Auch in Regensburg haben am Sonntag tausende Menschen ein Zeichen gegen einen wiedererstarkenden Rechtsextremismus in Deutschland und für die Demokratie gesetzt. Zwischen 3.000 und 5.000 Menschen fanden sich laut Polizeiangaben zur Kundgebung "Gemeinsam gegen rechts" auf dem zentralen Haidplatz in Regensburg ein. Ursprünglich waren die Veranstalter, die Initiative gegen Rechts (IgR), von 1.000 Teilnehmern ausgegangen.

"Einen Blick wie diesen hat man nicht jeden Tag", sagte der Holocaust-Überlebende Ernst Grube beim Anblick der vielen Menschen, die gegen Rechtsextremismus auf die Straße gegangen sind. Die große Resonanz werde die Auseinandersetzung und den Widerstand gegen einen Rechtsruck in Deutschland verstärken, sagte der 91-Jährige, der als Kind einer jüdischen Mutter die Deportation nach Theresienstadt und Piaski überlebte.

"Entsetzt und aufgewühlt" habe er auf die Pläne rechtsextremer Kreise zur "Remigration" reagiert, die von der Recherche-Redaktion Correctiv aufgedeckt wurden. Offenbart habe sich ein "völkisch-rassistischer Masterplan zur Vertreibung von Menschen, die nicht ihrem völkischen Gesellschaftsbild entsprechen", sagte Grube. Dieses Denken bezeichnete er als "Angriff auf unsere wichtigsten Verfassungsartikel und Zersetzung der Demokratie". Er sprach sich für ein Verbot der AfD aus, das die Verfassungsorgane "mit entschlossener Sorgfalt" voranbringen sollten: "Wir dürfen auf keinen Fall zulassen, dass den rechtsextremen Kreisen ihr politisch-parlamentarischer Arm weiter zur Verfügung steht."

"Nie wieder - ist jetzt! Deshalb sind wir hier", sagte die Regensburger Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD). Nie wieder dürfe es "ein völkisches Menschenbild und ein faschistisch-autoritäres System geben". Regensburg setze mit der Kundgebung ein klares Zeichen gegen rechts und "gegen Hass, Hetze und Verschwörungsschwurbler". Die Oberbürgermeisterin betonte, dass alle Menschen eine Verantwortung hätten, die Demokratie zu schützen und wehrhaft zu machen.

IgR-Sprecher Dennis Forster sagte, eine Normalisierung rechter Positionen lasse sich nicht nur in der zunehmenden Zustimmung zu einer immer radikaler auftretenden AfD beobachten: "Auch Verschwörungsgläubige, vermeintlich alternative und friedensbewegte Milieus bilden Sammelbecken für rechte Ideologien." Ziel der IgR sei eine Stadt, "in der für Rassismus, Nationalismus und andere menschenverachtende Ideologien kein Platz ist", sagte er. Deshalb stellten sie sich "rechten Aktivitäten entgegen, um sie zu verhindern".

Unter den Versammlungsteilnehmern waren auch die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Regensburg, Ilse Danziger, und der evangelische Regensburger Dekan Jörg Breu. Zur Kundgebung aufgerufen hatte die "Initiative gegen Rechts". Sie ist ein zivilgesellschaftliches Bündnis mit 22 Mitgliedsgruppen, Parteien und Organisationen, darunter auch Flüchtlingsorganisationen wie Campus Asyl und die Gewerkschaft IG Metall.

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden