Am 7. Mai beginnt das Konklave – die von Traditionen bestimmte, von vielen Spekulationen und noch mehr Mythen umwehte Papstwahl hinter verschlossenen Türen im Vatikan. Der oscarprämierte Film "Konklave" mit Ralph Fiennes in der Hauptrolle spült den Streaming-Diensten gerade viel Geld in die Kassen. Bereits seit November in den Kinos sehr erfolgreich, hat der Tod von Papst Franziskus dem Film neue Nachfrage beschert.

Was nun geschieht, zeigt "Konklave" fantasievoll, aber, so sagen Vatikanologen, nicht völlig falsch.

Als Franziskus am 21. April starb, gehörten dem Kardinalskollegium 252 ältere bis sehr alte Männer an. Nur 135 von ihnen dürfen nun wählen: diejenigen, die an dem Tag noch keine 80 waren. Zwei von ihnen haben aus Gesundheitsgründen bereits abgesagt. Von den 133 verbleibenden Wahlkardinälen hat Franziskus 108 ernannt, 20 kamen erst im vergangenen Dezember dazu.

Die kleine Schar der Kardinäle wirkt als "Dreh- und Angelpunkte" der katholischen Kirche

In seiner Predigt zu dieser jüngsten Kardinalserhebung erinnerte Franziskus an die Wurzel des Worts "Kardinal". Das lateinische "cardo" bezeichnet nicht nur eine Straßenhauptachse römischer Städte, es ist auch das Scharnier einer Tür: Die kleine Schar der Kardinäle wirkt als "Dreh- und Angelpunkte" der katholischen Kirche.

Aber was denken sie, die Kardinäle, wo stehen sie (kirchen)politisch? ­collegeofcardinalsreport.com, eine Website katholischer Wissenschaftler und Journalisten, hat zusammengetragen, was die Purpurträger zu wichtigen Fragen wie dem Synodalen Weg, beim Frauen­diakonat oder beim Klimaschutz meinen. Auf diesen Daten basiert auch der deutschsprachige "Kardinal-O-Mat".

Als "papapile" gelten jene Kirchenmänner, denen man es zutraut, das Papstamt auszufüllen. Favorit praktisch aller Buchmacher ist der Italiener Pietro Parolin (70), Kardinalstaatssekretär seit 2013. Der diplomatisch versierte "Außenminister" von Papst Franziskus dürfte auch das Konklave leiten.

Er gilt in der katholischen Kirche als vergleichsweise "progressiv". Doch ein alter Spruch hat sich schon oft bewahrheitet: "Wer als Papst ins Konklave hineingeht, kommt als Kardinal heraus".

Wer steht bei den Buchmachern oben auf dem Zettel?

Matteo Zuppi (69), der Erzbischof von Bologna, vertritt noch liberalere Ansichten. Er steht ebenfalls hoch auf den Wettlisten. Doch Franziskus hat in seinem Pontifikat viele neue Purpurträger von außerhalb Europas berufen. Das könnte zu Überraschungen beim Wahlausgang führen.

Hoch gehandelt wird einerseits der philippinische Kurienkardinal Luis Antonio Tagle (67), den viel mit Franziskus verbindet. Doch auch den sehr konservativen Afrikanern Robert Sarah (79) aus Guinea oder dem Ghanaer Peter Turkson (76) werden durchaus gute Chancen eingeräumt. Beide kommen aus sehr kleinen Verhältnissen, sind Gegner von "Gender-Ideologie" und islamkritisch.

Der Film "Konklave" endet mit einer eher "woken", fürs westlich-liberale Publikum gedachten Pointe. Das Ergebnis des nächsten echten Konklaves könnte – dem Pendelschwung der aktuellen politischen Weltklimakrise folgend – vielleicht ganz anders aussehen.

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