"Man merkt schon, dass Bayern eine von den reichen Kirchen ist", sagt Ulrike Trautwein, als die Gruppe wieder im Bus sitzt. Sie ist beeindruckt davon, welche Millionensumme die bayerische evangelische Kirche in die Flüchtlingsarbeit steckt. Sie komme ja aus einer eher finanzschwachen Kirche, erklärt die Berliner Generalsuperintendentin. Ihre Amtsbezeichnung entspricht der einer evangelischen Regionalbischöfin in Bayern oder eines Probstes in Mitteldeutschland, in Baden wäre sie Prälatin.

Zusammen mit etwa 25 Amtskollegen aus der gesamten evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat sich Trautwein gerade die zentrale Erstaufnahmeeinrichtung in Zirndorf angesehen. Man hat sich von Gemeindediakon Erwin Bartsch die Schule für die Flüchtlingskinder zeigen lassen. Fachbereichsleiter Michael Münchow und Einrichtungsleiter Werner Staritz haben über die derzeitige Lage im Zirndorfer Lager gesprochen. Dort, wo im vergangenen Herbst wochenlang täglich 300 Flüchtlinge ankamen, hat sich die Lage erst mal stabilisiert.

Das Thema Flüchtlinge beschäftigt alle Landeskirchen derzeit sehr stark, haben die Regionalbischöfe bei dem Treffen festgestellt, das sie diesmal in Bayern bei den Nürnberger Regionalbischöfen abgehalten haben. Aber im Osten der Republik, gibt der Probst aus Halle-Wittenberg (Evangelische Kirche in Mitteldeutschland), Johann Schneider, zu bedenken, hat die Aufnahme von Flüchtlingen nicht so eine lange Tradition wie in Westdeutschland.

Dazu kommt, dass auch die Rolle der Kirche anders ist: Bei gesellschaftlichen Problemen kam man bisher nicht automatisch auf sie zu, um sie als Bündnispartner zu gewinnen. Aber das ändere sich, stellt Schneider fest. Wenn es Streit über Flüchtlingsunterkünfte in den Orten gibt, ist die Kirche meist die einzige Institution, die einen Versammlungsraum hat, in dem Informationsveranstaltungen stattfinden können.

Die Kirche in Württemberg ist dagegen immer schon ein selbstverständlicher Player in der Flüchtlingsarbeit, geht aus dem hervor, was Harald Stumpf aus Heilbronn berichtet. Gerade das Diakonische Werk kann sich hier einbringen. Der Kollege aus dem hohen Norden, Detlef Klahr, ist bei der Zusammenkunft mit den anderen Regionalbischöfen auf die Frage der Taufe von Flüchtlingen gestoßen. Von den anderen Kirchen will er lernen, wie die mit einem echten Taufwunsch umgehen, welchen Unterricht es gibt und wie man damit umgeht, wenn Asylbehörden den neuen Christen einer "Glaubensprüfung" unterziehen wollen.

Ein Modell der Taufvorbereitung hat ihm beim Treffen der Regionalbischöfe das Regionalbischofspaar Stefan Ark Nitsche und Elisabeth Hann von Weyhern vorgestellt. Die beiden Gastgeber der Konferenz, die bisher im Zweijahresrhythmus stattfand und nun jährlich sein soll, haben den "reizenden, unkomplizierten Kollegen", wie es Elisabeth Hann von Weyhern beschreibt, den Rahmen für den Erfahrungsaustausch vorbereitet. Darin geht es um den bevorstehenden Ruhestand der Pfarrerkollegen aus den geburtenstarken Jahrgängen ebenso wie um das Werben um den Theologennachwuchs. Das Reformationsjubiläum im kommenden Jahr stand auf der Agenda. Natürlich ging es um die Unterschiede zwischen den säkularisierten Gebieten im Osten mit acht Prozent Kirchenmitgliedschaft und den (noch) stabilen Zuständen wie bei Landessuperintendent Klahr mit 75 Prozent Christen in seinem Sprengel, Ostfriesland-Ems, davon 320.000 Evangelische, wie er erzählt.

In seinem Kirchengebiet seien die Regionalbischöfe "Einzelkämpfer, jeder für sich", sagt Klahr im Bus auf der Rückfahrt von der Zirndorfer Flüchtlingsunterkunft nach Nürnberg. Bei der Zusammenkunft der Amtskollegen stellt er fest, dass alle das Gleiche wollen: "Wir alle wollen die Kirche in die Zukunft führen."