobilfiguren sehen die Welt positiv, lächeln immer, lösen positive Assoziationen bei den meisten Menschen aus und können als Darstellende für die bekanntesten Werke der Literatur dienen. Sei es Faust, die Räuber, Effi Briest oder auch die Bibel: Auf dem YouTube-Kanal "Sommers Weltliteratur to go" treten die verschiedensten Plastikfiguren in das strahlende Rampenlicht. Denn dort fasst Michael Sommer mit Hilfe seiner großen Auswahl an ungefähr 1.600 Playmobilfiguren den Inhalt von Büchern zusammen, erklärt das Leben verschiedener Autor*innen oder die Merkmale bestimmter Epochen.

Die 7,5cm kleinen Männchen bekommt er im Laden, auf Ebay, Sammelbörsen oder auch durch Fanpakete mit alten Figuren aus der Kindheit. Unter seinen YouTube-Beiträgen finden sich häufig Kommentare, die beispielsweise schreiben:

"Hätte das Buch bis heute lesen sollen. Du rettest mich!"; "Dank dir, muss ich um 0 Uhr kein ganzes Buch mehr lesen. Danke Bro".

Seine seit 2015 treue Kundschaft, hauptsächlich Schüler*innen, nutzt die Videos, um sich die Lektüre zu sparen oder ihr Wissen auf unterhaltsame Weise zu wiederholen. Dem Vorwurf, dadurch Menschen vom Lesen abzuhalten, begegnet Sommer gelassen:  "Zehn Prozent Nicht-Leser hat es auch schon zu meiner Zeit gegeben, die hatten es nur schwerer."

 Vielen gibt es auch die Motivation, sich mit dem Original auseinanderzusetzen

Die Videos bieten nicht nur eine Zusammenfassung, sondern auch einen anderen Zugang zur Literatur.  Seine Kurzfassungen dauern circa zehn Minuten, aber auch mit kürzen Formaten hat er schon experimentiert: 

"Das ist lustig für Leute, die Faust kennen, aber wenn du keine Ahnung über Faust hast, dann lernst du auch nichts über Faust in einer Minute, also wie viel Information kann man in 200 Wörtern unterbringen? Nicht viel." 

 

In den zehn Minuten Dauer lässt sich die Kernbotschaft vermitteln, und um die Kürze zu schaffen, muss jedes Wort sitzen. Umso mehr Arbeit steckt in den Videos. Denn so müssen die Lektüren erst einmal – manchmal auch mehrfach – gelesen werden, dann wird ein Skript geschrieben, Kulissen und passende Figuren gesucht, gedreht und veröffentlicht. Aber warum brauchen wir eine Sammlung an Klassikern, die wir alle kennen? Laut Sommer brauchen wir das, um eine Verbindung zueinander einzugehen:  

"Geschichten und Werke, wie die Bibel, können Gemeinsamkeiten schaffen"

Und so erstellte Sommer innerhalb eines Jahres die Reihe "Bibel to go". Als freundlich lächelnde kleine Plastikfigur mit langen blauen Haaren, Bart, Brüsten und verschiedenen Hautfarben posiert auch dabei eine Playmobilfigur als Gott in der Kamera. Die "Bibel to go" Videos fangen den Charakter aller "Weltliteratur to go" Videos ein: Mit ein bisschen Ironie und Humor wird der Inhalt dargestellt und dabei betont Sommer: Die Bibel ist für den Menschen da.  

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