Die Missbrauchsfälle in den Kirchen beschäftigen viele Menschen. Einige wollen in ihnen gar den Grund für die weiter zunehmende Zahl an Kirchenaustritten sehen – auch wenn Studien zu einem anderen Ergebnis kommen. 

Kirchliche Mitarbeitende werden pauschal verurteilt

Aber so oder so, die Fälle emotionalisieren, und das ist vollkommen verständlich. Nicht verständlich ist es allerdings, wie manche dabei übers Ziel hinausschießen und alle Mitarbeiter*innen der Kirchen für Missbrauch mitverantwortlich machen wollen. Gegen diese pauschale Verurteilung wendet sich Pfarrer Nicolai Opifanti, auf Instagram als @PfarrerAusPlastik unterwegs, in einem emotionalen Post.

Unter der Überschrift "Es reicht²" macht er seinem Ärger Luft. Zunächst stellt er klar, dass die Missbrauchsfälle in den Kirchen "radikal" aufgeklärt werden müssten.

"Keine Vertuschungen mehr, keine Ausreden! Es müssen Taten sprechen."

Es müsse alles getan werden, dass so etwas in der Kirche nicht mehr vorkomme. Täter*innen müssten bestraft und das System, das so etwas begünstigt habe, radikal reformiert werden: "Ohne Kompromisse!"

Wer ist der Pfarrer aus Plastik?

Nicolai Opifanti ist Gemeindepfarrer in Kirchheim/Teck und Social-Media-Pfarrer. Gemeinsam mit Sarah Schindler hat er eine Projektstelle für den "Pfarrdienst in Digitalen Räumen". Auf Instagram, Twitter oder TikTok sollen sie die Digitalisierung in der württembergischen Landeskirche vorantreiben.

Sein Instagram-Account @PfarrerAusPlastik hat über 11.000 Abonennt*innen. Hier feiert er mit seiner Community Gottesdienst, betet, lässt sie an seinem Berufsalltag teilhaben und reflektiert darüber in seinen Posts. Dabei zeigt Opifanti, dass auch ein ganz normaler Typ wie er, der gern schnelle Autos fährt, Fußball schaut und Urlaub macht, auf der Kanzel stehen kann. Der Name seines Accounts ist an einen Rap-Song angelehnt. 

"Wollen nicht in einen Topf geworfen werden"

Im zweiten Teil des Posting geht es um die kirchlichen Mitarbeitenden. Diese seien nicht alle Täter*innen, schreibt Opifanti.

"Wir wollen nicht in einen Topf geworfen werden mit Menschen, die den Namen der Kirche und ihres Herrn beschmutzen mit ihren abscheulichen Taten. Wir sind keine Kinderschänder*innen, wir sind nicht homophob, frauenfeindlich, patriarchalisch."

Kirchliche Mitarbeitende folgten einem uralten Ruf zur Nächstenliebe, schreibt er weiter. Diesen Ruf müsse niemand verstehen, man könne ihn gerne ablehnen, aber niemand habe das Recht, die Mitarbeitenden dafür zu beleidigen.

Opifanti fordert differenzierte Berichterstattung 

Opifanti beendet den Post mit persönlichen Worten:

"Ich will nicht mehr aufgrund meines Berufes und meines Glaubens beleidigt werden. Ich will, dass über uns kirchliche Mitarbeitende differenziert berichtet wird und dass verletzende Kommentare uns und unserer Religion gegenüber öffentlich verurteilt werden."

In einem Kommentar unter dem Post stellt er klar, dass er nicht im Namen der Kirche, sondern für sich selbst spreche. Er erwähnt dabei auch, dass er selbst auf Social Media wegen seines Berufs Hass ausgesetzt gewesen sei.