Die Gästelisten der Bad Kissinger Kuren weisen schon früh prominente Namen auf: So kamen 1825 der preußische Kultusminister Carl Freiherr vom Stein zum Altenstein, 1837 der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm, später Albertine Mendelssohn, die Schwägerin von Felix Mendelssohn Bartholdy. Als am 10. Juli 1866 während des "Deutschen Krieges" die Schlacht von Kissingen stattfand, in der sich preußische und bayerische Truppen in der Umgebung und in der Stadt heftige, verlustreiche Kämpfe lieferten, war ein Tiefpunkt erreicht.

Doch dann kam am 28. Juni 1889 die deutsche Kaiserin Auguste Victoria, die in Begleitung von Kronprinz Wilhelm und den Prinzen Eitel Friedrich, Adalbert und August Wilhelm zu einem mehrwöchigen Kuraufenthalt anreiste. Und immer wieder – nämlich stolze 14 Mal – Reichskanzler Otto Fürst von Bismarck, der auf Ratschlag seines Arztes 1874 zum ersten Mal "zum Abspecken" nach Kissingen kam.

Aus der ARD bekannte Gruppe

Und jetzt ein Hauch moderne Fernsehgeschichte mit "Babylon Berlin". Millionenhohe Einschaltquoten haben der Serie rund um das Deutschland seit der der Weimarer Republik bis zum Aufstieg der Nazis mittlerweile fünf Staffeln beschert. Immer mittendrin – das Moka Efti Orchestra, eine 14-köpfige Band mit einem Stilmix aus Jazz, Chanson, Swing, lateinamerikanischen Klängen und einer Prise Humor und Klamauk. Die um den Grimme-Preisträger Nikko Weidemann, Mario Kamien und Sebastian Borkowski entstandene Gruppe taucht immer wieder in musikalischen Einlagen auf der Mattscheibe auf und hat sich so seinen eigenen Fankreis erschlossen.

Im fast ausverkauften Max-Littmann-Saal kamen daher auch viele Musikfans, die mit der üblichen Mischung von Barock, Klassik, Romantik bis zur Moderne, für die der "Kissinger Sommer" eigentlich bekannt ist, möglicherweise eher weniger anfangen können. So erschließt man sich neue Hörerkreise!

Nach zwei furios gespielten, schnellen Swings, holte Nikko Weidemann am Piano erstmals Luft, begrüßte das Publikum und betonte, wie ehrwürdig doch dieser Ort sei und welch Ehre man verspüre, hier zu spielen. Im Anschluss erlebte ein immer wieder begeistert mitgehendes Publikum, das bei den Soli der Instrumentalisten eifrig im Anschluss klatschte, eine abwechslungsreiche Revue mit Jazz-Rhythmen, balladesken Einlagen mit Gesang, einer Travestie-Einlage, Anklänge an Bertolt Brecht und Kurt Weill sowie clowneskem Slapstick.

Der "Kissinger Sommer" läuft noch bis zum 21. Juli.

Max-Littmann-Saal
Der Max-Littmann-Saal im Licht des Moka Efti Orchestra. Aufnahmen der Band waren nicht erlaubt.

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden