"Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit" – diesen Satz aus 2. Tim 1,7 stellte der Augsburger Regionalbischof Axel Piper in den Mittelpunkt seiner letzten Predigt im Amt in St. Ulrich Augsburg. Ein aufmunterndes Wort, das wohltuend trotzig gewählt wurde, bedenkt man die Umstände von Kirche und Kirchenkreis.

Zum großen Finale waren noch einmal alle gekommen. Nebst Familie und Freunden natürlich langjährige Weggefährten aus den Dekanaten, allen voran Landesbischof Christian Kopp, sein Amtsvorgänger Heinrich Bedford-Strohm, aber auch Dekaninnen und Dekane des Kirchenkreises, den Piper seit 2019 leitete und natürlich die Regionalbischöfinnen und -bischöfe aus Bayern.

Das sind derzeit noch sechs, bald könnten es nur noch vier sein. Die bisherigen Kirchenkreise Augsburg, Regensburg und München sollen künftig von zwei Personen geleitet werden, eine ähnliche Reform strebt die Landeskirche bis zum Jahr 2030 auch für die Kirchenkreise Nürnberg, Ansbach-Würzburg und Bayreuth.

Schlussgesang der Kolleginnen und Kollegen für Axel Piper
Schlussgesang der Kolleginnen und Kollegen für Axel Piper im Hof des Augsburger Maximilianmuseums.

Kraft aus Optimismus

Ein Anlass zum Jammern? Nicht in Augsburg, nicht mit Axel Piper. Der 66-Jährige sprach von Kraft, die aus Optimismus, aus Glauben, aus Hoffnung gespeist ist, wie er sie in der evangelischen Kirche so oft erlebt habe.

"Selbst bei aller schmerzlichen Erkenntnis, dass wir weniger Mitglieder und weniger ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeitende werden, weniger Geld haben", bekannte er in seiner Predigt.

Gerade in den vergangenen Jahren habe er sich immer wieder die Frage gestellt, was in der Kirche nur Gewohnheit sei und was die Menschen wirklich von ihr brauchen. "Auch die, die uns schon abgeschrieben haben."

In seinen Jahren als Regionalbischof habe er viel Kraft und Engagement erlebt. "Da gibt es dann Menschen, die neu zur Mitarbeit finden, gerade weil sie in ihrer Kirche und im kirchlichen Leben und Angeboten etwas verändern wollen", bekannte Piper. Das beste Mittel gegen Zukunftsangst sei neben der Kraft die Geduld, liebevolles und aufmerksames Hören und immer wieder neu betrachten und auch Fehler machen dürfen und revidieren können.

"Die Besonnenheit gehört mit in die Anti-Furcht-Koalition. Und das ist neben der Gelassenheit und Vernunft nun auch Liebe: Die Liebe für das genaue Hinschauen, die Liebe für die Menschen, die sich nicht mitgenommen fühlen und deren Liebe, wenn es darum geht, Entscheidungen dann auch zu akzeptieren."

"Rundherum gute Zeit"

Auf seine Zeit als Augsburger Regionalbischof blickt Piper zufrieden zurück: "Zu gerne war ich hier, habe auch hier so viele hilfreiche, sympathische, anregende Menschen gefunden, mit denen meine Frau und ich uns freundschaftlich verbunden fühlen." Dass er Abschiedsschmerz fühle, sage ja nur, "dass es für uns eine rundherum gute Zeit war".

Die Kernaufgaben von Piper übernehmen übergangsweise die bisherigen Stellvertreter, das Dekane-Ehepaar Claudia und Christoph Schieder aus Memmingen. Beide zeichneten dann beim anschließenden Empfang im Innenhof des Maximilinanmuseums auch verantwortlich für die kleine szenische Darbietung, bei der die Dekaninnen und Dekane zusammen mit Pipers Referenten Christoph Burger und diako-Rektor Jens Colditz reimten und sangen.

Eine Jazzcombo unter der Leitung von "Jazzsommer"-Leiter Tilman Herbichböhm unterstützte den von Claudia Scheder angefeuerten Chor beim Abschlusslied für Axel Piper.

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden