Wie’s war? Aufregend, spannend, ganz besonders, eigentlich unvergleichbar!
Der eigene Konfirmationstag bleibt im Gedächtnis. Ganz besonders einzelne Aspekte: das festliche Outfit, die Familie, die gekommen ist, die festlich geschmückte Kirche, der Moment, in dem ich im Gottesdienst gesegnet wurde, das Familienfest. An diesem Tag stand wirklich ich im Mittelpunkt, und das war schön.
Erinnerungen an den Tag der Konfirmation
Genauso unterschiedlich, wie Konfirmationen in der bunten evangelischen Kirchenlandschaft gefeiert werden, so vielfältig sind im Einzelnen die Erinnerungen an diesen Tag, das Konfirmationswochenende, die Zeit im Konfi-Kurs davor und an das, was dann im Anschluss als Teamer*in oder in der Jugendarbeit erlebt wird.
Genauso verschieden wie junge Menschen sind, genauso individuell verankern sich dabei einzelne, positiv prägende Momente im Gedächtnis: das Verbrennen von Briefen an Gott beim Konfi-Tag, die Taufe eines Mit-Konfi in der Osternacht, das Ringen um die Frage, warum Gott es zugelassen hat, dass eine Mitschülerin bei einem Autounfall getötet wurde, die langen, nächtlichen Diskussionen am Lagerfeuer auf dem KonfiCamp.
Alle, die in einem Kurs mit dabei waren, können von eigenen eindrücklichen Erlebnissen und wichtigen Erfahrungen berichten. Andererseits schwingt auch ganz andersartiges Geschehen nach: sinnloses Auswendiglernen, immer die gleiche Art von monotonem Unterricht, eine Flut langweiliger Gottesdienste, zu denen man gehen musste, aber gefühlt doch nicht willkommen war.
Studien zur Konfi-Arbeit
Die Studien zur Konfi-Arbeit zeigen: Die überwiegende Mehrheit der Jugendlichen sieht ihre Konfi-Zeit und die Konfirmation positiv, besonders die Beziehungen in der Konfi-Gruppe, zu Teamerinnen und Teamern und den Kursleitenden. Gleiches gilt für Freizeiten, Seminare, Camps und alle Formen von Unterwegssein. Auf der anderen Seite machen aber Rückmeldungen einer Vielzahl junger Menschen mehr als nachdenklich:
"Kirche hat auf unsere eigentlichen Fragen keine Antworten", beziehungsweise konkreter: "Im Konfi-Kurs kamen die Fragen, die mich bewegen, nicht vor."
Kinder und Jugendliche können und müssen in der Schule eine Fülle an "Stoff" lernen – vorgegeben durch die Lehrpläne der Kultusministerien, die im Falle des Religionsunterrichts auch durch die Kirchen mit erarbeitet werden.
Die Aufgabe von Konfi-Arbeit
Wäre und ist die Konfi-Zeit nicht geradezu prädestiniert dafür, Lernräume und Zeit bereitzustellen, in denen junge Menschen ihre Fragen und Themen einbringen können, in denen sie miteinander ihre Lebens- und Glaubensfragen austauschen können, in denen sie erfahren, welche Antworten und Perspektiven christlicher Glaube, evangelische Kirche und die Menschen im Kurs anbieten können?
In vielen Gemeinden hat sich die grundlegende Aufgabenstellung für die Konfi-Zeit in den letzten Jahren bereits deutlich verändert.
Anstelle von: "Dieser Lernstoff hat sich über Jahrhunderte als wesentlich und wissensnotwendig herausgestellt und muss von den unwissenden jungen Menschen gelernt, gekonnt und gewusst werden", geht es nun darum:
"Was können und brauchen die Jugendlichen in ihrem Hier und Jetzt von uns als christlicher Kirche, und wie können wir sie auf der Grundlage des Evangeliums in ihrem Leben und Glauben fördern und bestärken."
Damit hat sich auch die Begrifflichkeit geändert. Aus dem "Konfirmandenunterricht" wurde die "Konfi-Zeit", beziehungsweise "Konfi-Arbeit".
Wesentlich dabei sind auch grundlegende Veränderung des Selbstverständnisses:
- Gemeinde, Konfis, Gemeinde- und Kursleitende verstehen sich selbst als Lerngemeinschaft – anstelle von: Der Pfarrer (beziehungsweise die oder die Kursleitende) weiß alles, hat recht und entscheidet, was gemacht wird.
- Junge Menschen und Erwachsene begegnen sich mit ihren je eigenen Gaben und Begabungen, mit ihrem je eigenen Erfahrungsschatz und auch ihren Defiziten auf Augenhöhe – anstelle von: Die Kinder und Jugendlichen müssen erst noch lernen und erwachsen werden, bevor man sie bei den Erwachsenen ernst nimmt.
- Jugendliche können prüfen, ob christlicher Glaube und die Aktivitäten in Gemeinden, Jugendverbänden und Dekanaten etwas für sie und ihr Leben ist – anstelle von: Wir prüfen euch und primär euer Wissen, ob ihr bei uns auch wirklich mitmachen dürft.
- Jugendliche erleben in der Konfi-Zeit die Vielfalt evangelischer, insbesondere auch jugendgemäßer Spiritualität und gestalten diese mit – anstelle von: Die Konfis müssen mindestens 25 Mal im Sonntagsgottesdienst der Gemeinde erscheinen.
Damit einher geht auch eine Verständnisverschiebung in Bezug auf Versprechen und den Segen bei der Konfirmation. Das Versprechen gilt natürlich weiterhin Jesus und der Gemeinde. Aber letztere wird weniger als Gemeinschaft der längst alles Wissenden verstanden, wie sie sich eben gerade jetzt hier vor Ort zeigt, sondern als Gemeinde im Werden, in der anhaltenden Gottsuche und in der notwendigen, permanenten Veränderung.
Der Segen markiert nicht den Aufstieg in den Status als erwachsenes, vollwertiges Gemeindeglied, sondern ist Stärkung für den eigenen, oft verschlungenen Glaubens- und Lebensweg in und außerhalb dieser weit über die Ortsgemeinde hinausgehenden Gemeinschaft.
Warum noch konfirmieren lassen?
Die Konfi-Studien belegen, dass immer weniger Jugendliche zu Kurs und Konfirmation kommen, weil es die Eltern sagen, es in der Familie immer schon so war oder es vor Ort einfach üblich ist.
Konfis heute lassen sich konfirmieren, weil sie selbst es wollen.
Das ist gut so und korrespondiert mit dem evangelischen Freiheitsverständnis. Und es ist mehr als erfreulich, dass Konfi-Arbeit in immer mehr Gemeinden und Dekanaten so gestaltet wird, dass die Jugendlichen genau dafür sehr gute Gründe haben.
Kommentare
Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.
Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.
Anmelden