Die Festung Marienberg – ein Wahrzeichen Würzburgs und Schauplatz von Aufständen im Frühjahr 1525, die in den sogenannten Bauernkrieg mündeten. "Franken fordert Freiheit*en" heißt die Sonderausstellung des Museums für Franken am Originalschauplatz.
Kuratorin Teresa Novy und das Museumsteam wollen die Ereignisse vor 500 Jahren nicht nur von vielen Seiten beleuchten, sondern auch mit so manchem Mythos aufräumen. Die Festung Würzburg war ein strategischer Schutzpunkt der Obrigkeit im Bauernkrieg und wurde trotz heftiger Angriffe nicht eingenommen. Sie diente als Rückzugsort für den Fürstbischof Konrad von Thüngen und seine Gefolgsleute. Während der Aufstände belagerten Bauern die Festung – diese hielt jedoch stand.
Wofür beziehungsweise für welche Vielfalt das * im Ausstellungstitel steht, erklärt Marketingreferentin Sarah Merabet: " Es gab unterschiedliche und unterschiedlich motivierte Aufständische. Es gab neben den Memminger 12 Artikeln auch an anderen Orten formulierte und veröffentlichte Forderungsschreiben. Es war nicht nur die Forderung, frei zu sein (Abschaffung Leibeigenschaft), sondern es wurden mehrere Freiheiten (Pfarrerwahl, Abschaffung Abgaben, etc.) gefordert, daher der Plural. Nicht zuletzt sprechen wir heute nur noch vom sogenannten Bauernkrieg, es ist belegt, dass es nicht nur die männliche Landbevölkerung war, die aufbegehrt hat. Auch Frauen, Adelige und klerikale Vertreter waren Teil der Aufständischen, die für diese Freiheiten einstanden. Um den Aspekt der Vielfalt unter Aufständischen und Freiheitsforderungen zu unterstreichen, Klischees zu durchbrechen und ein heute gebräuchliches Zeichen für diese Vielfalt zu nutzen, haben wir auf das * bei den Freiheit*en als Stilmittel zurückgegriffen. Wenn darüber gestolpert wird, haben wir alles richtig gemacht – die Antwort findet sich dann beim Ausstellungsbesuch."
Bauernkrieg meist aus Sicht der Obrigkeit erzählt
Gezeigt werden in der für Besucherinnen und Besucher ab zwölf Jahren geeigneten Schau zwar auch einige Schriftstücke wie die Memminger "12 Artikel" in einer Druck-Version aus Würzburg. Neben dem geschichtlichen Kontext, den Städten und der Obrigkeit sind aber vor allem die Aufständischen, deren Lebensbedingungen, ihre Forderungen und Ziele aber der Schwerpunkt der Ausstellung. Dieser Ansatz lässt sich allerdings nur schwer über Objekte abbilden, meint Teresa Novy. "Das meiste, was vom Bauernkrieg geblieben und sich so auch in der Sammlung befindet, stammt aus einem militärischen Kontext und kommt natürlich von der Obrigkeit", sagt die Kuratorin. Ergänzt werden Objekte und Grafiken daher durch neue Schaubilder, die versuchen, auch komplexere Themen und Zusammenhänge einfach zu veranschaulichen.
Ein Herzstück der Ausstellung sind die Mitmachstationen. Keine reine Spielestationen, sondern auch für Erwachsene und Jugendliche Möglichkeiten, sich Wissen aktiv anzueignen. Ein rund 15-minütiges Computerspiel auf einem Touchscreen basiert auf einem hölzernen Modell der Stadt Würzburg, mit dem man ganz nah in das fürstbischöfliche Würzburg eintauchen kann. Hier kann man in die Rolle der fiktiven "Wäscherin Johanna" schlüpfen, die es in ähnlicher Form auch unter der Besatzern der Burg gegeben hat, und mit ihr zwischen Bauernschaft und Soldaten umher wandeln sowie Abenteuer an rekonstruierten Originalschauplätze erleben.
"Der Begriff Bauernkrieg bringt die Geschichte nicht auf den Punkt. Es waren nicht nur Bauern beteiligt, sondern auch Bürger, Geistliche und einige Frauen", erklärt Novy. Zudem richte sich ein "Krieg" in erster Line gegen Dinge, selten gegen Menschen. "Wir sehen also Zerstörungen von Kirchen, Plünderungen von Burgen, Überfälle auf Städte, aber nie mit dem Ziel, adliges Leben zu verrichten." Ihr sei es wichtig gewesen darzustellen, dass der Bauernkrieg nicht nur eine militärische Bewegung war.

Ihr Lieblingsobjekt der Ausstellung ist daher sogar ein bisschen jünger, nämlich aus dem Jahr 1538: eine Almosenkiste einer Stiftung. Sie verdeutliche, es hat sich nach den Aufständen, die im Juni 1525 durch den Sieg des Schwäbischen Bundes beendet wurden, nicht viel verbessert, eher verschlechtert. "Es gab Hinrichtungen, Vertreibungen, Geld- und Leibesstrafen und viele Heimatlose, die vertrieben wurden. Die haben sich in die Städte geflüchtet und haben dort um Almosen gebettelt."
Die Ausstellung bezieht auch Räume der Dauerausstellung mit ein. Daraus sind Waffen und Rüstungen zu sehen, aber neu kontextualisiert mit Tafeln zum Bauernkrieg. Ein besonderes Stück ist das Rohr einer Hakenbüchse mit dem fürstbischöflichen Waffen Wappen von Konrad von Thüngen, die sehr sicher Teil des Arsenals auf der Festung Marienberg war. Dass die Bauern mit Mistgabeln und Schaufeln kämpften, sei ein Mythos. Sie waren mit Schwertern und Rüstungen ausgestattet.
Tilmann Riemenschneider im Blick
Auch im Riemenschneidersaal findet man neue Inhalte zum Thema Kunst um 1525 sowie intensiver Einblicke in das Schicksal Riemenschneiders im Bauernkrieg anbieten. Riemenschneider habe sich gegen die Einquartierung von bischöflichen Soldaten in der Stadt ausgesprochen, aber auch ganz explizit gegen Gewalt jeglicher Art und hat eine friedliche Lösung bevorzugt. Zum Verhängnis sei ihm das Weitergeben von Gerüchten geworden, weshalb er acht Wochen lang eingesperrt wurde. Er musste seine Ämter niederlegen und rund die Hälfte seines Besitzes abgeben.
Fürstbischof Konrad von Thüngen ließ viele Anführer der Bauern hinrichten, darunter auch den bekannten Bauernführer Florian Geyer, dessen genaue Todesumstände allerdings nicht vollständig geklärt sind. Er festigte seine Macht im Hochstift Würzburg nach dem Krieg und galt als harter Gegner reformatorischer Strömungen.
Novy geht davon aus, dass bei dem nächtlichen Sturm auf die Festung etwa 400 Bauern gestorben sind. Es wurden im Anschluss dann aber noch etwa tausend Menschen hingerichtet, die als Sympathisanten galten. Zum Vergleich: In Süddeutschland haben bis zu 100.000 Menschen ihr Leben verloren.
INFO: Zur Sonderausstellung gibt es mehrere Führungen: Einmal liegt der Schwerpunkt auf Bildhauer Tilman Riemenschneider (6. Juli), ein andermal auf der Rolle der Frauen (14. August) oder auch auf den städtischen Unruhen zur Zeit der Bauernkriege (18. September). Die Ausstellung wird bis zum 26. Oktober zu sehen sein.

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