Die USA haben in einer fairen und freien Wahl Donald Trump zum 47. Präsidenten der USA gewählt. Das ist mit unerwarteter Vehemenz geschehen – die Mehrheit aller Stimmen ist auf ihn gefallen. Das war mehr, als hier für einen Wahlsieg nötig gewesen wäre.
Als Pastor der Deutschen Ev. Luth. St. Pauls in New York wurde ich um eine Einschätzung der Situation hier vor Ort gebeten. Vielleicht hilft eine selbst erlebte Begebenheit zum Verständnis der Lage?
Besuch einer Wahlkampfveranstaltung von Donald Trump
Am 27.10. hat Donald Trump eine viel diskutierte Wahlkampfveranstaltung im Madison Square Garden gehalten. Ein abenteuerlustiges Gemeindeglied hat mich gefragt, ob wir – weil das schon historisch werden könnte – daran teilnehmen wollten. Also sind wir in die Bahn gestiegen und haben uns mit tausenden anderen Menschen angestellt.
Wir waren umgeben von Menschen mit Symbolen ihres Favoriten. Ab und an lief eine Welle durch die Menge, "USA – USA – USA" wurde skandiert.
Vor uns war ein junger Mann, aufgeregt und voller Vorfreude auf das kommende Erlebnis! Seine Freunde waren natürlich ebenfalls bereits überzeugt. Ihr Gespräch war freundlich, angeregt und keinesfalls unangenehm zu hören. Die anderen Töne, die später im MSG aufklangen, blieben hier komplett aus.
Und dann sagte er einen Satz, der mir ans Herz ging, sinngemäß:
"Wenn er Präsident wird, wird es endlich wieder gut."
Das war so voller Hoffnung und ernstgemeinter Herzenswärme für Donald Trump, dass ich nicht anders konnte, als es auch an mein Herz zu lassen.
Irgendwo auf dem Weg bis zu diesem Moment muss es ja geschehen sein, dass dieser junge Mann seine Hoffnung für sein Land an Donald Trump gebunden hat. Für ihn war der vergangene Dienstag ein Tag voller Glück und weiterer Vorfreude auf die kommenden vier Jahre. Ich wünsche ihm von Herzen, dass seine Hoffnung sich erfüllt.
Wie verhält sich eine deutsche Gemeinde in den USA?
Als deutsche Gemeinde in den USA sind wir generell um eine neutrale Haltung bemüht. Wir machen keinen Wahlkampf und heißen Menschen aller Überzeugungen willkommen. Das Zentrum unserer Gemeinde ist der Gottesdienst – und der dreht sich meist um Jesus.
Okay, Jesus war keinesfalls neutral – manchmal sogar politisch. Uns bremst sicherlich das Gefühl, Gäste in diesem Land zu sein. Viele von uns dürfen nicht wählen – wir schauen bei einer Wahl engagiert zu, was die anderen tun.
Niederlage von Kamala Harris
Nun ist es allerdings so, dass manche unserer Gemeindeglieder große Hoffnungen auf einen Wahlsieg von Kamala Harris hatten. Ihr Leben wird vom aktuellen Wahlergebnis intensiv betroffen sein. Und für sie wird da gar nichts gut.
Ein Beispiel von vielen: Die allgemein "Obama Care" genannte nationale Krankenversicherung könnte der neuen Regierung zum Opfer fallen. Wie stehen dann diejenigen da, die ohnehin an der Armutsgrenze stehen? Lebensgeschichten wurden in einer freien und fairen Wahl mitentschieden. Ob das so allen klar war?
Emotional scheinen diese Tage zwischen Benommenheit bei den einen und Euphorie bei den anderen zu hängen. Selbst die eigentlich stets gut gelaunten Late-Night-Comedians tun sich derzeit schwer, etwas zu sagen. In einem derartig politisch gespaltenen Land ist es halt gerade kompliziert, angemessene Worte zu finden.
Gottesdienst für alle
Am kommenden Sonntag werden wir über Jesus nachdenken. Sein Leben mit seinen Freunden, sein Glaube an eine bessere Zukunft und die Heilung der Welt werden Themen sein. Im Gottesdienst werden Menschen beider politischen Lager sitzen. Sie werden gemeinsam beten und beim Kaffeetrinken werden sie sich angeregt und freundlich unterhalten.
Freundschaften sind bereits entstanden, die Gräben überspannen. In diesen Momenten fühle ich, dass eine Gemeinde tatsächlich ein Ort der Hoffnung ist, an dem Jesus Menschen verbindet. Ein Ort der Hoffnung ist, an dem Jesus Menschen verbindet.
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