Jedes Land hat an besonderen Feiertagen eigene Traditionen. Da gibt es die italienische Tradition, in der Nacht des Jahreswechsels rote Unterwäsche zu tragen oder die Tomatenschlacht "La Tomatina" in Spanien. Aber dennoch haben nicht nur die Kultur und unsere Umgebung, sondern auch unsere Religion einen großen Einfluss auf die Feste, die wir feiern, und wie wir sie feiern. So auch das Fest des Jahreswechsels, ob Silvester, Songkran oder Tết Nguyên Đán.
Christentum
Der Name Silvester entstand mit der Umlegung des Jahresendes der Gregorianischen Kalenderreform im Jahr 1582. Man verlegte das Ende des Jahres vom 24. Dezember auf den 31. Dezember, den Todestag des damaligen Bischofs von Rom, Silvester I., um den Papst zu ehren. Während seiner Amtszeit leitete Kaiser Konstantin, der bis dato Christen verfolgen und umbringen ließ, die Konstantinische Wende ein. Für heutige Christen sind vor allem die Neujahrsgottesdienste von großer Bedeutung. Dort werden die Ereignisse des vergangenen Jahres reflektiert und Gottes Segen für das neue Jahr erbeten.
Buddhimus
Buddhisten feiern Neujahr nicht wie in westlichen Kulturen am 1. Januar, sondern im vierten oder fünften Monat des thailändischen Kalenders. Dieser beginnt in der Zeit von Ende November und Anfang Dezember, weswegen das sogenannte Songkranfest heute vom 13. bis zum 15. April stattfindet. Ursprünglich wurde das Fest allerdings während der Frühlings-Tagundnachtgleiche gefeiert.
Im Mittelpunkt der Festigkeiten stehen Sauberkeit und Neuanfang. Am ersten Morgen des dreitägigen Songkranfests werden die Bewohner Thailands von Feuerwerk geweckt, das böse Geister vertreiben soll. An diesem Tag reinigen viele Thailänder ihr Haus, den eigenen Körper und sonstige Besitztümer. Doch auch in den Straßen des Landes ist Vorsicht angesagt, denn die Straßen und Gebäude werden ebenfalls saubergemacht – und unvorsichtige Beobachter des Spektakels müssen mit einer Dusche rechnen.
Der zweite Tag ist der eigentliche Neujahrstag. Viele Buddhisten besuchen an diesem Tag die "Wats", Tempel, und opfern dort Nahrung. Im Anschluss werden die Buddha-Figuren, die in den Tempeln stehen, mit Wasser begossen, und anschließend in einem Umzug durch die Stadt gefahren.
Am dritten Tag des Songkranfests besuchen viele Buddhisten Freunde und Familie, und vor allem ältere Verwandte werden mit einigen Tropfen Wasser um einen Segen für das neue Jahr gebeten.
Islam
Das Islamische Neujahr orientiert sich am Mondkalender und wird deshalb jedes Jahr an einem anderen Tag gefeiert. Für Schiiten und Aleviten startet an diesem Tag die Fasten- und Trauerzeit im Muharrem, dem ersten Monat des Jahres. Sie beginnen das neue Jahr daher nicht mit einem großen Fest.
Auch für Sunniten ist der Anfang des neuen Jahres eine Zeit der Besinnung und der Buße. Die Menschen verschenken an diesem Tag Süßigkeiten, geben Almosen an Bedürftige und erzählen Geschichten vom Propheten Mohammed.
Judentum
Das Ende des zwölften und letzten Monats des bürgerlichen jüdischen Kalenders fällt in unserem Kalender in die Zeit zwischen August und September. Die Juden feiern am Ende des jüdischen Jahres, "Rosch Haschana". Die Zeit um das neue Jahr ist eine der Ehrfurcht, Reue und Buße. Die ersten zehn Tage nach Rosch Haschana werden Jamim Noraim genannt. Juden glauben, dass Gott sich zu dieser Zeit die Taten jedes einzelnen sehr genau anschaut und bewertet, und dann abwägt, ob die guten oder die schlechten Handlungen des letzten Jahres überwiegen. Das trägt er dann in das "Buch des Lebens" ein, und seine Entscheidung wirkt sich auf das neue Jahr aus: Wer Gutes getan hat, hat ein gutes Jahr vor sich, und wer Schlechtes getan hat, wird ein schlechtes Jahr erleben.
Viele Juden gehen an Rosch Haschana in die Synagoge, und treffen sich anschließend zusammen mit ihrer Familie und ihren Freunden. Dann werden zusammen süße Speisen, meist Honig und Granatapfel gegessen, denn sie symbolisieren ein süßes neues Jahr.
Hinduismus
Hinduisten feiern das Fest des Jahreswechsels je nach Land sehr unterschiedlich. Hindus, die in Vietnam leben, feiern beispielsweise das vietnamesische Fest Tết Nguyên Đán, das dort gleichzeitig auch den Frühjahrsbeginn markiert. Auch diese Feierlichkeiten können, ähnlich wie im Buddhismus, in drei Phasen eingeteilt werden: Die Vorbereitung, Tất Niên, die teilweise monatelang dauert, der Vorabend des Fests, Giao Thừa, an dem die Häuser gereinigt und geschmückt werden, und das eigentliche Fest, Tân Niên. Die Vietnamesen besuchen nun Freunde und Familie, und die Straßen sind meist den ganzen Tag menschenleer.
In anderen Ländern wird der Jahreswechsel zu einer anderen Zeit gefeiert, und die dort lebenden Hindus feiern den Anbruch des neuen Jahres mit anderen Religionsgemeinschaften zusammen. In einigen Regionen Indiens etwa wird mit dem Fest "Makara Sankrati" das Neujahr zum Zeitpunkt der Wintersonnenwende gefeiert.
Hindus feiern außerdem den Beginn eines neuen Finanzjahres mit dem Lichterfest Divali.