Der Auslöser für die Weihnachtsausstellung im Bibelmuseum Bayern war ein Zufallsfund in einem Nürnberger Antiquitätengeschäft: Ein Zinnfigurenmodell des Christkindlesmarktes aus den später 1930er Jahren. "Ich habe mich gleich in das Modell verliebt", sagt Museumsleiterin Astrid Seichter. Zu sehen sind Marktbuden, der Schöne Brunnen, die Frauenkirche, Bäume und Leute im Schnee. "Möglicherweise wurden diese Modelle damals im Auftrag der Stadt hergestellt als Geschenk für bedeutende Besucher", vermutet Sven Lichtenecker, der die Ausstellung konzipiert hat.
Symbolträchtig: Weihnachten!
Ausgehend von dieser Idealvorstellung der Weihnachtszeit entstand die Sonderausstellung "Symbolträchtig: Weihnachten!", die vom 24. November bis Anfang Februar der Geschichte des Weihnachtsfestes nachspürt.
"Zum Einen geht es um Motive der Weihnachtsgeschichten von Matthäus und Lukas und ihre Hintergründe aus der hebräischen und heidnischen Geschichte", sagt Lichtenecker. So erfahren Besuchende, dass der Geburtstag Jesu sicherlich nicht an einem 25. Dezember war.
"Das Lukasevangelium erzählt von Hirten auf dem Feld, aber im tiefsten Winter sind auch in Bethlehem keine Hirten auf Feldern unterwegs."
Hinweise auf die Terminfindung im Dezember gebe ein Blick in die Ursprünge des Weihnachtsfestes im vierten Jahrhundert in Rom. "Der 25. Dezember war ein heidnisches Fest, der Geburtstag des Sonnengottes, der als "Sol Invictus" Staatsgott des Römischen Reiches war", erzählt Lichtenecker.
Christus läuft Sonnengott Rang ab
Nachdem Kaiser Konstantin zum Christentum konvertierte, lief Christus dem Sonnengott den Rang als Schutzpatron ab und übernahm sogar dessen Geburtstag.
"Man muss davon ausgehen, dass der 25. Dezember eine Christianisierung eines heidnischen Festes ist."
Deutlich wird das in der Ausstellung an Objekten, die den antiken Festkalender zeigen und - Münzen mit dem Porträt des Konstantin, auf denen ursprünglich den Sonnengott zu sehen ist, der aber nach und nach durch christliche Motive ersetzt wird. Noch an anderen Beispielen wird der Entstehung des Weihnachtsfestes in der Spätantike nachgegangen.
Mithilfe Gottes gegen die Mächtigen
Daneben gehe es auch um "Geschichten des Empowerments", sagt Lichtenecker, "also um Menschen, die sich mit der Hilfe Gottes gegen die Mächtigen behaupten."
An dieser Stelle werde eine Brücke zur jüdischen Tradition geschlagen. So wurde an Chanukka der jüdische Tempel in Jerusalem nach seiner Schändung wieder eingeweiht. Durch Gottes Hilfe soll das übrig gebliebene geweihte Öl für den siebenarmigen Leuchter statt für einen Tag ganze acht Tage lang gereicht haben. In dieser Zeit konnte neues geweihtes Öl hergestellt werden.
Zuckerguss von Weihnachtsbräuchen entfernen
Für Lichtenecker "haben wir auf unseren Weihnachtsbräuchen eine ganze Menge Zuckerguss. Wir stellen eine Krippe unter den Weihnachtsbaum und viele Leute denken, dass all das genauso in den Weihnachtsgeschichten vorkommt. Das ist aber nicht der Fall." Er plädiert dafür, einen Teil des Zuckergusses zu entfernen, "um wieder zum Kern des Weihnachtsfests vorzudringen". Das Entscheidende sei, dass Gott Mensch wird, um zu sterben und aufzuerstehen. So schließe sich der Kreis im Neuen Testament:
"Am Ende bekommt Weihnachten seinen Sinn von Ostern her."