"Aber Jakob zog aus von Beerscheba und machte sich auf den Weg nach Haran und kam an eine Stätte, da blieb er über Nacht, denn die Sonne war untergegangen. Und er nahm einen Stein von der Stätte und legte ihn zu seinen Häupten und legte sich an der Stätte schlafen. Und ihm träumte, und siehe, eine Leiter stand auf Erden, die rührte mit der Spitze an den Himmel, und siehe, die Engel Gottes stiegen daran auf und nieder. Und der HERR stand oben darauf und sprach: Ich bin der HERR, der Gott deines Vaters Abraham, und Isaaks Gott; das Land, darauf du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben."
(1 Mose 28,10-13)

So erzählt die Tora im Buch Bereschit (für Christen das Buch Genesis im Alten Testament) von Jakob und seinem Traum von der Himmelsleiter. Wenn es um Himmelsleitern geht, gibt es in München keinen besseren Ort als das Ignaz Günther-Haus: Es liegt am St.-Jakobs-Platz in unmittelbarer Nachbarschaft zur neuen Münchner Hauptsynagoge "Ohel Jakob" (Zelt Jakobs).

Die Himmelsleiter kommt nicht nur in der Bibel vor. "Himmelsleiter" ist auch der Name der 70. Koransure, womit die "abrahamitischen" Religionen komplett wären. "Himmelsleiter" heißen Straßen, Wege oder Berge – aber vor allem sehr lange Treppen. Und um die geht es hier.

Himmelsleitern: Wo sie in Münchner Häusern zu finden sind

Zu einem typischen Altmünchner Haus gehören nämlich zwei "Ohrwaschln" und eine "Himmelsleiter". "Ohrwaschl" heißt in München, was zum Hören dient und seitlich am Kopf sichtbar absteht. Weiter unten, an der Synagoge vorbei am Sebastiansplatz 7, kann man sich die Seitengiebel ansehen, die damit an einem Münchner Haus gemeint sind.

Ein besonders schönes Paar Ohrwaschln hat übrigens der sogenannte Weinstadl, das ehemalige Stadtschreiberhaus (Burgstraße 5). Am rechten Ohrwaschl ist hier noch der Balken zu sehen, an dem mit einer Seilwinde Waren in den Speicher hinaufgezogen wurden.

Und "Himmelsleitern"? Sie sind die für die ältesten Münchner Bürgerhäuser typischen steilen Treppen, die (ohne wie in heutigen Treppenhäusern die Richtung zu wechseln) schnurgerade nach oben führen und dabei über Zwischenpodeste alle Geschoße des Hauses erschließen.

Himmelsleitern in der Münchner Altstadt

In der Altstadt sind noch einige dieser Münchner Himmelsleitern erhalten – am ehemaligen Anger unter anderem im gleich neben dem neuen jüdischen Gemeindezentrum gelegenen Ignaz-Günther-Haus am St.-Jakobs-Platz. Dass sich hier heute die Verwaltung des Münchner Stadtmuseums befindet, hat für Stadtspaziergänger einen Vorteil: Die Haustüre ist meistens offen. So lässt sich ein unkomplizierter Blick auf eine Münchner Himmelsleitertreppe werfen.

Das Haus wurde vermutlich im 17. Jahrhundert stark umgebaut. Vom spätmittelalterlichen Haus blieb aber die Treppe bis zum 2. Stock erhalten. Ebenso ist bis heute ein kleiner Saal mit einer gotischen gewölbten Balkendecke erhalten. Typisch ist zudem, dass das Haus von Straße (Unterer Anger 30) zu Straße (Oberanger 11) reicht und damit zwei Anwesen verbindet.

Rokoko-Bildhauer Ignaz Günther

Seinen Namen hat das Haus vom bayerischen Rokoko-Bildhauer Ignaz Günther (1725-1775), der hier wohnte und arbeitete. Günther stammt aus Altmannstein (zwischen Altmühltal und Donau) und gilt wegen seiner ausdrucksstarken und lebendigen Figuren als einer der wichtigsten Bildhauer seiner Zeit.

Von ihm stammen u.a. der Corporis Christi-Altar und mehrere Epitaphe im Alten Peter, Portale und Reliefs in der Frauenkirche oder auch die Schutzengelgruppe in der Bürgersaalkirche. An der Fassade befindet sich eine Kopie der Hausmadonna des Künstlers, der er vor allem in (katholisch) kirchlichem Auftrag arbeitete.

Um 1754 eine eigene Werkstatt in München gründen zu können, musste Kurfürst Maximilian III. Joseph zunächst als "hofbefreiten", also zunftfreien Bildhauer anerkennen. 1757 heiratete der Künstler Maria Magdalena Hollmayr, die Tochter eines Silberhändlers aus Huglfing. Für die rasch wachsende Familie (am Ende gingen aus der Ehe neun Kinder hervor) und seine Gesellen brauchte der Künstler Platz.

"Auf offener Gant", also bei einer Zwangsversteigerung, erwarb der Künstler schließlich 1761 das Anwesen am Oberen Anger, um es als Wohnhaus und Werkstatt auszubauen. Ein Schnäppchen in Bestlage: Der Zuschlag erging bei 3.978 Gulden und 23 Kreuzer. Nach heutigen Maßstäben war das trotzdem eine Millionensumme.

Kurzbeschreibung Himmelsleiter im Münchner Ignaz-Günther-Haus

Die Geschichte von Jakob und seinem Traum von der Himmelsleiter erzählt die Tora im Buch Bereschit (für Christen das Buch Genesis im Alten Testament: 1 Mose 28,10-13). Wenn es um Himmelsleitern geht, gibt es in München keinen besseren Ort als das Ignaz Günther-Haus: Es liegt am St.-Jakobs-Platz in unmittelbarer Nachbarschaft zur neuen Münchner Hauptsynagoge "Ohel Jakob" (Zelt Jakobs). Und es birgt in seinem Inneren eine Himmelsleiter, die wie "Ohrwaschln" zu einem typischen Altmünchner Haus gehören.