Intro – Papst in Daunen

In meinen Erinnerungen taucht in diesen Tagen schnell das Bild vom Papst im coolen weißen Daunenparka auf. Das hat für mich besondere Bedeutung bekommen – gerade, weil es nicht echt war.

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser. In den zahlreichen Würdigungen vom verstorbenen Papst Franziskus kam vor, dass er der Papst der Armen war. Viele, auch in der evangelischen Kirche, sagen: Diese Stimme wird fehlen. Mich hat berührt, wie bescheiden er selbst gelebt hat. Und wie er versucht hat, es seiner Kirche beizubringen. Das kam vor. Das Bild mit ihm im Daunenparka nicht. Völlig zurecht. Es war ja eben nicht echt. Und genau diese Tatsache hat es für so besonders in Erinnerung gehalten. Weil es für mich das erste Mal war. Das erste Mal, dass mir so richtig bewusst wurde: Ich muss wohl misstrauischer werden. Was werde ich noch glauben können? Mir war auf einmal klar, was Technik, was Künstliche Intelligenz mit ihren Bildern vermag und wie sie uns eben auch hinters Licht führen kann. Es sah aber auch wirklich täuschend echt aus: Vor zwei Jahren war dieses Bild im Internet aufgetaucht. Papst Franziskus nicht in seinem normalen Gewand, sondern in einem schneeweißen dicken Daunenparka, wie ein cooler Rapper. Schon ein bisschen lustig. Aber auch nur, weil mir sofort klar war: Wer‘s glaubt wird selig! Das kann ja nicht echt sein. Nie würde Franziskus so etwas anziehen. Zugleich hat es mich gegruselt: Wann würde das erste Bild, wann würde die erste falsche Nachricht, fake-news, auftauchen, die ich nicht mehr entlarve? Ohne Misstrauen geht’s wohl nicht mehr, oder?

Mittlerweile, nur zwei Jahre später, ist diese Technik in Siebenmeilenstiefeln unterwegs. Und wir wissen: es gibt Gutes, Hilfreiches und genauso auch Problematisches daran. Wie viele um mich herum habe ich gelernt, dass Vertrauen gut, aber Kontrolle eben besser ist. Und die Frage ist für mich: Sollte ich überhaupt noch vertrauen? Ich halte mich ja für eine aufmerksame und kritische Bürgerin. Ich will nicht naiv sein, lieber wachsam. Dabei sind doch eigentlich mein Lebensgefühl und meine Haltung ganz andere. Vertrauen. Ich bin Christin. Glauben – und das ist für mich ein ganz tiefes Vertrauen – gehört ganz wesentlich zu meinem Leben. Nur: Geht das heute noch oder ist Vertrauen ein Auslaufmodell?

Vertrauenskrisen – Institutionen, Geburtstagsbesuche, Thomas

Das Lebensgefühl ist in weiten Teilen nun wohl ein ziemlich anderes. Vertrauenskrise – nein, eher Vertrauenskrisen überall. Dieses Grundgefühl: "Vorsicht", "Trau niemandem mehr so recht über den Weg" das richtet sich nicht nur gegen die Künstliche Intelligenz. Nein, viel weiter geht das: Auch viele Institutionen verlieren zur Zeit das Vertrauen: Politik und Parteien, Polizei, die Medien. Sie alle machen Fehler, manchmal schlimme Fehler, das haben wir in der jüngeren Vergangenheit begreifen müssen. Mich wühlt ganz besonders auf, dass natürlich auch Kirche dazugehört. Auch unsere Kirchen haben Vertrauen missbraucht. Macht missbraucht. Und Menschen. Furchtbar. Jetzt geht es darum, wie ernsthaft die Institutionen diese Fehler aufarbeiten und ob sie daraus lernen. Selbst wenn das geschieht – bei vielen Menschen wächst die Skepsis.

