Als Pfarrerin habe ich schon viele unterschiedliche Menschen getroffen: Menschen, die mit der Kirche hoch verbunden sind, Menschen, für die der Glaube eine lebenswichtige Rolle spielt, aber auch Menschen, die keinerlei Bezug zum christlichen Glauben haben.

Dabei ist mir über die Jahre und in den Begegnungen eine Sache immer wieder deutlich geworden: Glauben an eine Macht, die größer ist als der Mensch selbst, hat für viele eine Bedeutung - wie die Menschen Glauben erleben und beschreiben, ist dabei allerdings sehr unterschiedlich.

Blicken wir alleine auf das Wort Gott - vier Buchstaben, die versuchen, etwas zu beschreiben, wofür es mehr als ein einzelnes Wort braucht. Deshalb benutzten Menschen schon immer unterschiedliche Begriffe, um das, woran sie glauben zu beschreiben: Vater, Mutter, G*tt, Universum, Kraft oder auch Sinn.

Menschen erfahren Gott auf unterschiedliche Art und Weise und vor allem nicht nur so, wie Gott Jahrhunderte lang in einer patriarchal strukturierten Kirche tradiert wurde - Gott ist viel größer als die Bilder, die von Gott erschaffen wurden.

Wie kann Glaube auf Instagram stattfinden?

Eine Neugierde auf Glauben und Kirche erlebe ich insbesondere in meiner Arbeit im Digitalen, gerade auf Instagram unter @theresaliebt. Dort bin ich mit vielen Menschen in Kontakt. Mit Kirchenmitgliedern, Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind, mit dem Glauben verbundene und auch Menschen, die keinen Fuß in ein Kirchgebäude setzen würden.

Entweder weil sie negative Erfahrungen mit der Kirche oder dem Glauben gemacht haben oder auch, weil sie das Gefühl haben nicht willkommen zu sein.

Digital können sie Fragen stellen, Ängste äußern und es entwickeln sich auch immer wieder Seelsorgegespräche.

All das ist für mich christliche Gemeinschaft und Kirche.

Denn die Kirche hat sich schon seit Jahren immer wieder verändert und wird es auch weiterhin.

Ein wunderbares Beispiel für Glaubensgemeinschaft oder auch Kirche sind unsere digitalen Brot&Liebe Gottesdienste - ein Zoom-Gottesdienst im Storytellingformat. Menschen finden dort Gemeinschaft, Glaubensstärkung, sie hören Geschichten aus dem Leben, beten gemeinsam oder werden für ihren Alltag gestärkt durch wertvolle Sätze. So feiern wir auch regelmäßig digital Abendmahl - jede Person vor ihrem Laptop und doch eng verbunden durch Gott.

Bedeutung der Bibel

Und die Bibel? Für einige ist sie ein veraltetes moralisierendes Buch, für andere das Lebenselixier. Dazwischen gibt es natürlich noch etliche Schattierungen und Umgangsweisen mit der Bibel.

Einzelne Bibeltexte begegnen mir als Pfarrerin dabei immer wieder, weil sie den Menschen so wichtig sind.

Dazu gehört Psalm 139, der davon erzählt, wie wunderbar Menschen von Gott geschaffen sind, wie wertvoll wir sind und wie nah Gott uns ist. Aber auch das Hohelied der Liebe im 1. Korintherbrief Kapitel 13, die Bibelverse über "Alles hat seine Zeit" in Prediger 3,1-15 und besonders Psalm 91,11, der davon spricht, dass Engel unsere Wege beschützen - all diese biblischen Sätze werden von Menschen gern gehört, als stärkend oder lebensbegleitend befunden.

Oft erlebe ich es, dass Menschen mitten im, oder auch im Rückblick auf ihr Leben, ihr eigener Konfirmations- oder Taufspruch nochmal eine ganz neue Bedeutung gewonnen haben. Ich persönlich mag sehr einen Vers, in dem Gott ganz anders dargestellt wird, als wir Gott oft erwarten:

Gott ist nicht laut und zerstörerisch, sondern sanft und wie ein Säuseln oder eine Brise (1. Könige 19,11-12).

 

Dieser Artikel ist Teil der #glaubstdu-Serie

#glaubstdu ist eine Aktion des Evangelischen Presseverbands (EPV), dem zentralen evangelischen Medienhaus in Bayern. #glaubstdu läuft über verschiedene Kanäle und Formate, analog und digital - in der gedruckten Wochenzeitung Sonntagsblatt und auf unserer Online-Plattform sonntagsblatt.de, in Podcasts, Videos, Online- und Live-Events. 

Prominente Autorinnen und Autoren eröffnen neue Perspektiven auf die wichtigsten Texte der Bibel – von Adam und Eva bis Jesus, von der Arche Noahs bis zur Urgemeinde der ersten Christen. Mal ganz ernst und theologisch, mal leicht und unterhaltsam.

Alle veröffentlichten Artikel der Serie findet Ihr hier, weitere Informationen rund um das Gesamtprojekt hier sowie an dieser Stelle eine Übersicht aller geplanten Themen.

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