Für Straßenmagazine wird es immer schwieriger, ihre Hefte in Innenstädten unter die Leute zu bringen. "Wir haben teilweise Probleme, früher beliebte Plätze - wie vor dem Karstadt-Gebäude - zu besetzen", sagte Alisa Müller, Chefredakteurin des Nürnberger Sozialmagazins "Straßenkreuzer". Es gebe immer mehr Leerstand in den Einkaufsmeilen.
"Unsere Verkäuferinnen und Verkäufer sind darauf angewiesen, an Orten zu stehen, wo Menschen sind. Viele wollen inzwischen lieber vor Supermärkten in anderen Stadtteilen verkaufen."
Der Vorteil von Straßenzeitungen sei, dass man mobil ist und die Verkaufsorte anpassen kann. Dass ihre Leute eher aus den Innenstädten weggehen, sei ein Symptom der aktuellen Entwicklung, "aber es ist kein großes Problem für uns".
Für Verkäufer und Käufer gleich wichtig
Wichtig neben dem Standort sei die Verlässlichkeit der Verkäuferinnen und Verkäufer. "So gewöhnen sich die Leute, die regelmäßig dort vorbeikommen, an die Menschen und es entsteht eine Art persönliche Beziehung." Das sei nicht nur für die Verkäufer wichtig, sondern auch für die Käufer, sagt Müller. "Ich denke, dass es ein schönes Gefühl ist, in dieser schnelllebigen und anonymen Großstadt jemanden zu haben, der immer am selben Ort ist."
Dennoch sinken die Verkaufszahlen des "Straßenkreuzers" seit einigen Jahren. "Dabei spielen aber eher die gestiegenen Preise eine Rolle", sagte die Chefredakteurin. Wegen Inflation und hoher Papierpreise musste das Magazin seinen Verkaufspreis anheben auf derzeit 2,70 Euro.
"Viele Menschen spüren im Moment auch eine allgemeine Verunsicherung, mit den ganzen Krisen."
Deswegen sitze das Geld oft nicht mehr so locker.
Die wichtigste Zeit des Jahres für den "Straßenkreuzer" hat allerdings gerade begonnen, sagte Chefredakteurin Müller. "Die Innenstädte werden viel voller in der Weihnachtszeit, besonders in Nürnberg." Die Dezemberauflage sei höher als im restlichen Jahr, weil die Menschen vor Weihnachten immer noch bereit seien, mehr Geld für gute Zwecke auszugeben. "Man merkt es an den höheren Verkaufszahlen und an einer höheren Spendenbereitschaft." Das sei ein Segen für die Verkäufer.
Über die aktuelle Lage sprechen Verantwortliche von mehreren Straßenmagazinen am 3. Dezember ab 19.30 Uhr bei der Podiumsdiskussion "Hartes Pflaster - Besondere Herausforderungen für Straßenzeitungen" in der Nürnberger Galerie Bernsteinzimmer. Das Podium gehört zur Veranstaltungsreihe zum 30-jährigen Bestehen des Sozialmagazins. Bis zum 15. Dezember ist in der Galerie Bernsteinzimmer an den Wochenenden noch die Ausstellung "Mit offener Blende - Sozialfotografie beim Straßenkreuzer" zu sehen.
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