Auch zwischenmenschlich greift das Misstrauen um sich: Als Pfarrerin habe ich immer öfter erlebt, dass ich bei Geburtstagsbesuchen vor verschlossenen Türen stand. Man öffnet nicht mehr einfach so Tür und Wohnzimmer. Wer sagt mir denn, dass es stimmt, was die Stimme durch die Gegensprechanlage sagt? Meinen Lieben vertraue ich. Kindern, Eltern, Freunden. Denen, die ich direkt und persönlich kenne. Aber Fremden?

Ich kann’s ja verstehen... Je mehr wir wissen, wie schnell Vertrauen eben auch missbraucht wird oder werden kann, desto mehr wird Misstrauen als Grundgefühl angefüttert.

Muss ich mich einfach daran gewöhnen? Weil es anders nicht mehr funktioniert? Vertrauen war wohl mal gut, aber Kontrolle ist eben besser.

Nun kann ich mich ein bisschen damit beruhigen: Misstrauen ist wirklich kein ganz neues Gefühl. Gerade in Kirche und Glauben kenne ich das gut. Da gehört das Zweifeln dazu. Eine bekannte Geschichte aus der Bibel erzählt auch von einem, der nicht einfach glaubt; er ist skeptisch. Hallo Thomas, Schalom!

Es war Abend geworden an diesem ersten Wochentag nach dem Sabbat. Die Jünger waren beieinander und hatten die Türen fest verschlossen. Denn sie hatten Angst vor den jüdischen Behörden. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: "Friede sei mit euch!" Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Die Jünger freuten sich sehr, als sie den Herrn sahen.

Thomas, der auch Didymus genannt wird, gehörte zum Kreis der Zwölf. Er war nicht bei ihnen gewesen, als Jesus gekommen war. Die anderen Jünger berichteten ihm: "Wir haben den Herrn gesehen!" Er entgegnete ihnen: "Erst will ich selbst die Wunden von den Nägeln an seinen Händen sehen. Mit meinem Finger will ich sie fühlen. Und ich will meine Hand in die Wunde an seiner Seite legen. Sonst kann ich das nicht glauben!"

Acht Tage später waren die Jünger wieder beieinander. Diesmal war Thomas bei ihnen. Wieder waren die Türen verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: "Friede sei mit euch!" Dann sagte er zu Thomas: "Leg deinen Finger hierher und sieh meine Hände an. Streck deine Hand aus und leg sie in die Wunde an meiner Seite. Sei nicht länger ungläubig, sondern komm zum Glauben!" Thomas antwortete: "Mein Herr und mein Gott!" Da sagte Jesus zu ihm: "Du glaubst, weil du mich gesehen hast. Glückselig sind die, die mich nicht sehen und trotzdem glauben!" (Joh 20,19f., 24-29 BASIS_BIBEL)

Problemjünger oder Vorzeigegläubiger? 

Nearer my God to thee. Näher zu seinem Gott hin – das wollte er eben sehr wohl, "der ungläubige Thomas". Als Kind habe ich die Geschichte unter diesem Titel kennengelernt. So stand es in meiner Kinderbibel als Überschrift. Ungläubig. Da macht einer etwas nicht richtig. Und ja, wenn man die Geschichte liest, kann man vor allem betonen: Über Thomas schüttelt Jesus am Ende den Kopf, ein bisschen enttäuscht. Glückselig sind die, die mich nicht sehen und trotzdem glauben!" Ich höre Jesus seufzen: Glückselig – und im Unterton klingt für mich mit: Besser als Du! – sind alle, die glauben, ohne zu sehen. Zweifeln gehört sich nicht.

Thomas wollte den Freunden nicht einfach so glauben, dass sie Jesus getroffen haben und all das. Wer weiß, was die sich eingebildet haben in ihrer Sehnsucht nach dem toten Freund? Oder ob sie ihn vielleicht nur ärgern wollen? Thomas will etwas Handfestes. Fakten statt womöglich Fake News. Wie unglaublich klingt diese Geschichte der Freunde schließlich auch: Jesus ist lebendig zurück. Wer’s glaubt, wird selig. Dass Jesus ihnen zu Lebzeiten etwas von der Hoffnung auf Auferstehung erzählt hat, war das eine. Aber dass er nun wirklich nach seinem Tod zu Besuch gekommen sein soll… Da darf man wohl schon einmal skeptisch sein.

