In ihren Predigten zum neuen Jahr haben die bayerischen Bischöfe einen weiten Bogen von der Bewahrung des Friedens und Klimaschutz bis hin zur Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der Kirche gespannt. In vielen Gottesdiensten und Neujahrsbotschaften stand die christliche Jahrslosung für 2019 "Suche Frieden und jage ihm nach" (Psalm 34) im Mittelpunkt. 

Friede könne nur entstehen, wo "die Spirale der Gewalt" unterbrochen wird, betonte der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm in einer Erklärung. Noch immer sei Deutschland der viertgrößte Waffenexporteur der Welt, beklagte der evangelische Theologe. Wo Waffen nicht national oder international zur polizeilichen Sicherung des Rechts verwendet würden, verbreiteten sie vor allem Schrecken. 

Breit-Keßler: Friede braucht Kompromisse 

Die Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler legte in ihrer Neujahrspredigt den Menschen ans Herz, friedfertig und kompromissbereit miteinander umzugehen. Wenn ein Mensch bei einem Konflikt auf seiner eigenen Position beharre, sei eine Lösung längst nicht in Sicht. Dann sei keinerlei Bewegung zu spüren, sondern nur eisige Härte, Verbissenheit und Sturköpfigkeit. 

Marx: Kirche muss sich erneuern 

Kardinal Reinhard Marx rief zum Jahreswechsel zu einer Erneuerung der Kirche nach dem Missbrauchsskandal auf. Diese Notwendigkeit ergebe sich angesichts des Versagens und der Unfähigkeit der Kirche, auf die Herausforderungen und Missstände angemessen zu reagieren. Neben der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle und der Prävention müsse es jetzt deshalb auch um die "Rolle und Gestalt des priesterlichen und bischöflichen Dienstes" und eine Kultur der Beteiligung und Mitverantwortung aller Christen gehen. 

Hanke fordert Aufklärung von Missbrauchsfällen

Der Eichstätter katholische Bischof Gregor Maria Hanke forderte die Bereitschaft zur bedingungslosen Aufklärung der Missbrauchsfälle. Zu lange hätten die Opfer kein Gehör gefunden und noch weniger Gerechtigkeit und Solidarität angesichts des ihnen zugefügten Leids.

Schick: Kirche ist nicht "heiliger Rest"

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick rief dazu auf, Strukturen in der Kirche zu verändern, "die solche Taten begünstigen oder decken". Die Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen sei so authentisch und überzeugend wie jeder einzelne Gläubige authentisch sei. Das Jahr 2019 werde im Erzbistum Bamberg unter dem Motto "Getauft und gesendet" stehen, kündigte Schick an. Die Kirche dürfe sich nicht damit abfinden, "heiliger Rest" zu sein, sondern müsse die Botschaft Christi weitergeben, die Vertrauen, Hoffnung und Liebe schenke. Und Christen sollten "von den christlichen Werten wie Ehrlichkeit, Respekt, Rücksicht und dem Einsatz für das Gemeinwohl und die Schöpfung" sprechen.

Nitsche warnt vor Folgen des Klimawandels

Der Nürnberger evangelische Regionalbischof Stefan Ark Nitsche ging auf die Folgen des Klimawandels und der gesellschaftlichen Veränderungen ein. Die klimatische Atmosphäre wie auch das gesellschaftliche und zwischenmenschliche Klima seien einem "starken Veränderungsdruck" ausgesetzt. Die Gefahr, dass die Gesellschaft in Einzelteile zerfällt und immer mehr Menschen "abgehängt" werden, sei zunehmend sichtbar. Eckdaten für eine "heilende und heilsame Therapie" gegen diese Entwicklungen finden sich Nitsche zufolge in den Kernaussagen der biblischen Botschaft - der Kraft des Vertrauens, des Versprechens und der Vertrauenswürdigkeit.