Die Bedeutung von Weihnachten für ein friedliches Zusammenleben der Menschen und Religionen haben die bayerischen Bischöfe in den Mittelpunkt ihrer Predigten gestellt. Die Weihnachtsbotschaft verändere die Welt und setzte Nationalismus, Menschenfeindlichkeit und dem Aufhetzen der Menschen untereinander ein Ende, betonte der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm in der Münchner Matthäuskirche. Weihnachten verändere aber auch das persönliche Leben der Menschen. Wie die armen Hirten, die als aus ihrer Einsamkeit und ihrem täglichen Existenzkampf die ersten Zeugen der Geburt Jesu waren, könnten alle Menschen mit ihren Sorgen an die Krippe kommen.

In seiner Weihnachtspredigt rief Kardinal Reinhard Marx die Christen auf, Gräben zwischen Menschen und Religionen zu überwinden. Denn das in Bethlehem geborene Kind sei das "große Ja-Wort Gottes " zum Leben aller Menschen und eine Quelle des Mutes gegen jeden Missbrauch der Religion, sagte Marx im Münchner Dom. Mit Blick auf die Weihnachtsbotschaft sei weder eine "fundamentalistische Religion" möglich, noch könne der Glaube auf ein "Traditionschristentum" reduziert werden.

Im Bamberger Dom rief Erzbischof Ludwig Schick die Christen auf, eine "weltweit geltende Werteordnung" zu schaffen und sich zur globalen Verantwortung zu bekennen. Das bedeute, dass Naturressourcen und Bodenschätze allen Menschen nutzen sollten. Das Kind in der Krippe verpflichte, die Menschenrechte und die Freiheit und Gleichheit aller Menschen, auch vor Islamisten, Terroristen oder Fundamentalisten zu verteidigen.

Weihnachten erinnert an Verletzlichkeit des Menschen

Für den katholischen Würzburger Bischof Franz Jung ist gerade Weihnachten ein Ort, an dem man "über Verletzlichkeit sprechen kann und sprechen muss". Denn Gott mache sich in der Menschwerdung verwundbar, er werde ein hilfs- und schutzbedürftiges Menschenkind. Auch die Opfer von sexuellem Missbrauch in der Kirche seien häufig verletzliche Kinder gewesen. "Der Begriff von Heiligkeit und Perfektion führte dazu, mit Verfehlungen in den eigenen Reihen nicht zu rechnen, und wenn sie vorkamen, sie nicht wahrnehmen zu wollen," sagte Jung.

Auf die Macht der Worte ging die evangelischen Ansbach-Würzburger Regionalbischöfin Gisela Bornowski ein. An Weihnachten spreche Gott die Menschen neu an und mache deutlich, wie er verstanden werden will. Worte unter Menschen könnten aber auch eine zerstörerische Macht haben und das Miteinander vergiften. Fake-News gaukelten eine Wirklichkeit vor, die es nicht gibt, Hass-Mails könnten Leben zerstören und Menschen vernichten: "Im Anfang war das Wort und es ist nicht mehr aufzuhalten."

Mit Menschen, die Weihnachten unterwegs sind, hat die Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler eine Andacht bei der Bahnhofsmission im Münchner Hauptbahnhof gefeiert. Jeder Mensch habe einen Platz an der Krippe, auch wenn er selbst keine Bleibe habe. Denn Christus sei nicht in einem Palast oder einer Penthouse-Wohnung, sondern in einem Stall geboren. Die Menschen seien Gott so wichtig, dass er auf allen Prunk und Protz verzichte. "Gott wird Menschen und zeigt uns damit, dass er ganz und gar auf unserer Seite steht", betonte Breit-Keßler. Jeder Mensch habe eine Beziehung zu dem Kind in der Krippe. Diese Beziehung könne so unterschiedlich sein wie die Menschen selbst, sie könne herzlich und freundschaftlich sein, aber auch zweifelnd und unsicher