Auf dem Grundstück der Erlöserkirche in Mainburg (Kreis Kelheim) ist ein neues, multifunktionales Gebäude entstanden. Es soll nicht nur den Evangelischen als Gemeindehaus dienen, sondern ein Ort sein, der allen Menschen unabhängig von Herkunft, Alter und Religion zur Verfügung steht, sagt die frühere Pfarrerin Cornelia Egg-Möwes, die zusammen mit ihrem Mann, Pfarrer Frank Möwes, das Projekt federführend betreut hat. Das neue Haus trägt den Namen "Interkulturelle und interreligiöse Begegnungsstätte (IKIB) Mainburg". Am 15. Oktober wird es bei einem Gottesdienst mit dem Ingolstädter Dekan Thomas Schwarz eingeweiht.

Grundgedanke sei eine Öffnung der Kirchengemeinde hin zur Stadt und zum Umland, sagt Egg-Möwes. Muslime und Katholiken stellen die Mehrheit in der niederbayerischen Stadt in der Hallertau, die einige Autozulieferbetriebe beherbergt. Zudem nehme die Zahl der Konfessions- und Religionslosen zu. "Wenn die kleine Gemeinde in Mainburg überleben will, muss sie sich öffnen. Das haben wir als Notwendigkeit gesehen", sagt die Pfarrerin.

Haus der Kulturen und Religionen

Schon in den vergangenen Jahren haben sich Gruppen aus der Kirchengemeinde sehr für gezielte Maßnahmen zur Förderung der Integrationsarbeit engagiert. Das Café international wurde besonders von Flüchtlingen angenommen. Bisher standen jedoch keine ausreichenden Räumlichkeiten zur Verfügung. Das werde sich nun ändern, heißt es.

Auch die bayerische Landeskirche begrüßt das Projekt und bezuschusst es. Die Bausumme beträgt insgesamt zwei Millionen Euro. Pfarrer Frank Möwes sieht in der Spiritualität des Hauses ein einigendes Band für alle Nationen. Nach eineinhalb Jahren Bauzeit sei ein transparentes Gebäude entstanden, bei dem umweltschonend 70 Kubikmeter Holz verbaut wurden. Auf beiden Stockwerken stehen laut Möwes 180 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Und in den neuen Saal passten 70 Menschen, mehr als dreimal so viel wie im alten Gemeindehaus aus den 1950er-Jahren.

Befürwortet wird das Projekt auch von der Stadt Mainburg. Sie bezuschusst die Begegnungsstätte mit 200.000 Euro. Die gleiche Summe kommt auch vom europäischen LEADER-Programm des Landkreises Kelheim. Geplant sind Aktivitäten zur gemeinschaftlichen Bewältigung von sozialen Problemen in der Region. Durch Informations- und Bildungsangebote sollen die unterschiedlichen Religionen, Sitten und Gebräuche kennengelernt werden.

Für Aktionen und Veranstaltungen für Jung und Alt, für Menschen mit und ohne Behinderung solle das Haus offen sein, sagt Vertrauensmann Jürgen Schwalme vom Kirchenvorstand. Die Räumlichkeiten stehen im rechten Winkel zur Erlöserkirche und sind direkt mit ihr verbunden. Nun sei auch die Kirche ebenerdig begehbar, was Menschen mit Einschränkungen den Zutritt erleichtere.

"Integration und Inklusion sind ein wichtiger Punkt für uns, damit wir zu einem guten Miteinander finden", sagt Schwalme. Er ist seit zehn Jahren Vertrauensmann der Kirchengemeinde. Aufhänger für das Neubauprojekt sei der Beginn der Flüchtlingskrise im Jahr 2015 gewesen, berichtet er. Die Kirchengemeinde gab Deutschkurse, begleitete Flüchtlinge bei Behördengängen. "Dieser Baustein hat sich bis heute erhalten."

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden