"Wir freuen uns jedes Jahr darauf. Es ist was besonders, dass mein Hund mal mit darf", sagt Manuela Sturm. Sie hat ihren Mogli in die Nürnberger Klarakirche mitgebracht, ein dreifarbiger, prächtiger Langhaar-Collie. Der trottet schön bei Fuß den Mittelgang entlang - und nimmt dann artig Platz. "Da wird er jetzt sitzen bleiben. Einfach so", lächelt die Frau mit der blonden Mähne. Andere, kleinere Hunde springen ganz aufgeregt auf dem Schoß ihrer Herrchen und Frauchen hin und her.
Der Rüde ist mit seiner ganzen Familie da: Alexander Hardt mit Tochter und Ehefrau. "Wir sind zum ersten Mal da und gespannt, was auf uns zukommt", sagt der Hundebesitzer. Vorne im Altarraum wird jetzt ein anmutiges Flöten- und Klavierstück angestimmt. Ein kurzes nervöses Bellen erklingt, dann ist sofort wieder Ruhe.
Tiergottesdienste seit 20 Jahren in St. Klara
Vertreterinnen des Tierheim Feucht tragen Gedichte, Gebete und Fürbitten vor. Immer wieder Musik und gemeinsames Singen, nur manchmal untermalt von einem Wuff. "Mein Verdacht ist ja, dass die Tiere mitbekommen, dass die Menschen hier entspannter sind und dann entspannen sie mit", sagt Pater Ansgar Wiedenhaus später. Er führt locker durch die Liturgie und streut ein paar humorvolle, aber auch ganz ernste Gedanke zum Miteinander von Tier, Mensch und Gott in seine Kurzpredigt ein.
Seit fast 20 Jahren gibt es die offenen Tiergottesdienste in St. Klara schon. Heute sind nur Hunde dabei. "Wir hatten auch schon Schildkröten, Stabheuschrecken, Hasen oder Katzen, aber die kommen halt nicht einfach so mit wie Hunde", erklärt Wiedenhaus und betont:
"In meiner ganzen Zeit hier habe ich noch nie Ärger oder Stress erlebt."
Viel Freude und zutiefst Menschliches dagegen schon: Eine ältere Dame streichelt gerade stolz ihren braven Yorkshire-Terrier. Nicken und Anerkennung vom jüngeren Nachbarn. Der wird von seinem Hund gerade abgeschleckt. Hundekuchen werden ausgetauscht.
"Viele ältere Menschen kommen, deren Partner oder Partnerin nicht mehr lebt und deren Kinder weit weg wohnen. Die sind richtig froh, dass sie ein Tier haben, das mit ihnen zusammenwohnt. Für die ist es wichtig, dass das anerkannt wird und nicht so herablassend belächelt wird", betont Wiedenhaus.
Kirchgängerin Christina Niedernhaupt gibt ihm Recht. "Tiere stellen eine große Bereicherung für uns Menschen da. Das weiß ich aus meiner beruflichen Erfahrung. Ich arbeite mit Therapie-Tieren in der Klinik", sagt sie mit Blick auf ihre beiden Hündinnen Daisy und Carina. Genau deshalb gibt es in St. Klara zweimal im Jahr Tiergottesdienste.
"Es ist ein Segen und schreit nach einem Segen, wenn Mensch und Tier füreinander da sind."
"Tiere sind Gottes Geschöpfe", betont Wiedenhaus, der grundsätzlich auch nichts dagegen hat, wenn Hunde in seinen regulären Gottesdienst kommen. "So lange das für den Hund kein Stress ist, denn dann wird es auch für alle anderen stressig, sind bei uns alle Tiere genauso willkommen wie die Menschen." Er weiß, dass nicht alle in der Kirche dieser Meinung sind. "Ich sehe aber doch, wie Tiere es schaffen, die Menschen zusammenzubringen", schiebt er nach.
In der Tat. Beim anschließenden Kaffee und (Hunde-)Kuchen im Kirchhof bleiben fast alle zu einem kurzen Plausch da: augenscheinlich gut betuchte, schicke Enddreißiger, gebrechliche Damen mit Rollator, junge Familien. "Das nächste Mal bringen wir auch unsere Hasen mit", lacht Familienvater Alexander Hardt. Ihm hat es richtig gut gefallen. "Das finde ich faszinierend, dass alles so harmonisch ist. Es entsteht quasi eine echte Gemeinschaft.
Veranstaltungstipp
Ein Tiergottesdienst findet auch am Sonntag, 7. Oktober um 17 Uhr in der evangelische Neustädter Universitätskirche in Erlangen statt. Mehr Informationen finden Sie hier.