Die Nachfolgerin von Heinrich Bedford-Strohm kommt aus Westfalen. Wie bereits nach dem ersten Wahlgang der Ratswahl vermutet, hört die neue EKD-Ratsvorsitzende auf den Namen Annette Kurschus Doch wer ist das eigentlich? Und wofür steht sie?

Lebenslauf der neuen EKD-Ratsvorsitzenden Annette Kurschus

Zunächst die Fakten: Annette Kurschus wurde am 14. Februar 1963 in Rotenburg an der Fulda geboren. Sie studierte kurz Medizin und wechselte dann zur Evangelischen Theologie.

Nach Stationen als Vikarin und Gemeindepfarrerin im Kirchenkreis Siegen wurde sie 2005 Superintendentin des Kreises im pietistisch geprägten Siegerland. Dieses Amt hatte sie sieben Jahre lang inne. 

Seit März 2012 ist Kurschus Präses der westfälischen Landeskirche. Seit November 2015 ist sie Stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), seit 2016 Beauftragte des Rates der EKD für die Beziehungen zu den polnischen Kirchen.

Zudem ist sie seit 2017 Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bibelgesellschaft. Bereits seit 2014 gibt sie das evangelischen Magazin chrismon mit heraus. 

Annette Kurschus
Die neue EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus.

Dafür steht Annette Kurschus

Annette Kurschus gilt als exzellente Predigerin, die besonders einfühlsam und angemessen zu Katastrophen sprechen kann. Sie wurde 2021 mit dem Ökumenischen Predigtpreis in der Kategorie "Lebenswerk" ausgezeichnet. Kurschus predigte beispielsweise im Jahr 2015 beim Gedenkgottesdienst für die Opfer des Germanwings-Absturzes im Kölner Dom und zu Ostern 2020 im ZDF-Gottesdienst während des ersten Corona-Lockdowns

Auch Klimapolitik ist ihr wichtig. So sagte Kurschus im September, die Klimafrage gehöre in die Mitte der Gesellschaft, der Kirche und der Gottesdienste. "Weltweit nehmen Dürren, Fluten und Hungerkatastrophen zu, auch das Artensterben gehört zu den Folgen der Klimaveränderungen", so  die damalige stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd).

"Es geht hier auch um die Frage, ob wir nachfolgenden Generationen eine ausgebeutete Welt hinterlassen wollen, in der man ständig mit Naturkatastrophen rechnen muss."

Im Vorfeld der Synode nannte Kurschus außerdem die Entwicklung verlässlicher Finanzstrukturen, eine stärkere Einbindung der jungen Generation, Digitalisierung und eine Besinnung auf die Quellen des christlichen Glaubens als wichtige Themen. 

Wie wird Annette Kurschus ihr neues Amt ausfüllen?

Sie will:

"Mit profilierten Gesichtern und orientierenden Stimmen in unserer Gesellschaft prominent sichtbar und hörbar sein - erkennbar im Evangelium gegründet."

Und sie will:

"Klare protestantische Akzente einbringen in die aktuellen  gesellschaftlichen Diskurse - mit unverhandelbarer Option für die Schwachen."

Die Themen, die ihr Vorgänger Heinrich Bedford-Strohm bespielte, dürften sich dabei kaum ändern: Kurschus setzt sich in ihren bisherigen Spitzenämtern vehement für die Aufnahme von Flüchtlingen ein und steht entschieden gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus. Beim Dortmunder Kirchentag 2019 etwa unterstützte sie die Entscheidung, AfD-Funktionären kein "Podium für ihre populistische Propaganda" zu bieten.

Ein wichtiges Thema ist für Kurschus auch Solidarität mit "Verliererinnen und Abgehängten". Die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals will sie zur "Chefinnensache" machen. Es gehe um verbindliche Strukturen und Konzepte, damit solche Taten nicht mehr passieren könnten.

(mit Material vom epd)