In meiner Kindheit gab es in der Fastenzeit kein Fleisch, weil man das halt so gemacht hat. Seit mehreren Jahren bin ich Vegetarierin und auch Süßigkeiten gibt es bei mir eher selten. Dann bin ich über ein Projekt gestolpert, mit dem ich durch mein Fasten nicht nur mir selbst, sondern auch der Umwelt etwas Gutes tun kann: Plastikfasten, Müllfasten oder auch Klimafasten.

Das Klimafasten

Weil mich Umweltthemen schon immer interessiert haben, setzte ich es mir also zum Ziel, meinen Müll zu reduzieren und mich in den 40 Tagen bis Ostern bewusst mit meinem Konsum, meinem Müll und meinen Gewohnheiten auseinanderzusetzen und diese begrenzte Zeit als einen Startschuss zu sehen, einige meiner Gewohnheiten zu hinterfragen und auch langfristig zu ändern.

 

Einen Plan machen

Als ich vor 5 Jahren zum ersten Mal Klimafasten ausprobierte, war ich ziemlich überfordert, wollte zu viel auf einmal und hatte eigentlich gar keinen Plan. Mittlerweile mache ich mir einige Tage vor dem Aschermittwoch Gedanken, worauf ich mich konzentrieren möchte. Keine Plastiktüten mehr benutzen, kürzer Duschen, Produkte ohne Plastikverpackung ausprobieren oder mehr zu Fuß gehen zum Beispiel. Mit einem konkreten Ziel vor Augen fällt es mir leichter, genau dieses umzusetzen.

Ich versuche, mir einige Bereiche meines Lebens vorzunehmen, in denen ich mir eine Veränderung wünsche, beispielsweise meine Ernährung, meinen Kleiderschrank oder mein Badezimmer. Anschließend nehme ich mir Zeit und denke über meine Ressourcen nach. Wie viel Zeit, Geld oder Platz kostet mich das und kann ich es (mir) dauerhaft leisten?

Was gewinne ich damit? Inwiefern bereichert es mein Leben? Diese Gedanken gehören für mich zum Fastenprozess dazu. Genauso wie die Reflexion einige Monate später.

Dieses Jahr wird sich Klimafasten vor allem in meiner Küche abspielen. Ich möchte mich vegan ernähren, aber auch versuchen, wenig Ersatzprodukte zu verwenden, weil diese oft verarbeitete Lebensmittel und natürlich in Plastik verpackt sind. Ich freue mich darauf, neue Gerichte auszuprobieren und so mehr Abwechslung in meinen Speiseplan zu bekommen.

Es ist genug

Wenn es nur eine einzige Sache ist, die ich in eine Gewohnheit verwandeln möchte, auch das ist genug. Jede*r sollte so viel machen, wie er oder sie kann und möchte. Lebensumstände sind unterschiedlich und nicht jedes Budget gibt es her, nur noch im Unverpacktladen einzukaufen. Auf das Auto kann nicht immer verzichtet werden, weil man zum Beispiel ländlich wohnt oder wegen körperlicher Einschränkungen darauf angewiesen ist.

Auch das traditionelle Fleisch-Fasten kann bereits einen großen Unterschied machen. Laut einer aktuellen Studie der UN ist der Fleischkonsum der Hauptantreiber Naturzerstörung. Es muss auch nicht immer der Verzicht sein. Auf einem Spaziergang einen Beutel mitzunehmen und Müll in der Natur einzusammeln leistet auch einen wichtigen Beitrag. Man kann auch mit vermeintlichen Kleinigkeiten etwas bewirken.

Nicht entmutigen lassen

Ich lasse mich schnell entmutigen, wenn etwas nicht so klappt, wie ich es mir vorgestellt habe. In der Fastenzeit werde ich mir aber auch immer wieder bewusst: Es muss nicht immer alles perfekt sein. Jeder kleine Schritt bringt mich persönlich weiter und ich bin auf dem richtigen Weg. Zu stolpern und nicht immer alles sofort richtig zumachen, ist Teil des Prozesses und so ist die Fastenzeit für mich auch ein Prozess, an dessen Ende Ostern steht.

Es ist das Fest der Freude und so freue ich mich jedes Mal am Ostersonntag darüber, was ich geschafft habe, ohne mich von meinen vermeintlichen Fehltritten entmutigen zu lassen.

Anregungen aus dem Netz

Auf Süßigkeiten, Fleisch oder auch Alkohol zu verzichten ist relativ selbsterklärend. Man konsumiert das entsprechende Lebensmittel "einfach" nicht mehr. Beim Klimafasten braucht es aber eine gewisse Vorbereitung. Im Netz gibt es verschiedene Projekte, die beim ganz persönlichen Fasten unterstützen können.

Ökomenische Initative Klimafasten von Brot für die Welt und misereor

Brot für die Welt startet 2022 die Initiative Klimafasten zusammen mit misereor, 17 evangelischen Landeskirchen und katholischen Bistümern. Jede Fastenwoche steht dabei unter einem besonderen Thema wie Verschwendung, Verpackung oder selbst anbauen. Auf der Webseite der Initiative finden sich außerdem Tipps und Anregungen. Der wöchentliche Rhythmus ist gut für alle, die nicht täglich etwas Neues machen möchten oder können und setzt außerdem auf biblische Impulse.

Co2-Challenge in der Metropolregion Nürnberg

In der Metropolregion Nürnberg gibt es die CO2-Challenge seit mehreren Jahren. Sie hat mich ursprünglich auch zum Klimafasten ermuntert. Hier gibt es jeden Tag kleine Challenges und Tipps, die mich in meinem Alltag begleiten. So setze ich mich jeden Tag damit auseinander, bekomme Anregungen, aber auch Unterstützung, dass ich nicht alles perfekt machen muss. Im Blog kann man außerdem über die ganz persönlichen Vorsätze lesen.

Für mich ist das Klimafasten auch in diesem Jahr genau die richtige Lösung, denn diese Art der Beschränkung ist nicht nur Verzicht, sondern eine unheimliche Bereicherung, zumindest für mich und deswegen fällt es mir auch in diesem Jahr nicht schwer, bis Ostern auf Gewohnheiten zu verzichten.