In der heutigen Zeit fällt es vielen Menschen schwer, Entscheidungen zu treffen, sich zu fokussieren, Ablenkungen auszublenden. Einen Leitfaden für alle, die den Leuchtturm in ihrem Leben verloren haben, zeigt das Buch "Die Kraft eines fokussierten Lebens" auf, das am Montag (12. Mai) im Herder Verlag Freiburg erschienen ist.
"Zur Ruhe kommen, sich auf etwas zu konzentrieren, ist objektiv viel schwerer als vor 20 Jahren", sagt der Autor des Buches, Johannes Hartl, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Leiter des Gebetshauses Augsburg arbeitet seit vielen Jahren mit jungen Menschen und beobachtet eine Tendenz der Überforderung. "Gerade nach der Ausbildung oder nach dem Abitur, da gibt es diese unfassbare Menge von Möglichkeiten, die oft überfordernd wirkt", beschreibt der katholische Theologe das Dilemma. Doch Überforderung und leichte Ablenkbarkeit beträfen nicht nur junge Menschen, auch Erwachsene seien nicht gefeit davor.
FOBO: Wenn Entscheidungsangst lähmt
Im Vergleich zu seiner Jugend habe sich besonders das Maß an digitalen Ablenkungen verändert, so der 46-Jährige. "Aber auch allgemein macht es uns unsere Zeit schwer", sagte Hartl. "Aus Angst, mich falsch zu entscheiden, entscheide ich mich gar nicht", beschreibt er das als "FOBO" (Fear of better options) bekannte psychologische Phänomen.
Aus Angst, die bessere Alternative zu verpassen, tritt dabei vor lauter Abwägung und Analyse eine Art "Handlungslähmung" ein. Statistiken zufolge hat die Angst, sich festzulegen, in den letzten Jahren zugenommen. "Digitales und FOBO hält junge, aber auch ältere Menschen davon ab, die Schritte zu gehen, die sie eigentlich gerne gehen würden", betont Hartl.
In dem Buch fasst der Vater von vier Kindern im Teenageralter seine Erfahrungen zusammen. Es beginnt praxisnah mit einfachen Lebensentscheidungen. Am Ende geht es dann um große Fragen wie "wofür lebe ich, was ist mein Ruf, welchem höheren Sinn diene ich?" Da wird das Buch dann auch religiös, zitiert aus der Bibel und den Psalmen.
Warum kleine Schritte große Wirkung haben
Er selbst habe beispielsweise angefangen, das Handy nicht mehr in den Urlaub mitzunehmen, und merke, dass er so besser entspanne. "Das ist ein kleiner Tipp, aber er macht für mich einen ganz großen Unterschied", sagt der katholische Theologe. Ängste auszuhalten, die - allein und ohne Handy - aufkommen können, sei "hilfreich".
"Das Digitale hält uns in einer ständigen Grundspannung, nach dem Motto, was könnte jetzt passieren? Das wiederum verhindert, dass wir in der Tiefe zur Ruhe kommen", führt der Theologe aus. Tiefe Ruhe sei von jeher ein Grundbedürfnis des Menschen.
Tatsächlich geht das Buch über reine "Digitalschelte" hinaus. Es nimmt die Leserin, den Leser an die Hand und lädt dazu ein, anhand einfacher Fragen über das eigene Verhalten nachzudenken, etwa wenn es darum geht, "Dringendes" von "Wichtigem" zu unterscheiden. Das klingt einfach, ist es oft allerdings nicht.
"Es ist wichtig, mit kleinen Schritten zu beginnen. Allein, das Wichtige, das heute ansteht, nicht aufzuschieben, sondern anzugehen", sagt Hartl. "Das löst vielleicht noch nicht meine gesamte Lebensproblematik, gibt mir aber eine neue Motivation, einen weiteren Schritt zu gehen", so der Autor.
Viele Menschen erleben sich in einem Leben, mit dem sie unzufrieden sind. Sie leben nicht in Übereinstimmung mit ihren Werten. Das Buch "Die Kraft eines fokussierten Lebens" kann helfen, in kleinen Schritten auszubrechen hinein in ein Leben, das mehr mit dem übereinstimmt, was man wirklich will.
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Als wären die Leut' früher…
Als wären die Leut' früher glücklicher gewesen. Ich bezweifle das. Am Ende schlägt hier eine höchst ungesunde religiöse Prägung durch: Die Leute sollen weniger Freiheit haben, mehr Angst erleben und deswegen brav religiös werden. Das ist in Wahrheit eine Dystopie. Dabei lehrt die Bibel in Wahrheit, dass wir frei sein sollen insbesondere von Furcht und trotzdem glauben. Fernsehsucht, Computergedaddel usw. gab es auch schon in den 1980ern. Ich erlebe die Jugend gar nicht so zerstört. Übermaß ist immer ungesund...