Die Kirchen stellen das Jahr 2019 unter das Bibelwort "Suche Frieden und jage ihm nach!" (Psalm 34,15). Das Wort ist Aufruf und Appell. Denn die Friedensarbeit ist 400 Jahre nach Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges und 100 Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs keineswegs erledigt. Sie bleibt Aufgabe für die Gegenwart und Zukunft.
Die Texte für die Jahreslosung werden von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen (ÖAB) ausgewählt. Nur wenigen ist bekannt, dass die Jahreslosungen während des Nationalsozialismus entstanden. Initiator war der Pfarrer und Liederdichter Otto Riethmüller (1889-1939), der zur Bekennenden Kirche gehörte. Als Direktor des Reichsverbands der evangelischen Jugend wollte er den NS-Parolen einen Bibelvers entgegenstellen und begründete im Jahr 1934 die Tradition der Jahreslosungen.
Für das heutige Auswahlverfahren reichen die Mitgliedsverbände jeweils zwei Vorschläge ein. Die Mitgliederversammlung diskutiert dann in vier Gruppen die Spruchvorschläge. Jede Gruppe einigt sich auf zwei Vorschläge, die im Plenum zur Abstimmung gestellt werden. Der Vers mit der absoluten Mehrheit wird schließlich zur Jahreslosung. Zur Arbeitsgemeinschaft gehören 20 evangelische und katholische Mitgliedsverbände aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich.
Jahreslosungen 2017 bis 2021
Die Jahreslosungen werden lange Zeit im Voraus bestimmt, um Gemeinden und Einrichtungen die Möglichkeit zu geben, ein Programm auszuarbeiten. Für das Jahr 2016 wurde "Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet" (Jesaia 66,13) ausgesucht. Für 2017, das Jahr des 500. Reformationsjubiläums, fiel die Wahl auf "Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch" (Hesekiel 36,26). Das Jahr 2018 stand unter dem Motto: "Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst" (Offenbarung 21,6).
Auch die künftigen Jahreslosungen stehen schon fest. Im Jahr 2020 lautet die Jahreslosung "Ich glaube; hilf meinem Unglauben!" (Markus 9,24); für das Jahr 2021 ist der Text der Jahreslosung: "Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!" (Lukas 6,36).
Wesentlich älter als die Jahreslosungen sind die täglichen Losungen der Herrnhuter Brüdergemeine. Seit über 270 Jahren zieht ein Mitglied dieser Glaubensgemeinschaft ein Bibelwort für jeden Tag aus einer silbernen Schale – ähnlich einer Lotterie. Die so ermittelten Worte werden bis heute als Tageslosungen in einem Sammelband veröffentlicht und sind Richtschnur für den Alltag vieler Christen.
Zum Psalm 34: Suche Frieden und jage ihm nach
In Psalm 34,15 heißt es: "Lass ab vom Bösen und tu Gutes; suche Frieden und jage ihm nach!". Böses lassen, Gutes tun und Frieden suchen – das ist ein löbliches Vorhaben. Doch wie kann dieser gute Vorsatz gelebt werden?
Der 34. Psalm wurde lange dem alttestamentlichen König David zugeschrieben. Er gehört in die Reihe der Dankesgebete. Das Besondere: Jeder Vers beginnt mit einem neuen Buchstaben des hebräischen Alphabets. Damit bietet der Psalm zugleich eine Lern- und Meditationshilfe.
Der erste Vers des Psalms ist erklärungsbedürftig, dort steht: "Von David, als er sich vor Abimelech wahnsinnig stellte und dieser ihn fortjagte und er ging" (Psalm 34,1). Worum geht es? David ist vor Saul geflohen und gelangt in eine Stadt der Philister, von denen er zuvor viele getötet hat und deren Rache er nun fürchten muss. Um den Stadtkönig Abimelech zu täuschen, tut David so, als sei er wahnsinnig. Daraufhin wird er vom König verjagt mit der Bemerkung, er sei schon von genügend Verrückten umgeben.
Der Psalm 34 beginnt nicht mit einer Forderung – sondern mit einem dankbaren Gotteslob. Die Stimme dankt dafür, dass Gott in sein Leben eingegriffen hat, ihn von seiner Angst befreit und in seine Obhut genommen hat. Das Gebet bringt den Dank für die Rettung zum Ausdruck – und die Sehnsucht nach Frieden und Schutz.
Die Verse 13 bis 17 des Psalms 34 werden im dritten Kapitel des Ersten Petrusbriefes zitiert als Richtschnur für das praktische Glaubensleben. Sie wurden später vom heiligen Benedikt von Nursia aufgegriffen als positive Lehrsätze für Menschen.
Der Psalm lädt die Menschen dazu ein, den Frieden zu suchen – nicht nur mit sich selbst und den Mitmenschen, sondern auch der sie umgebenden Welt und mit ihrem Gott. "Wer möchte gern gut leben und schöne Tage sehen?" heißt es in dem Psalm, und darauf folgt die Antwort:
"Bewahre deine Zunge vor Bösem und deine Lippen vor betrügerischer Rede; lass ab vom Bösen und tue Gutes, suche Frieden und jage ihm nach!"