Ein kleiner Junge mit strubbeligen Haaren, ein verstohlener Blick, dann ein staunendes Lächeln: Ludwig van Beethoven ist in der Gegenwart gelandet – mitten in Bayreuth. Was nach einem verrückten Traum klingt, wurde im Sommermusical des Bayreuther Kinder- und Spatzenchores zur mitreißenden Bühnenrealität. "Freunde, Töne, Götterfunken", das Werk des dänischen Komponisten John Høybye, entführte das Publikum in zwei ausverkauften Schulaufführungen und einer öffentlichen Vorstellung auf eine musikalische Reise zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Am Ende standen über 1000 Besucherinnen und Besucher im ZENTRUM – vom Oberbürgermeister bis zum Kleinkind – und spendeten stehende Ovationen. Die Kinder und Jugendlichen des Chores, im Alter von drei bis 14 Jahren, hatten es geschafft: Sie hatten mit Leidenschaft, Können und erstaunlicher Bühnenpräsenz eine Geschichte erzählt, die Generationen verbindet.

Wenn Beethoven Freunde findet

Im Mittelpunkt des Musicals steht ein junger Ludwig van Beethoven, der sich versehentlich aus dem Jahr 1780 in die heutige Zeit verirrt. Verwirrt und neugierig zugleich entdeckt er eine Welt voller Smartphones, Skateboards und Rockmusik. Auf seinem Weg trifft er neue Freunde, wird mit der eigenen Musik im Museum konfrontiert und begegnet – ganz unvorbereitet – seinem späteren Ich als gefeierter Komponist. Es ist eine Geschichte über Freundschaft, Identität und die verbindende Kraft der Musik, die die jungen Sängerinnen und Sänger mit bemerkenswerter Leichtigkeit und Freude erzählten.

"Wir wollen den Kindern nicht nur musikalisches Handwerkszeug mitgeben, sondern auch die Begeisterung für die Musik und die Bühne wecken", sagt Chorleiterin Magdalena Kilian, die die Gesamtleitung des Projekts innehatte. Unterstützt wurde sie von Michaela Beuschel, die für die Regie verantwortlich zeichnete.

Starke Stimmen, starke Bilder

Musikalisch wagte das Ensemble den Spagat zwischen Klassik und Moderne – und landete einen Volltreffer. Alle Stücke des Musicals basierten auf Kompositionen Beethovens, die mit modernen Rhythmen wie Rock, Swing oder Pop kombiniert wurden. So bekam selbst die berühmte 5. Sinfonie einen frischen Sound. Besonders großen Applaus erhielt der Jugendchor "Young Voices", der diese Sinfonie in einem mitreißenden Arrangement für Chor und Band präsentierte.

Begleitet wurden die Chöre von einer Projektband, in der Marie Alcántara (Klavier), Gertraud Schina (Cello), Friederike Wartenberg (Altsaxophon), Ann-Katrin Weiß (E-Bass) und Johannes Kilian (Schlagzeug) für den satten Klangteppich sorgten.

Das Bühnenbild war in diesem Jahr ein besonderer Hingucker. In Kooperation mit Studierenden des Instituts für Fachlehrer unter der Leitung von Sebastian Waßmann entstand ein faszinierendes Szenario, das Beethovens Reise durch Zeit und Raum visuell unterstrich.

Wachstum und Begeisterung

"Als neue Vorsitzende des Fördervereins freue ich mich über den großen Zuspruch für das Musical und besonders über die ehrenamtliche und finanzielle Unterstützung, ohne die solche Projekte nicht möglich wären", betonte Dr. Katja Brzezinski-Hofmann. Und Dr. Carsten Brall, Vorsitzender des Trägervereins, ergänzte: "Wir erleben ein kontinuierliches Wachstum – sowohl bei der Zahl der Kinder als auch bei ihrer sehr starken Leistung. Magdalena Kilian kann die Kinder nicht nur hervorragend ausbilden, sondern auch begeistern."

Ohrwürmer und bleibende Eindrücke

Für viele Kinder im Publikum der Schulaufführungen war es der erste Kontakt mit Beethovens Musik – und sicher nicht der letzte. Mit schwungvollen Liedern, langanhaltenden Ohrwürmern und Spielfreude zogen die Chöre ihre Zuhörer in den Bann. Die jüngsten Sängerinnen und Sänger im Spatzenchor waren gerade einmal drei Jahre alt – und ließen die Herzen der Zuschauer mit ihren Einsätzen höherschlagen.

"Freunde, Töne, Götterfunken" war mehr als ein Musical. Es war ein Beweis für die verbindende Kraft der Musik, für die Freude am gemeinsamen Singen und für das unglaubliche Talent der Kinder und Jugendlichen in Bayreuth. Die Zuschauer verließen das ZENTRUM mit einem Lächeln – und vielleicht summte der ein oder andere noch immer "Freude, schöner Götterfunken" auf dem Heimweg.