Am 12. Juni hatte die Jüdin Anne Frank Geburtstag. Zu ihrem 13. schenkte ihr der Vater ein Notizbuch. Das nutzte sie nun als Tagebuch und beschrieb die Erlebnisse und Gedanken zu der Zeit, als sie sich mit ihrer Familie in einem Hinterhaus in Amsterdam vor den Nazis versteckt gehalten hat. Sie starb 1945 im KZ Bergen-Belsen. Aber ihr Tagebuch gilt heute noch als historisches Dokument aus der Zeit des Holocaust. Ihr zu Ehren ist der 12. Juni zum Tag des Tagebuchs erklärt worden.
Tagebücher gibt es, seit Menschen schreiben können und seit es Hefte gibt. Dabei handelt es sich nicht um offizielle Schriftstücke, meist waren sie nicht zur Veröffentlichung gedacht, sondern schlicht eine Erinnerung an persönliche Erlebnisse. Aber die Auswertung der Tagebücher liefert immer wieder interessante Erkenntnisse über Lebensumstände, Gesellschaft und Gedanken von mehr oder weniger berühmten Persönlichkeiten.
Auch heute führen noch - hauptsächlich Frauen - regelmäßig Tagebuch.
Mittlerweile können die Gedanken und Erinnerungen auch online oder als Weblog verfasst werden. Aber in immer mehr Buchhandlungen werden Büchlein mit leeren Seiten angeboten - also ist wohl auch Bedarf da. Die Form bestimmt natürlich jeder selbst: Will ich mein Leben und meine Gedanken öffentlich machen oder lieber für mich behalten?
Wofür die Schreiberinnen und Schreiber sich auch entscheiden: Mehrere Studien haben gezeigt, dass Tagebuchschreiben einen heilenden Effekt haben kann. Besonders wenn es darum geht, schlechte Erfahrungen besser zu verarbeiten. Beim Aufschreiben werden Gefühle - ob gute oder schlechte - festgehalten. Beim Nachlesen erfährt sich der Tagebuchschreiber aus einer anderen Position, nimmt eine andere Perspektive ein. Das kann bewirken, dass sich Probleme leichter lösen lassen.