Die Münchner Richterin Tanja Keller (54) ist Mitglied der bayerischen Landessynode. Im Kurzinterview spricht sie über Kirche, Religion und die Aufgaben der evangelischen Landessynode. Keller wurde bei der Landessynode 2020 in Geiselwind in den Landessynodalausschuss gewählt.

 

Was reizt Sie am Amt der evangelischen Synodalin?

Es ist dringend an der Zeit, dass wir etwas verändern, das haben auch die Wahlen gezeigt, zwei Drittel der Landessynode ist neu im Amt, insgesamt ist die Synode deutlich jünger geworden, mit einer Alterspräsidentin von 67 Jahren. Ich habe derzeit einen guten Einblick in ganz unterschiedliche Ebenen der Kirche – von Gemeinde über Prodekanat bis zum Dekanat und auch über meinen Beruf als Richterin am Arbeitsgericht ein Fachwissen, dass hierbei hilfreich sein kann. Dieses Wissen möchte ich meiner Kirche auch auf Landesebene zur Verfügung stellen und finde als Juristin natürlich auch die parlamentarische Arbeitsweise in der Landessynode spannend.

 

Wie schätzen Sie die Zukunft der evangelischen Kirche ein?

Ich habe in meinem eigenen Leben erfahren, wie viel Kraft und Stärke die gelebte Gemeinschaft in der Kirche geben kann. Ich bin überzeugt, dass sich die evangelische Kirche über ihre Zukunft keine Sorgen machen muss, wenn das bei den Menschen wirklich ankommt. Viele Menschen haben sich abgewendet, weil sie schlechte Erfahrungen mit Kirche gemacht haben und die große Aufgabe ist es, diese Menschen zu erreichen.

 

Woran mangelt es in der Organisation Kirche am meisten?

Ich glaube, wir stehen uns manchmal selbst im Weg. Es gibt so eine breite Vielfalt, so viele Möglichkeiten in unserer Kirche, wir brauchen kein schwarz-weiß, sondern müssen dieses bunte Leben zulassen und dürfen ihm keine Steine in den Weg legen. Wir müssen aber genauso auch zeigen, dass wir bei bestimmten Themen eine ganz klare Meinung haben und uns da auch nicht beirren lassen, wenn uns ein kalter Wind entgegenweht, sondern uns klar und mutig diesen Diskussionen stellen.

 

Wer gehört zum Landessynodalausschuss der bayerischen evangelischen Landessynode?

In den Landessynodalausschuss (LSA) der bayerischen evangelischen Kirche wurden als Nichtordinierte ("Laien") gewählt:  MdL Barbara Becker (51) aus Wiesenbronn, Stellv. Landrätin Christina Flauder (56) aus Kulmbach, Jugendsynodale Julia Fuchs (24) aus Behringersdorf, Hochschullehrer Karl Georg Haubelt (55) aus Amberg, Vors. Richterin Tanja Keller (54) aus München, Geschäftsführer Joachim Pietzcker (63) aus Schnaittach, Vors. Richterin i.R. Beate Schabert-Zeidler (67) aus Augsburg; als Ordinierte: Pfarrerin Kathrin Neeb (54) aus Ebersdorf bei Coburg, Pfarrer Wolfgang Oertel (53) aus Untersteinach, Pfarrer Norbert Roth (46) aus München, Dekan Klaus Schlicker (53) aus Windsbach, sowie Pfarrerin Christine Stradtner (51) aus Martinsheim. Die Präsidentin der Landessynode und die beiden Vizepräsidenten sind geborene Mitglieder des LSA. Der LSA führt die Geschäfte der Landessynode zwischen ihren Tagungen. Er ist ein eigenständiges kirchenleitendes Organ neben der Landessynode, dem Landeskirchenrat und dem Landesbischof.