Anderthalb Stunden die ganz großen Hits: Wie viele das sind, wie zahlreiche Melodien die 1980 gegründete Band schon über die Gehörgänge in die Langzeitgedächtnisse der Musikfans implantiert hat, das wurde vor der malerischen Kulisse des "Roten Tores" in Augsburg wieder einmal deutlich.

Die Tage zuvor hatten sich Künstler wie der schweizerische Songwriter Faber oder der deutsche Pop-Sänger Max Giesinger hier die Klinke in die Hand gegeben. Mit den Evergreens der "Münchener Freiheit" schloss sich der Kreis.

1980 war Sänger Tim Wilhelm gerade mal im Kindergartenalter. Der 46-jährige in Bayreuth aufgewachsene Sänger. Moderator und Schauspieler ersetzte im Jahr 2012 den langjährigen Frontmann Stefan Zauner, der sich vom stetigen Tourleben verabschieden wollte – und gilt für viele Fans der alten Hits immer noch als "der Neue", wobei der energetische Blondschopf mittlerweile auch schon länger in der Band ist, als viele Musikprojekte überhaupt halten.

Frischzellenkur aus Bayreuth

Mit Tim Wilhelm hat die Münchener Freiheit aber eine notwendige Frischzellenkur erhalten, die immer noch wirkt, auch der der "Junge" stramm auf die 50 zugeht. Das letzte verbliebene Gründungsmitglied ist der in München lebende Gitarrist Aron Strobel, der wie in den seligen 80ern immer noch mit wallendem, von einem Ventilator angeblasenen Haar mit seinen Riffs und Soli die von Satzgesang und dicken Keyboardschichten getragenen Songs verfeinert.

Tastenmann Alexander Grünwald, Bassist Michael Kunzi und Schlagzeuger Renard Hatzke sind auch schon seit 1983 dabei. Die anderen Vier lassen Tim Wilhelm die Show bestreiten, während sie grundsolide ihre Parts und die klassischen Songs wie "Tausendmal Du", "Herz aus Glas" oder "Bis wir uns wiedersehn" intonieren.

Wilhelm beweist sich aber nicht nur als charmanter Wirbelwind, der auch mal eng auf Tuchfühlung mit dem Publikum geht oder die historische Stadtbefestigung erklimmt. Er klingt auch fast so wie sein Vorgänger am Mikrofon, wenn auch ein paar Töne tiefer, aber dafür klar und intonationssicher.

Dankbarkeit für Frieden

Und der Profi nutzt seine Präsenz an dem Abend, um auch nachdenkliche Töne vor dem ausverkauften Platz zu äußern: Die Münchener Freiheit sei keine politische Band, sie wolle nicht predigen, erziehen oder sonst einen anderen Zweck verfolgen, als den Menschen mit der Musik Freude und einen schönen Abend zu ermöglichen.

"Aber wir sind uns durchaus bewusst, dass es nicht selbstverständlich ist, wenn wir in aufrührerischen Zeiten wie diesen friedlich miteinander feiern und ein tolles Konzert erleben. Dafür sollten wir alle dankbar sein", gibt er sich bescheiden – und wird von den rund 2000 Fans bejubelt, unter denen erstaunlich viele sind, die sicherlich noch nicht auf der Welt waren, als die Band ihre großen Erfolge feierte.

Dass die "Neue Deutsche Welle", auf deren Höhepunkt die Münchener Freiheit 1982 ihr erstes Album "Umsteiger" vorlegte und mit ihrem eigentlich klassisch-gefälligen Deutschpop automatisch von der Welle erfasst und mitgenommen wurden, ihre Spuren nach wie vor im kollektiven Gedächtnis der Musikhörerschaft fest verankert hat, zeigte im Vorprogramm "Markus".

Der Sänger der NDW-Hymne "Ich will Spaß" legte zu Playback einen knapp halbstündigen Auftritt hin, bei dem neben seinen eigenen Stücken auch Songs der Spider Murphy Gang oder Nena angestimmt wurden.

Der Mittsechziger mimt immer noch den Berufsjugendlichen und wird dabei von seiner Frau Yvonne unterstützt, die dann auch den Frauenpart in der Ballade "Kleine Taschenlampe, brenn" sang. Wenn es einen Wehmutstropfen an diesem Abend gab, dann den, dass Markus sich aus der Konserve, und nicht von der Münchener Freiheit als Band begleiten ließ.

INFO: Der Augsburger Stadtsommer mit seinem kulturell vielfältigen Veranstaltungsreigen läuft noch bis zum Ende der bayerischen Sommerferien.

NDW-Legende "Markus" in Augsburg
NDW-Legende "Markus" in Augsburg.

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