Im Alter von gerade mal 26 Jahren hatte die Tuberkulose den italienischen Komponisten Giovanni Battista Pergolesi dahingerafft. Wenige Wochen vor seinem Tod hatte er sein heute berühmtes Stück "Stabat Mater", eine Vertonung des mittelalterlichen Gedichts, in dem Maria den Schmerz um den gekreuzigten Jesus beklagt, im damals neuartigen "galanten Stil" der Vorklassik fertig gestellt. Bis heute ist es sein bekanntestes Werk, das zahlreiche Komponisten wie Johann Sebastian Bach und Richard Wagner stark beeinflusst hat.

Zeitlose theologische Aussage

Auch Ingeborg Schilffarth kam schon früh mit dieser Musik in Berührung. Aber auch der Text hatte sie stark berührt. "Maria liebt ihren Sohn so sehr, dass sie ihr Leiden bei seinem Anblick am Kreuz aushält. Und Jesus liebt die Menschen so sehr, dass er für sie am Kreuz gestorben ist", fasst sie den Inhalt zusammen und ergänzt, dass dessen theologische Prägung heute teils fremd anmute.

Außerdem bemerkte Schilffarth, dass die für zwei Stimmen und Streicher geschriebene Musik trotz aller Schwere auch zum Tanzen anrege. Da sie selbst gerne nicht nur singt, sondern auch tanzt, begab sie sich auf die Suche nach einer zweiten gleichgesinnten Sängerin und fand die in Augsburg aufgewachsene Sopranistin Mara Maria Möritz. Gemeinsam wurde eine Choreografie entwickelt, die nicht nur dem von Schmerz geprägten Inhalt des voll emotionaler Strahlkraft steckenden Texts angemessen ist, sondern auch gleichzeitig gesungen werden kann.

Für die Musik sorgt das Fürther Elisenquartett mit Anja Schaller und Maria Schalk (Violine), Karoline Hoffmann (Viola) und Irene von Fritsch (Cello). Die durchschnittliche Spielzeit des Stücks von etwa 40 Minuten wird noch einmal mit neuen musikalischen und lyrischen Elementen um rund eine halbe Stunde verlängert. Dazu kommt die Cellistin Kiara Konstantinou, die neben ihrem Instrument noch selbst kreierte elektronische Sounds beisteuert. Michaela Domes, Schauspielerin am Stadttheater Fürth, hat Gedichte der jüdischen Dichterin Hilde Domin eingesprochen, die das Bild ergänzen sollen.

Bühnenbild von Konfirmanden-Helferin

Eine Besonderheit stellt das Bühnenbild dar. Da das Besingen des gekreuzigten Jesus durch die Standorte der Kreuze in St. Michael dramaturgisch nur schwer umzusetzen gewesen sein wollte die Kirchenmusikdirektorin einen eigenen Hintergrund auf rund sechs Quadratmeter Molton malen lassen. Die passende Künstlerin fand sie in den Reihen der Fürther Konfirmanden-Helferinnen und -Helfer: Die 15-jährige Ida Baier erklärte sich bereit, ihre zeitgemäße Version des Leidens Christi darzustellen. "Sie sagte, sie stecke in das Bild so viel emotionalen Schmerz hinein, wie sie empfinden könne", sagt Schilffarth. Schon der Entwurf sei beeindruckend gewesen.

"Stabat Mater" passe nicht nur hervorragend in die Passionszeit. Das Werk sei es wert, neu interpretiert zu werden, ohne es dabei zu verfremden. Ingeborg Schilffarth: "Die zentrale Frage, was die Liebe im Leiden vermag, ist immer aktuell."