Dem Evangelischen Pressedienst epd sagte Baderschneider, sie freue sich "auf die neue Aufgabe und die Menschen im Dekanat Kitzingen. Seit der Dekanswahl im April habe sie ihre Besuche in Kitzingen genutzt, um "die Atmosphäre der Stadt aufzunehmen". Baderschneider, die bislang Pfarrerin in Hagenbüchach und stellvertretende Dekanin in Neustadt an der Aisch ist, sagte, sie sei "Verfechterin der Volkskirche", in der verschiedene Lebens- und Frömmigkeitsstilen ihren Platz finden.

Die neue Dekanin kündigte an, dass ihr "ein kollegialer Leitungsstil wichtig" sei - so wie sie ihn bislang schon als stellvertretende Dekanin praktiziert habe. "Leitung bedeutet nicht, am Schreibtisch im Stillen Entscheidungen zu treffen, sondern mit anderen im Dialog zu sein und sie einzubinden", betonte die 47-Jährige. Dies werde gerade mit Blick auf den neuen Landesstellenplan wichtig sein: "Dessen Umsetzung muss als Beteiligungsprozess gestaltet sein, nicht von oben herab."

Frau Baderschneider - Sie haben in diesem Gespräch immer die Wahl. Volkskirche oder "Klein aber fein"?

Baderschneider: Ich bin eine überzeugte Verfechterin der Volkskirche - allen Prognosen und Unkenrufen zum Trotz.

Ich wünsche mir für unsere Kirche diese strukturelle Offenheit, damit Menschen mit verschiedenen Lebens- und Frömmigkeitsstilen dort ihren Platz finden. Kirche sollte ein offener Raum sein und sich nicht verengen.

Stadt oder Land?

Baderschneider: Im Dekanat Kitzingen werde ich beides haben. Die Stadtkirchengemeinde hat sicher eine gewisse "Zentrumsfunktion", was zum Beispiel Kirchenmusik oder auch die Bildungsarbeit angeht. Aber das Gemeindeleben findet jeweils vor Ort statt - in seiner Vielseitigkeit. Das will ich kennenlernen und unterstützen. Insofern will ich mich nicht zwischen Stadt und Land entscheiden müssen.

Mittel- oder Unterfranken?

Baderschneider: Uns Franken sagt man ja nach, dass wir Zeit brauchen, bis wir mit jemandem warm werden. Für die Leute in Mittelfranken kann ich dieses Klischee nur bedingt bestätigen. Da gab es recht schnell Offenheit und ein herzliches Miteinander. Wie das in Unterfranken ist, weiß ich noch nicht. Da lasse ich mich überraschen.

Lutherische Liturgie oder Kinderkirche?

Baderschneider: Das dürfen keine Gegenpole oder sich ausschließende Alternativen sein! Mein Herz schlägt für den liturgischen Gottesdienst, ganz klar.

Die ritualisierten Elemente eröffnen einen meditativen Raum: Man kann sich "hineinfallen lassen", man wird getragen von Abläufen und Worten der Tradition. Ich verstehe aber, dass das nicht für jeden etwas ist.

Liturgische Gottesdienste brauchen "Gewöhnung", man muss sie regelmäßig besuchen, damit sich ihre Wirkung entfaltet. Wir brauchen deshalb auch ganz andere Gottesdienstformen und spezielle Angebote für Kinder und Familien. Im Dekanatsbezirk Kitzingen gibt es Vielfalt. Das finde ich gut.

Chefin oder Kollegin?

Baderschneider: Ich werde als Dekanin natürlich Chefin sein, es geht ja um Gesamtverantwortung und Personalführung - aber mir ist ein kollegialer Leitungsstil wichtig, so wie ich ihn bislang schon als stellvertretende Dekanin praktiziert habe. Leitung bedeutet nicht, am Schreibtisch im Stillen Entscheidungen zu treffen, sondern mit anderen im Dialog zu sein und sie einzubinden. Das wird gerade mit Blick auf den neuen Landesstellenplan wichtig sein: Dessen Umsetzung muss als Beteiligungsprozess gestaltet sein, nicht von oben herab.

Bier oder Wein?

Baderschneider: Zumindest im Kitzinger Umland gibt es beides - Bier und Wein.

Ich freue mich schon sehr auf den Sommer am Main mit einem Schoppen Wein in der Hand. Mein Mann und ich haben das dieses Jahr schon mal auf der Alten Mainbrücke in Kitzingen getestet, das war wirklich eine sehr schöne Atmosphäre dort.

Fasching oder Faschingsmuffel?

Baderschneider: Dass Fasching für die Kitzinger sehr wichtig ist, das habe ich schon mitbekommen. Als Kind und Jugendliche war ich vom Faschingstreiben durchaus angetan - die letzten Jahrzehnte hab' ich mich da etwas ferngehalten. Aber ich werde sicher recht schnell die Gelegenheit haben, an einer der Prunksitzungen teilzunehmen.

Zu guter letzt: Verwalterin oder Seelsorgerin?

Baderschneider: Ich erwarte, dass die Verwaltungsarbeit als Dekanin schon einen großen Raum einnehmen wird. Aber ich sehe das gar nicht negativ, ich sehe darin Gestaltungsmöglichkeiten. Mein Anspruch ist es, durch eine schlanke und kluge Verwaltung dem geistlichen Leben vor Ort mehr Freiraum zu schaffen statt es einzuengen. Der größte Schatz unserer Kirche sind die Menschen mit ihren Begabungen. Dafür muss man gute Rahmenbedingungen schaffen und niemanden ausbremsen.

Der Gottesdienst in der Kitzinger Stadtkirche mit der Ansbach-Würzburger Regionalbischöfin Gisela Bornowski beginnt um 14 Uhr.