Wie würden Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, reagieren, wenn ihnen ein Bekannter berichtet: Du, glaub mir, wirklich, gestern stand Jesus in meiner Küche? Ich weiß nicht einmal, ob ich um Beweise bitten würde. Vermutlich würde ich das einfach nur für einen Scherz halten. Klar.
Zu Beginn der Geschichte geht es den anderen Jüngern übrigens gar nicht so ganz anders als Thomas: Als Jesus in ihre Mitte tritt, zeigt er ihnen seine Wundmale – und erst da scheinen sie ihn freudig zu erkennen. Thomas erbittet also eigentlich nichts anderes, als was Jesus den Freunden zuvor frei Haus gegeben hat, damit sie Vertrauen fassen.

Trotzdem bleibt Thomas in vielen Predigten lange Zeit bestes Beispiel für einen Problemjünger. Der Ungläubige, der nicht genug vertraut. Der mit dem etwas zu klein geratenen Glauben, über den Jesus den Kopf schütteln und seufzen und enttäuscht sein muss. Weil eben nur, wer es glaubt – ohne Gucken und Anfassen! – selig wird.
Für solche Zweifelnden wie Thomas wird´s da eng.

Nun hat sich zum Glück aber auch der Zweifel an dieser Auslegungstradition geregt. Schließlich war mit den reformatorischen Gedanken auch der Schatz des Wissens und der Theologie, der Lehre von Gott, neu entdeckt worden. Was soll ich sagen: Ich hab das jahrelang studiert und dazu geforscht. Klar, hat für mich als Theologin Glaube auch etwas mit Wissen zu tun. Für mich ist es ein großer Gewinn, dass die Reformation da so energisch blieb: Die ganz normalen Gläubigen sollten verstehen, was in der Bibel steht, welche Glaubenssätze wichtig sind und warum. Wissen und Begreifen sind keine Gegenspieler zum Glauben.
Nein, der Glaube sucht geradewegs immer wieder auch Wege zu verstehen, Herz, Seele und Kopf zusammenzubringen: Fides quaerens intellectum, heißt eine berühmte lateinische Formulierung. Glaube, der nach Einsicht sucht.

Gott hat nichts gegen weise Menschen. Im Gegenteil.

Wenn Thomas also erst einmal einen Faktencheck machen möchte, dann verweigert er sich ja nicht dem Glauben. Er will und kann nur nicht unbedacht nachplappern. So betrachtet ist Thomas für mich dann nicht der Problemjünger. Womöglich ist er sogar eher ein Vorzeigejünger. Ein Paradebeispiel des klugen, wachen und mündigen Gläubigen. Denn er möchte ja glauben – und begreifen.

Und Jesus? Der macht der Geschichte nach gar keine Anstalten sich zu weigern. Jesus kommt dem Wunsch gleich nach. Er lässt Thomas ohne Weiteres seine Hände, seine Wundmale anschauen und berühren. Er lässt ihn die Auferstehung – im Wortsinn – "begreifen". Hauptsache, es klappt dann mit dem Glauben.

Ohne Sehen und Anfassen – Vertrauenschallenge

Trotzdem: Jesu Seufzen über das fehlende Vertrauen ohne Sehen und Anfassen bleibt: Glückselig sind die, die mich nicht sehen und trotzdem glauben!"

