Seit 2014 sitzt Finanzminister Markus Söder als berufenes Mitglied in der Landessynode - dem evangelischen Kirchenparlament in Bayern. Für ihn sei die Berufung eine "große Ehre", sagte er damals.
Auch wenn er Finanzminister ist - in den Finanzausschuss der Synode wolle er nicht, entschied Söder schnell. Ihn zog es vielmehr in den Ausschuss für Gesellschaft und Diakonie. Denn ihm sei es etwa wichtig, dass sich die Kirche in Zeiten zunehmender Säkularisierung mehr öffne und nicht zu sehr auf innerkirchliche Diskussionen versteife. Der Esoterikmarkt boome, die Menschen seien auf der Suche nach dem Sinn des Lebens - hier müsse die Kirche Antworten geben, sagt Söder. "Unser christlicher Glaube ist doch die beste und größte Chance."
Söder ist bekanntermaßen ein streitbarer Charakter, der kein Blatt vor den Mund nimmt und nicht unbedingt bei allen beliebt ist. Die erste Synodensitzung hatte noch gar nicht begonnen, da langte Söder schon hin: Zum Finanzdebakel des Dekanats München, das bei riskanten Anlagengeschäften Millionen von Euro in den Sand setzte, polterte der Finanzminister: "Ist es überhaupt richtig, dass eine Kirche als Finanzmakler auftritt und an den Märkten Geld anlegt? Soweit ich mich erinnere, hatten Jesus und seine Jünger kein Festgeldkonto."
Kirchensteuern und Spenden sollte man eher direkt für die Menschen einsetzen, als Rendite zu erzielen, lautete Söders Empfehlung.
Manch ein Synodaler schüttelte hier unwirsch den Kopf. Denn auch Pfarrer und kirchliche Mitarbeiter wollen schließlich bezahlt werden, Kirchen- und Gemeindegebäude müssen unterhalten werden. Auf wenig Gegenliebe dürfte daher Söders neueste Forderung stoßen, Kirchen sollten Grundstücke und Gebäude möglichst kostenlos für Flüchtlingsunterbringung bereitstellen. Barmherzigkeit brauche schließlich keine Miete, sagt Söder.
Offen kritisiert wurde Söder für seine Aussagen nicht. Während der Tagungen hat sich der Mittelfranke bisher auffallend im Hintergrund gehalten. Zu politisch dürfe Kirche ohnehin nicht sein, ist Söder überzeugt. In Grundsatzfragen, wenn es um den Schutz des Lebens, den Klimaschutz oder den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft geht, müsse sie sich natürlich zu Wort melden. Das erwarte er sogar, sagt Söder. Aber das Alleinstellungsmerkmal der Kirche sei nun mal der theologische und spirituelle Ansatz. Hier müsse man die Menschen abholen.
Die Kirche dürfe keine geschlossene Gesellschaft nur für die Engagierten werden, mahnt Söder auch. "Es gibt keine Exklusivität im Glauben. Derjenige, der sich den ganzen Tag mit Gott und Kirche beschäftigt, ist genauso wichtig für die Kirche wie derjenige, der in seinem Leben nur zeitweise Gott sucht." Für ihn persönlich bedeute der christliche Glaube Stütze, Halt und Trost. Seine eigene Glaubens-Identität habe sich vor allem beim Tod seiner Eltern oder der Geburt seiner Kinder entwickelt. "Ich bin gern evangelisch-lutherischer Christ und sage das auch gern."