Das Tagebuch als Quelle und als persönliches Zeugnis - beides geht im "Tagebuch der Anne Frank" Hand in Hand. Und da findet die Germanistin Beate Schäfer es sehr würdig, den "Tag des Tagebuchs" am Geburtstag des jüdischen Mädchens zu feiern. Schäfer hat sich viel mit Tagebüchern beschäftigt und gibt Kurse in kreativem Schreiben.
Im Tagebuch schreiben wir an uns selbst, beschreiben unseren Alltag, formulieren unsere Gefühle und Eindrücke. Besonders für Jugendliche kann das sehr wichtig sein. "Das sind dann die großen Pubertätstagebücher. Man schreibt sich die Gefühle von der Seele und die Leiden." Später ist das vielen zwar peinlich, aber letztendlich war man eben mal so.
Ab 20 ist meistens erstmal Schluss.
Und dann kommen neue Formen, weiß Beate Schäfer: "Im reiferen Tagebuch geht es tatsächlich oft darum, den Alltag zu begleiten, ihn zu reflektieren und ihm einen Resonanzboden zu geben."
Ob alltägliche Ereignisse, Freud und Leid, Stress in der Partnerschaft oder Beobachtungen der Umwelt - viele Menschen nutzen ihr Tagebuch als eine Art Ventil für ihre Befindlichkeit und zur Seelenhygiene. Bleibt die Frage: Handschriftlich oder am Computer tippen? Beate Schäfer will nicht werten, ist aber ganz klar für Papier und Stift, denn sie sieht die Handschrift als zusätzliche Stimme, als persönliche Note an, die beim Tippen verloren geht.
Neben dem allgemeinen Diarium gibt es auch noch projektbezogene Tagebücher – über Reisen, Schwangerschaft und Geburt oder worüber wir uns gefreut haben. Und warum das alles? Um es nachzulesen, sich über sich selbst zu amüsieren und auch um festzustellen, dass man sich an viel gar nicht mehr erinnern kann, was damals so wichtig schien.
Also – egal ob Sie sich ein schönes Buch und den passenden Stift suchen oder in den PC schreiben – Hauptsache regelmäßig. Sie werden von sich selbst überrascht sein!