Vielleicht steckt hinter diesem großen Satz gar nicht so sehr die Enttäuschung über Thomas als Gottes Sorge um Zeiten wie unsere. In denen Jesus nicht mehr als Auferstandener in der Küche steht, um unserem Glauben die handfeste Gewissheit geben zu können. In einigen Wochen werden wir uns die die Himmelfahrtsgeschichte erzählen: Aufgefahren in den Himmel. Jesus sitzt zur Rechten Gottes. Und eben nicht mehr hier bei mir. Wir hier sind die mit der Chance auf Glückseligkeit – ohne Sehen und Anfassen. Das gilt für die Sache mit Gott und den christlichen Glauben. Es gilt aber auch für so viele andere Seiten im Leben, bei denen wir die ganz klaren Antworten und einfachen Lösungen nicht mehr präsentiert bekommen. Wie mit dem Papst in der Daunenjacke. Immer mehr müssen wir prüfen und Faktenchecks machen, ob jemand uns die Wahrheit sagt. Und selbst dann wird am Ende manches vage sein. Die Chance, dass ich misstrauisch bleibe, ist jedenfalls an vielen Ecken und Enden deutlich größer geworden. Ich kann mir vorstellen, dass hinter dem Seufzer von Jesus in der Thomas-Geschichte die Ahnung steckt, wie schwer das sein kann mit dem "Einfach-So-Glauben".

Eine Vertrauenschallenge. Einer der Briefe, die am Ende der Bibel zu finden sind, greift diese Herausforderung auf. Sein Verfasser lebt auch schon ohne Jesus leibhaftig im Haus: Gar nicht so einfach mit dem Glauben, weiß er. Und doch beschreibt er, wie wichtig und wertvoll dieses Vertrauen ist.

Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, auf dass euer Glaube bewährt und viel kostbarer befunden werde als vergängliches Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus. Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb; und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht; ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich der Seelen Seligkeit. (1. Petr. 1,6-9)

Vertrauensschatz

Kostbar und nicht vergebens ist es zu glauben. Nur nicht aufhören mit dem Vertrauen! Das höre ich aus den alten Glaubenstexten der Bibel.

Aber auch aus ganz modernen Wissenschaften: Vertrauen ist kostbar, sagt auch die Psychologie. Viele Menschen sprechen Forschungen zufolge von Vertrauen wie von einem Schatz, den es zu bewahren oder zu mehren gelte. Denn Vertrauen wirkt und bewirkt was. Es macht uns einzelne stärker, als wir allein wären, und bringt uns zusammen. Es stimmt schon: Mein Herz an etwas oder jemanden zu hängen, macht mich verletzlich. Einerseits. Doch gerade wenn wir uns nicht nur an uns selbst klammern, sondern mit offenem Herzen anderen und Anderem eine Chance geben, dann klappt es viel leichter mit dem Miteinander. Viel wohlwollender gehen wir miteinander um. Aber auch ganz individuell ist Vertrauen wertvoll. Bis in die Hirnströme hinein lässt sich beobachten: Wenn ich vertraue, habe ich weniger Angst.[1]

Sofort kommen mir Erinnerungen an früher in den Sinn. Wie war das, früher als Kind abends im Dunkeln? So vieles hat Angst gemacht, jedes Knarzen, jeder Schatten. Doch sobald vertraute Menschen, vor allem Mama oder Papa da waren, hat sich die Furcht gelegt. 

Auch als Erwachsene können wir solche guten Vertrauenserfahrungen machen: Eine Freundin kam vor einiger Zeit mit Blinddarmdurchbruch in die Klinik. Unheimlich und beängstigend: Geht alles gut? Was passiert mit mir? Doch dann waren alle vom Krankenhausteam so hilfsbereit und freundlich, dass sie ihnen sofort vertrauen konnte und sich definitiv wohler gefühlt hat als allein. Hinterher erzählt sie mir, was sie in dem Moment dort auch gespürt hat: Dass sie doch, allen schlechten Nachrichten zum Trotz, richtig viel Vertrauen in unsere Gesundheitsversorgung hat.

Wer vertraut, hat weniger Angst. Vielleicht braucht es mehr solcher Geschichten, mit denen wir dem ganzen Misstrauen um uns herum begegnen können. Geschichten von seligen, glückseligen Momenten, in denen das Wagnis Vertrauen eingegangen wird. Ein Wagnis, das sich lohnt.

