Die Stadt Erlangen will das 1,5 Grad-Ziel einhalten und hat dafür mit breiter Mehrheit einen Maßnahmenkatalog beschlossen. "Ich kenne nicht so viele Städte, die ähnliche Beschlüsse mit konkreten Maßnahmen unterlegt haben und die im Prozess so weit sind. Wir fangen nicht erst jetzt an, uns Gedanken zu machen", sagte Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) bei einer Pressekonferenz zum "Klima-Aufbruch". 41 Maßnahmen wurden in einem laut Stadt bundesweit bisher einmaligen Beteiligungsprozess entwickelt. 14 sollen bereits im kommenden Jahr umgesetzt werden, weitere ab 2024.

25 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger sowie 31 Stakeholder aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Verwaltung hatten über Monate unter fachlicher Leitung des Forschungsinstituts ifeu aus Heidelberg diskutiert und am Ende über die Maßnahmen abgestimmt. Doch nicht alle Stakeholder haben an der Abstimmung teilgenommen. "Wir konnten nicht zu jeder Maßnahme eine qualifizierte Aussage machen und Enthaltungen waren bei der Abstimmung nicht möglich", sagte Wolfgang Mevenkamp, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Erlangen-Hersbruck-Lauf.

Gar nicht abgestimmt haben laut Empfehlungsbericht des "Klima-Aufbruchs" der Bauernverband, Fridays for Future und die IHK Erlangen, jedoch teilweise Stellungnahmen zu den Maßnahmen abgegeben. Die Kreishandwerkerschaft kritisiert besonders die geplante Reduzierung des innerstädtischen Verkehrs um 75 Prozent bis 2028 und eine Drittnutzerfinanzierung des öffentlichen Nahverkehrs durch ortsansässige Arbeitgeber. "Wir sind nicht glücklich damit, dass alle Maßnahmen die Grundlage des weiteren Handelns bilden sollen", sagte Mevenkamp. "Aber wir werden den weiteren Prozess konstruktiv und kritisch begleiten. Das muss man der Stadt zugutehalten: Sie will auch mit uns weiter im Dialog bleiben."

Inwiefern und wann alle der 41 geplanten Maßnahmen umgesetzt werden können, ist noch nicht klar. Der Oberbürgermeister räumte ein, dass es ohne Unterstützung von Bund und Freistaat weder auf rechtlicher noch auf finanzieller Seite klappen werde. "Alleine schaffen wir es nicht, aber deswegen nichts zu machen, das darf nicht sein", sagte Janik. Zu den Leuchtturmmaßnahmen, die als erstes umgesetzt werden sollen, gehören beispielsweise eine klimaneutrale Verwaltung vor 2030, eine Verstetigung und Ausweitung der Öffentlichkeitsarbeit sowie Ausbau und Dekarbonisierung der Wärmenetze.