Kontrolle ist gut, Vertrauen tut gut

Klar, Vertrauen ist und bleibt riskant, das betonen auch die Vertrauensforscher. Weil ich keine Garantie bekomme, dass mein Vertrauen belohnt und nicht missbraucht wird. Zugleich, das nehme ich aus der Thomas-Geschichte mit: Vertrauen lebt auch nicht aus dem Nichts und ohne alles Wissen. Ich brauche dafür Erfahrungen, auf die ich zurückgreifen kann und die mir Mut machen, auch für die Zukunft wieder zu vertrauen. Solche Erfahrungen weisen die Ungewissheit, die bleibt, in ihre Grenzen. Hätten die Jünger nicht Vieles mit Jesus erlebt und von ihm über Auferstehung gehört, dann hätten wahrscheinlich auch die Wundmale an seinen Händen kein Vertrauen in ihnen wachsen lassen.

Was ich auch für mich mitnehme als Botschaft aus der Thomas-Geschichte: Gott lässt uns nicht allein mit der Ungewissheit. Gute Erfahrungen, die mich vertrauensvoll leben lassen, sind für mich wie Gottesgeschenke. Thomas bekommt so eines: Er darf den Auferstandenen höchstpersönlich treffen, darf nachforschen und begreifen.

Höchstpersönlich, liebe Hörerinnen und Hörer, wo können wir die erleben, solche vertrauensbildenden Maßnahmen? Für manche von Ihnen ist das vielleicht die örtliche Diakonie-Station, in der sie auch sehr handfest etwas davon erfahren, was Ihr Vertrauen stärkt. Vielleicht haben Sie im Segen mancher Taufen oder beim Trost auf Beerdigungen gute Gründe zu glauben bekommen. Ich fahre nächste Woche zum Deutschen Evangelischen Kirchentag nach Hannover. Da werde ich zusammen mit vielen Tausenden hoffentlich viel erleben, was zu Kopf und Herz passt. Wenn wir Gottesdienst und Abendmahl feiern, miteinander singen, diskutieren und spüren, wie freundlich und hilfsbereit wir miteinander umgehen können – all das macht mein Vertrauen stärker. Manchmal hilft es auch, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Gottesgeschenke sind diese Momente für mich. Weil mit ihnen mein Vertrauen etwas an die Hand bekommt, auf das es sich stützen kann. Thomas-Momente.

Nach denen Ausschau halten und Stück für Stück, Vertrauen wagen. Das könnte uns gut tun in dieser Zeit. Denn was wäre die Alternative? Immer im Misstrauen verharren, skeptisch auf die Welt schauen und sich zurückziehen aus diesem Leben und dem Zusammenleben? Immer ängstlich?

Womöglich habe ich als Christin eine neue Aufgabe. Wenn in dieser Zeit das Misstrauen um sich greift, weil uns künstliche Bilder von Päpsten in Daunenjacken bange machen wollen vor allen technischen Entwicklungen. Wenn manche anfangen, das Vertrauen kleinzureden, nur weil alte Gewissheiten wegbrechen, dann habe ich als Christin etwas zu tun und zu sagen: Ich kann aus meiner Glaubensgeschichte erzählen, wie das ist mit Vertrauen im Vagen und Ungewissen, von Glauben ohne Sehen und Anfassen. Dann erzähle ich von Mut, Stärke und Beherztheit, die daraus entstehen. Und von der Angst, die endlich wieder kleiner wird. Ich sage: Weisheit ist etwas Wertvolles und Denken erlaubt und gewünscht, weil Herz und Kopf zusammengehören. Gesunde Skepsis ist schon okay. Nur immer das letzte Wort haben sollte sie nicht. Denn das habe ich von Thomas gelernt:

Kontrolle ist gut, Vertrauen… tut gut.

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